Ein gerechtes Remis im Krisengipfel mit dem keiner zufrieden war

Sieglose Wolfsburger und Hoffenheimer warten nach 2:2 weiter auf den Befreiungsschlag

In der Sonntagnachmittagspartie des 20. Bundesliga-Spieltages trennten sich im Krisengipfel der VfL Wolfsburg und die TSG Hoffenheim 2:2-Unentschieden. Die Kraichgauer gingen dabei zwei Mal durch Maximilian Beier (6.) und Grischa Prömel in Führung (66.), während die Gastgeber durch zwei Treffer von Lovro Majer (58./70.) jeweils ausgleichen konnten.

Man tritt weiter auf der Stelle

Es war eine Punkteteilung, die am Ende keine der beiden seit Wochen sieglosen Mannschaften nach vorne brachte. Während bei den Niedersachsen nach nur zwei Siegen aus den vergangenen 14 Partien und zuletzt vier Unentschieden in Folge die Enttäuschung auf Platz 11 immer größer wird, gerät auch Trainer Niko Kovac immer stärker in die Kritik. Am Mittellandkanal wird bereits als Nachfolger Stefan Kuntz gehandelt. Auf der anderen Seite holte Hoffenheim nur einen Sieg aus den vergangenen elf Spielen und rangiert auf Platz 8 im Tabellenmittelfeld.

Der vom Hoffe-Coach Matarazzo erhoffte Befreiungsschlag blieb erneut aus

„Aufgrund unserer Situation, dass wir schon lang auf unseren nächsten Sieg warten, ist es schon bitter“

Hoffenheims Trainer Matarazzo zum Abschneiden in Wolfsburg

TSG-Trainer Pellegrino Matarazzo lobte trotz des ausbleibenden erhofften Sieges sein Team: „Aufgrund unserer Situation, dass wir schon lang auf unseren nächsten Sieg warten, ist es schon bitter. Die Haltung der Mannschaft war positiv, wir haben als Verbund agiert und sind als Einheit aufgetreten.“

Die Probleme sind die Gleichen

Trotz aller Durchhalteparolen und Mutzuweisungen sind die Probleme der Blau-Weißen nach wie vor seit Wochen die Gleichen: Trotz dominanter Spielweise und eines deutlichen Chancenplus kann die Mannschaft ihre Überlegenheit nicht über die gesamte Spielzeit durchziehen und kassiert, oft durch eigene Nachlässigkeiten im Defensivverhalten Gegentore, die sie am Ende um den verdienten Lohn bringen. Die fehlende Kaltschnäuzigkeit und Cleverness kostete schon so manchen Punkt.

Prömel bemängelt die fehlende Konstanz über die gesamte Spielzeit

„Wir sind uns der Lage bewusst und haben andere Ansprüche

Ein enttäuschter Prömel nach dem Spiel

Deutliche Worte sprach nach dem Abpfiff Mittelfeldspieler Pömel: „Wir brauchen Konstanz über 90 Minuten, dazu auch eine bessere Effizienz. Wir sind uns der Lage bewusst und haben andere Ansprüche. Aber wir müssen das auf dem Platz besser umsetzen. Das geht nur, wenn wir über 90 Minuten konzentriert sind und alles raushauen.“

Vorne hui – hinten pfui

Es sind die vielen Gegentreffer, die am Ende ausschlaggebend sind. Nur ein Mal in dieser Saison (am 5. Spieltag beim 2:0-Sieg in Berlin) blieben die Hoffenheimer – trotz eines überdurchschnittlich gut spielenden Torhüters Oliver Baumann – ohne Gegentor. 39 Gegentreffer sind nach 20 Ligaspielen drittschlechtester Ligawert, während 37 erzielte Treffer von Platz 5 abwärts die Bestmarke ist.

Weghorst blieb an alter Wirkungsstätte ein Erfolgserlebnis verwehrt

„Es gelingt uns momentan nicht, die Spiele zu gewinnen

TSG-Stürmer Weghorst auf Ursachenforschung

Trotz aller Bemühungen bekommt man es einfach nicht in die richtige Richtung. Bezeichnend die Aussage von TSG-Stürmer und Ex-Wolfsburger Wout Weghorst: „Es gelingt uns momentan nicht, die Spiele zu gewinnen. Wir arbeiten unter der Woche daran, das zu verändern, aber den Schlüssel haben wir noch nicht gefunden.“ Auch der TSG-Coach scheint diesbezüglich trotz positivem Denkens und vieler aufmunternder Worte Woche für Woche keine Lösung zu finden, um den Schalter bei seiner Mannschaft umlegen zu können.

„Zwei Tore in Wolfsburg sollten eigentlich reichen, um die drei Punkte mitzunehmen“

Trainer Matarazzo zum Spielausgang

Matarazzo sieht ein großes Problem in den unnötigen Gegentoren: „Wenn man sich das Spiel isoliert anschaut, nimmt man den Punkt nach einer ordentlichen Leistung mit. Wir müssen dranbleiben und weniger Gegentore kassieren, sie waren beide vermeidbar. Zwei Tore in Wolfsburg sollten eigentlich reichen, um die drei Punkte mitzunehmen.“

Beier brachte nach schöner Einzelleistung die TSG mit seinem 8. Saisontreffer früh in Führung

Ähnliche Unzufriedenheit bei den Wölfen

Auch VfL-Coach Kovac stößt bei seinem Team an Grenzen: „Es war wie in den letzten Wochen. Die Jungs geben alles. Das Maximum reicht zurzeit nicht für einen Sieg. Wir haben zwei Rückstände aufgeholt und haben beim 1:2 mitgeholfen. Wir müssen mit dem Punkt leben, auch wenn wir alle enttäuscht sind.“

Unentschieden helfen nicht weiter

Bei der TSG hatte man insgeheim gehofft nach den Spielen gegen die hinter ihr platzierten Teams aus Heidenheim, Wolfsburg, Köln und Union Berlin wieder ins obere Drittel zu klettern. Doch nach zuletzt zwei Unentschieden hat diese Hoffnung einen erneuten Rückschlag erlitten.

