Duell ums Überwintern auf einem Champions-League-Platz

1.800 Fans begleiten die TSG zum Spitzenspiel nach Dortmund

Im letzten Spiel des Jahres gastiert die TSG Hoffenheim bei Borussia Dortmund. Die Partie zwischen dem Tabellensechsten und dem Fünften ist am Samstagabend (18.30 Uhr) gleichzeitig das Spitzenspiel des 17. Spieltages. Das Ziel beider Mannschaften ist mit einem Dreier auf einem Champions-League-Platz zu überwintern. Zudem bekommt die Partie in der westfälischen Bierstadt, zu der sich 1.800 Hoffe-Fans auf den Weg machen, aufgrund der Trainerkonstellation eine zusätzliche Brisanz. Zum einen ist da der neue BVB-Coach Peter Stöger, der erstmals im Heimspiel vor über 80.000 Besucher seine Visitenkarte abgibt, und auf der anderen Seite Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann, der als dessen möglicher Nachfolger im nächsten Sommer behandelt wird. Im Vorfeld der Partie gab es von beiden Seiten bei den jeweiligen Pressekonferenzen artig Lob füreinander. Die Vorlage von Stöger („Wer beim BVB irgendwann mal nach mir kommen könnte, dazu habe ich nichts zu sagen. Julian Nagelsmann ist ein super Trainer und ein super Typ. Die Thematik Nagelsmann ist für mich gar keine“) konterte Nagelsmann („Peter Stöger hat 4 ½ Jahre in Köln einen guten Job gemacht. Dort ist medial kein leichtes Pflaster. Im bisherigen Austausch haben wir uns immer gut verstanden“).

Trifft TSG-Torjäger Mark Uth auch in Dortmund? 8 Saisontore hat der gebürtige Kölner bereits auf seinem Konto.

Es hat sich nicht viel verändert - die Qualität ist nach wie vor vorhanden

Schon etwas detaillierter äußerte sich der 30-jährige Fußballlehrer zum nächsten Gegner, den er sich am vergangenen Dienstag beim 2:0-Sieg in Mainz vor Ort selbst angeschaut hat: „Mir sind einige Dinge aufgefallen, die sich schon im ersten Spiel unter Peter Stöger geändert haben. Es ist kein gänzlich neuer BVB, aber sie stehen etwas tiefer und das Gegenpressing ist nicht so betont wie es zuletzt unter Peter Bosz der Fall war. Das Umschalten nach Ballverlust ist wohl die augenscheinlichste Veränderung.“ Zur Verfassung der Schwarz-Gelben sagte Nagelsmann: „Dortmund  war zu Beginn der Saison sehr gut und dann nicht mehr so. Dass sie nicht gerade vor Selbstvertrauen strotzen, hat man in der ersten Halbzeit in Mainz gesehen. Nach dem Führungstreffer wurde das aber auch schnell besser. Man sieht dann schon, dass sie trotz einiger Verletzungen sehr viel Qualität haben und sehr gut kicken können.“

Fehlendes Spielglück und emotionale Erinnerungen an 2013

In den letzten Duellen haben sich die Kraichgauer sehr gut aus der Affäre gezogen. Der TSG-Coach vermisste dabei öfters das nötige „Spielglück“. In den 20 Aufeinandertreffen in Liga und Pokal steht es nach Siegen deutlich mit 9:4 für die Borussen. An den einzigen Erfolg im Dortmunder Fußballtempel am 13. Mai 2013 kann sich jeder Hoffe-Fan noch erinnern. Die TSG siegte durch zwei Elfmetertore von Sejad Salihovic und feierte anschließend nach dem Erfolg in der Relegation über Kaiserslautern den Klassenerhalt. Nagelsmann, der damals zum Trainerteam von Markus Gisdol zählte, rückblickend: „Wir hatten eigentlich schon unsere Koffer für die 2. Liga gepackt. Zur Halbzeit hätte es schon 6:0 für den BVB stehen können. Die zweite Halbzeit war dann völlig verrückt - zwei Elfmeter, zwei Tore, Großkreutz im BVB-Tor und der zurückgenommene 2:2-Ausgleich der Dortmunder in der Nachspielzeit durch Lewandowski. Dem Linienrichter von damals klingeln wahrscheinlich heute noch die Ohren. Das war schon Wahnsinn, aber so viel Emotion brauche ich nicht zwingend ständig. Für meine Haare und die Geheimratsecken war das kein gutes Spiel.“

Ist es für TSG-Trainer Julian Nagelsmann am Samstag ein Spiel wie jedes andere auch?

