Dreijährige Gefängnisstrafe für TSG-Fan nach Augsburger Böllerwurf

Hartes Urteil noch nicht rechtskräftig

Knapp fünf Monate nach der Detonation eines Böllers beim Bundesligaspiel zwischen dem FC Augsburg und der TSG Hoffenheim (1:1) am 11. November 2023 wurde am heutigen Montagnachmittag ein Urteil gesprochen, dass dem Hauptangeklagten womöglich eine lange Gefängnisstrafe beschert. Der Hauptangeklagte, ein 28-jähriger Mann aus dem Raum Göppingen, wurde vom Landgericht Augsburg wegen der Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion sowie gefährlicher Körperverletzung nun zu einer Gefängnisstrafe von drei Jahren verurteilt.

„Es war ein massiver Sprengstoffvorfall“

Richter Christoph Kern

Für den Vorsitzenden Richter Christoph Kern (seit 2022 ehrenamtlicher Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes) war es „kein normaler Pyrotechnikfall im Stadion gewesen“. Vielmehr handelte es sich um „einen massiven Sprengstoffvorfall, der 26.000 Menschen in dem Augsburger Stadion in Terrorangst versetzt habe“.

Mitangeklagte mit Bewährungshaftstrafen

Die drei weiteren Angeklagten, ebenfalls Hoffenheim-Fans, wurden wegen Beihilfe zur Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion sowie gefährlicher Körperverletzung zu Haftstrafen verurteilt, die jedoch zur Bewährung ausgesetzt wurden. Das von der Staatsanwaltschaft geforderte Stadionverbot wollte der Richter nicht aussprechen. Er gab den drei Mittätern, aber eine klare Botschaft mit auf den Weg: „Wenn Sie in ein Stadion gehen, dann schauen Sie, dass Sie sich benehmen, sonst ist die Bewährung weg – sofort!“

Beim Spiel Augsburg gegen Hoffenheim am 11. November 2023 knallte es gewaltig im Gästeblock (Symbolfoto)

Zwölf Personen wurden verletzt

Bei der Explosion des Knallkörpers in der WWK-Arena wurden nach Angaben der Ermittler zwölf Menschen teils erheblich verletzt, darunter auch Kinder. Die Opfer erlitten laut Staatsanwaltschaft Knalltraumata und andere Verletzungen, einige spürten auch Monate danach noch die Folgen des Vorfalls.

Chatprotokolle als Beweisaufnahme

Die Angeklagten waren sich der Explosionskraft ihres Böllers durchaus bewusst. „Der reißt dir deinen ganzen Arm weg“, zitiert der Vorsitzende Richter aus den sichergestellten Chatprotokollen einen der Angeklagten. „Junge da wackelt das Stadion, da scheppert alles zusammen“, schreiben sie weiter.

Tumultartige Szenen auf den Rängen

Die Wirkung der Explosion war offenbar weit über dem normalen Maß solcher Zwischenfälle, die leider auch traurige Realität in den Fußballstadien sind. In diesem Fall sei die Detonation allerdings so laut gewesen, dass er einen Terroranschlag nicht ausgeschlossen habe, meinte ein als Zeuge geladener Polizist, der den Vorfall hautnah miterlebte. Der Beamte, der aus Baden-Württemberg stammt und seit 2009 in zivil die TSG-Fans bei Auswärtsspielen begleitet, sprach nach dem Zwischenfall von tumultartigen Szenen auf den Rängen.

20.000.- Euro Strafe für die TSG

Die TSG Hoffenheim, die vom DFB bereits eine 20.000.-€ Strafe erhielt, hatte noch am Abend des Vorfalls eindeutig Position bezogen und die Beteiligten zudem mit einem lebenslangen Hausverbot belegt. Das heute gefällte Gerichtsurteil ist noch nicht rechtskräftig.

Fotos: Kraichgaufoto

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