Heimspiel gegen die närrischen Karnevalisten

Die Wünsche und Hoffnungen blieben aus: Während der Trainer hoffte, „dass es in die richtige Richtung kippt“, glaubte Geschäftsführer Alexander Rosen, „dass in Wolfsburg beim erkennbaren Aufwärtstrend das Team den letzten Schritt geht“. Die nächste Gelegenheit zum ersehnten Erfolgserlebnis bietet sich am Faschingssonntag um 17:30 Uhr in Sinsheim gegen die Karnevalisten des 1. FC Köln. Die Rheinländer, die an diesem Spieltag ihre Sieglosserie mit einem Heimsieg über Frankfurt beenden konnten, werden mit Sicherheit selbstbewusster auf dem Höhepunkt ihrer fünften Jahreszeit zur Sache gehen.

Brooks erhielt kurz vor dem Abpfiff seine fünfte Gelbe Karte und muss gegen Köln pausieren

Eine Sperre folgt der nächsten

Erneut müssen die Hoffenheimer personell umstellen. Nachdem zuletzt in wöchentlichen Abständen Prömel, Ozan Kabak – der in Wolfsburg sein 100. BL-Spiel bestritt –  und Florian Grillitsch wegen ihrer jeweils  fünften Gelben Karte gesperrt waren, erwischte es jetzt John Anthony Brooks, der gegen die Kölner pausieren muss.

Die Höhepunkte des Spiels:

6. Min.:
Nach schöner Vorarbeit von Tohumcu umspielt Beier Gegenspieler Bornauw und trifft mit links durch die Beine von Torhüter Casteels ins lange Eck zur 1:0-Gästeführung.
19. Min.:
Der in der ersten Hälfte auffälligste Wolfsburger Wind nimmt bei der ersten VfL-Chance den Ball mit dem Rücken zum Tor an und trifft aus der Drehung den rechten Pfosten.
23. Min.:
TSG-Keeper Baumann entschärft einen Schlenzer ins lange Eck des Dänen Wind.
27. Min.:
Kramaric verfehlt auf Vorarbeit von Beier das Wolfsburger Tor nur knapp.
31. Min.:
Erneut bedient Paredes über die linke Seite Wind, dessen Schuss aber vom reaktionsschnellen Torhüter Baumann pariert wird.
44. Min.:
Hoffenheims Stach versucht es mit einem Distanzschuss, doch der Ball geht’s über Tor.
45 + 4. Min.:
Nach einer Freistoß-Flanke von Kramaric kommt Weghorst frei zum Kopfball, doch Casteels kann den Ball mit einer Hand über die Querlatte lenken.

TSG-Keeper Baumann bot in Wolfsburg erneut eine fehlerfreie Partie. Bei den beiden Gegentreffern war er chancenlos.

58. Min.:
Die Gäste lassen den Wölfen zu viel Spielraum vor dem Strafraum. Ein Zuspiel auf VfL-Neuzugang Behrens lässt dieser abtropfen und der kurz zuvor eingewechselte Majer schiebt den Ball flach ins lange Eck zum überraschenden 1:1-Ausgleich.
66. Min.:
Zwei vor einer Minute ins Spiel gekommenen frischen Kräfte bereiten die erneute TSG-Führung vor: Nach einem Fehlpass von Casteels erläuft Skov den Ball, passt auf Bebou, der ablegt auf Prömel und dessen Schuss landet leicht abgefälscht im Wolfsburger Tor.
70. Min.:
Der bis dahin gut spielende Nsoki stößt Gegenspieler Majer an der Torraumlinie beim Kopfball mit den Händen nach vorne und verursacht damit einen berechtigten Strafstoß. Majer trifft rechts oben sicher zum 2:2-Ausgleich.
90. Min.:
Ein Distanzschuss von Svanberg wird von Brooks abgefälscht, doch Baumann ist im bedrohten Eck und rettet den Auswärtspunkt.

Aufstellungen:

VfL Wolfsburg: Casteels – Maehle (55. Baku), Bornauw, Jenz, Rogerio – Arnold, Vranckx (55. Majer) – Cerny (46. Svanberg), Paredes – Wind, Behrens (84. Pejcinovic)
TSG Hoffenheim: Baumann – Kaderabek, Ozan Kabak, Brooks, Nsoki – Stach, Prömel, Tohumcu (65. Skov) – Kramaric (86. Conte) – Weghorst (65. Bebou), Beier (90.+3 Bülter)
Tore: 0:1 Beier (6.), 1:1 Majer (58.), 1:2 Prömel (66.), 2:2 Majer (70./FE)
Schiedsrichter: Badstübner (Nürnberg)
Zuschauer: 22.917

Fotos: Kraichgaufoto

Artikel teilen

WERBUNG