Kann der SVS den Anschluss ans Mittelfeld wieder herstellen?

SV Sandhausen empfängt am Sonntag den FC St. Pauli

Nach dem auch für die Moral so wichtigen Punktgewinn in letzter Minute beim 4:4-Krimi in Bochum empfängt Zweitligist SV Sandhausen am Sonntag um 13.30 Uhr im Heimspiel des 25. Spieltags den FC St. Pauli. Die Tatsache, nach einer Niederlagenserie von vier Spielen ohne eigenen Torerfolg in Bochum zweimal einen Zwei-Tore-Rückstand egalisiert zu haben, spricht für ein intaktes Team, aus dem Julius Biada in der zuletzt nicht zu Unrecht kritisierten Offensive herausragte und sein stärkstes Spiel im Sandhäuser Trikot bisher machte.

Abrutschen auf Platz 14

 „Wir haben uns das Glück erarbeitet. Es ist nun an der Zeit, die Situation in den kommenden Wochen insgesamt zu drehen. Mit einer so positiven Herangehensweise wie in Bochum werden wir das auch schaffen“, sagte Kapitän Dennis Diekmeier nach einer dramatischen Aufholjagd und den zwei zugesprochenen Handelfmetern in der Schlussphase. In der Tabelle rutschte der SVS zwar um drei Plätze auf Rang 14 ab, doch durch die Niederlage des Karlsruher SC beträgt der Vorsprung zu Rang 16 vier statt drei Punkte.

Die SVS-Fans werden es nicht einfach haben, sich gegen die stimmgewaltigen Hanseaten akustisch zu behaupten

Nauber fehlt aufgrund einer Gelbsperre

Doch der SVS muss auch dringend defensive Nachlässigkeiten abstellen, um in den ausstehenden zehn Partien die noch nötigen Punkte im Abstiegskampf einzufahren - fünfmal sind die Kurpfälzer in den letzten sieben Partien durch individuelle Fehler in der Anfangsviertelstunde in Rückstand geraten. Bei zehn Gegentoren in den letzten fünf Spielen ist die Defensive anfälliger wie noch in der Hinrunde, und der Reihe nach sahen Gerrit Nauber, Tim Kister sowie zuletzt Robin Scheu und Aleksandr Zhirov bei Gegentoren nicht gut aus. Sowohl der SVS wie auch St. Pauli müssen am Sonntag ihre Defensivreihen umstellen, denn Nauber wird ebenso wegen der fünften Gelben Karte zusehen müssen wie der Hamburger Außenverteidiger Sebastian Ohlsson. Für Nauber stünden Kister oder Jesper Verlaat als Alternative bereit, der in der letzten Saison in der Abwehr gesetzte Verlaat kam in dieser Saison noch zu keinem Einsatz.

Hanseaten müssen auf Torjäger Veerman verzichten

Mindestens so schwer wie Ohlssons Sperre trifft die Hamburger der Ausfall des 2,01 m großen Torjägers Henk Veerman, der sich beim Heimsieg gegen Osnabrück bei einem Zweikampf die Schulter auskugelte. Eine Untersuchung ergab, dass zumindest keine Bänderverletzung vorliegt, doch bis zum Spiel in Sandhausen wird es der Stürmer der Stunde in der 2. Liga nicht schaffen. Nachdem er erst am 14. Spieltag zu seinem ersten Startelfeinsatz kam, erzielte er in den letzten elf Spielen acht Tore, doch mit Dimitrios Diamantakos, der in den ersten Saisonspielen gesetzt war und bereits siebenmal traf, steht ein starker Ersatz für die Sturmmitte bereit. Zuletzt stürmten die beiden sogar zusammen, wodurch der schwedische Flügelstürmer Viktor Gyökeres ins Team zurückkehren könnte. Mit seinen Toren trug Veerman zu zwei Heimsiegen vor der Winterpause gegen Wehen Wiesbaden und den Tabellenführer aus Bielefeld bei, doch das beständigste bei den Hamburgern ist die Unbeständigkeit.

Sandhausens Denis Linsmayer (re.) im Zweikampf mit St. Pauli-Spieler Marvin Knoll

Derbysieg wurde überschwänglich gefeiert

Nach einer Durststrecke von vier sieglosen Spielen verzeichneten die Hamburger zuletzt aber wieder einen deutlichen Aufwärtstrend, verschafften sich mit Siegen beim Hamburger SV und gegen Osnabrück weitere Luft im Tabellenkeller und überholten den SV Sandhausen in der Tabelle. Nachdem schon das Hinspiel mit dem gleichen Ergebnis gewonnen wurde, wurde der insgesamt erst sechste und überraschende 2:0-Sieg im 33. großen Stadtderby beim HSV vor 57.000 Zuschauern mal wieder ausgiebig gefeiert, wie der tolerante Trainer Jos Luhukay bestätigte:  „Die Jungs haben nach dem Derbysieg einen Tag länger freibekommen. Das war auch sinnvoll, denn die Verletzungsgefahr wäre zu groß gewesen nach so viel Restalkohol im Blut.“

St. Pauli gilt als auswärtsschwach

Es war obendrein der erste Saison-Auswärtssieg der auswärtsschwachen Hamburger - und das in Hamburg. Vereinzelte Hoffnungen auf eine Rückkehr des Kiezklubs in die Bundesliga zerschlug Luhukay schon vor dem Saisonstart mit den legendären Worten in Richtung sportliche Führung: „St. Pauli besitzt keine Ausnahmespieler, und man könne keine Erwartungen schaffen, von denen die Realität weit entfernt ist.“ Mit 33 Spielern kamen so viele wie bei keinem anderen Zweitligisten zum Einsatz. Bei Sandhausen waren es 22 und damit zusammen mit Fürth die wenigsten. Personelle Rückschläge zogen sich zudem schon durch die Saison, und nachdem Abwehrchef Christopher Avevor seit seinem Wadenbeinbruch am 2. Spieltag kein Spiel mehr bestreiten konnte, verließ der starke Spielmacher Mats Möller Daehli die Hamburger in der Winterpause in Richtung Belgien zum KRC Genk. Doch im Mittelfeld konnte erst im letzten Spiel wieder der ehemalige Sandhäuser Marvin Knoll mit zwei Torvorlagen seinen Wert fürs Team untermauern.

Mit einem Heimsieg sich wieder vor die Hamburger setzen

Mut sollte machen, dass der SVS aus den letzten drei Heimspielen gegen St. Pauli sieben Punkte holte und damit zweimal als Sieger hervorging. 15 Mal traf man in der 2. Liga jetzt schon aufeinander, und Sandhausen siegte viermal bei fünf Unentschieden und sechs Niederlagen. Neben der Hoffnung auf wieder Zählbares im Spiel des Vierzehnten gegen den Zehnten der Tabelle bleibt zu hoffen, dass sich das Geschehen ausschließlich auf dem Rasen abspielt und es an diesem Spieltag keine Unterbrechungen wegen dämlichen Schmähplakaten auf den Rängen gibt. Mit einem Heimsieg würde sich der SVS wieder vor den Kiez-Klub setzen.

Mögliche Aufstellungen:

SV Sandhausen: Fraisl – Diekmeier, Zhirov, Kister, Paqarada – Paurevic – Türpitz, Linsmayer – Biada – Bouhaddouz, Behrens
FC St. Pauli: Himmelmann – Zander, Östigard, Buballa, Penney – Sobota, Benatelli, Knoll – Miyaichi, Diamantakos, Gyökeres

Fotos: Kraichgausport und BWA

Mannschaftliche Geschlossenheit beim SVS und Vollbesetzter Gästeblock

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