Sportlich auf Augenhöhe - im Gesamtpaket nicht

Auf die Frage, ob er die TSG bereits zum BVB auf eine Stufe stelle, sagte der gebürtige Landsberger: „Nach den letzten Duellen sehe ich uns sportlich schon auf Augenhöhe. Ansonsten ist das Dortmunder Gesamtpaket ein ganzes Stück im Regal über uns.“
Personell müssen die Hoffenheimer auf den gelbgesperrten Dennis Geiger verzichten. Ansonsten sind alle Spieler fit. Dass Sandro Wagner, der zuletzt wieder zwei Mal mit dem Team trainiert hat, seine Abschiedsvorstellung vor dem zu erwartenden Wechsel zum FC Bayern gibt, ist eher unwahrscheinlich.

Mannschaft befindet sich in einem guten Zustand

Den allgemeinen Zustand zum Jahresende nach 26 Pflichtspielen in der Hinrunde beschreibt Nagelsmann wie folgt: „Meine Mannschaft ist sehr fit, sie macht einen sehr guten Eindruck. Gegen den VfB sind wir zuletzt 127 Kilometer gelaufen - das ist schon enorm. Vor allem, wenn man die Belastung der Hinrunde und das Spiel auf Schnee in Hannover noch mit in die Gleichung nimmt. Mich hat die Energieleistung gegen Stuttgart beeindruckt. Die Jungs haben ein reifes Spiel gegen einen tief stehenden Gegner gemacht und sind ruhig geblieben, obwohl wir uns nicht so viele Möglichkeiten erspielt haben. In so einem Spiel muss man dann auch mal auf die eine Möglichkeit warten und sie nutzen.“

26 oder 29 Punkte - man ist mit der Bilanz zufrieden

Die Gesamtbilanz der ersten Halbserie sieht der TSG-Coach zufriedenstellend: „Ganz subjektiv ist diese Hinrunde nicht so gut wie die vergangene, obwohl wir mit einem Sieg in Dortmund bis auf zwei Punkte auf die Ausbeute des Vorjahres herankommen könnten. Vor der Saison hätte ich wahrscheinlich auch 26 Punkte unterschrieben, aber jetzt wollen wir 29. Die Ergebnisse in der Europa League werfen einen Schatten auf diese Hinrunde. Wir alle waren diesen Rhythmus nicht gewohnt und hatten ein paar Wellentäler. Das macht uns aber auch Hoffnung, dass wir es in der Rückrunde noch besser machen können.“

Lockeres Plaudern über Frisur - Kleidung - Urlaub

Ansonsten präsentierte sich Nagelsmann in der letzten Spieltags-PK besonders locker und redsam. Nachdem er zu Beginn auf seinen Friseurbesuch in Sinsheim-Rohrbach verwies, informierte er, dass er sich bei der Kleiderauswahl für den morgigen Samstag schwer tat und hierfür extra etwas Neues gekauft habe. Auf die Frage von bwa-sport.de, wie er die nur zweiwöchige Winterpause verbringen werde, sagte er: „Ich werde auf die Piste gehen – natürlich die, wo man Ski und Snowboard mitnimmt. Ansonsten verbringe ich die Zeit entspannt mit der Familie. Ich bleibe in Deutschland - wo sage ich aber nicht, sonst ist es keine ruhige Zeit für mich.“
Auf unsere Nachfrage, was für ihn von 2017 in positiver sowie negativer Sicht besonders haften bleibt, antwortete er nach längerem überlegen: „Es gab viele schöne Momente, vor allem das Hinspiel in der Champions-League-Quali gegen Liverpool, wo ich gerne selbst den Elfmeter für uns geschossen hätte. Unerfreuliches gab es nicht vieles, vielleicht das 0:3 in Hamburg und die Ergebnisse in der Europa League."

Fotos: Kraichgaufoto

Benjamin Hübner klärt hier vor seinem Dortmunder Gegenspieler, Demirbay enteilt seinem Gegenspieler, Kaderabek in Aktion, und Läuft Stürmer Sandro Wagner in Dortmund nochmal für die TSG auf?

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