Torfestival in Sinsheim: TSG siegt in einem Nervenkrimi 4:3 über Gladbach

Dreierpack des Ex-Hoffenheimers Hack – Siegtreffer von Stach in der Nachspielzeit

Die TSG Hoffenheim siegte in einem außergewöhnlichen und dramatischen Torfestival am 30. Bundesliga-Spieltag gegen Borussia Mönchengladbach mit 4:3 und darf mit 39 Punkten auf Tabellenplatz 8 weiterhin von einer Teilnahme an der Conference League träumen. Die stimmungsvollen 26.078 Zuschauer in Sinsheim, darunter mindestens 6.000 Gästefans, erlebten einen Fußballkrimi, der vor allem in der Schlussphase nichts für schwache Nerven war. Der Niederländer Wout Weghorst brachte die TSG in Führung (36.), die kurz darauf Robin Hack ausgliech (39.). In der zweiten Hälfte brachten Grischa Prömel (58.) und Ozan Kabak (66.) die Gastgeber 3:1 in Front, was jedoch Hack mit zwei weiteren Treffern erneut egalisierte (78., 89.). Doch die Hoffenheimer schlugen nochmals zurück und erzielten in der Nachspielzeit durch Anton Stach den glücklichen, aber verdienten 4:3-Siegtreffer (90.+1). Nach vier Niederlagen in Folge, konnten die Nordbadener den Negativtrend gegen die Borussen beenden.

Kaderabek (re.) im Kopfballduell mit Wöber

Hoffenheimer Überlegenheit und Chancenplus

Die TSG dominierte von Anpfiff an die Partie und erspielte sich gegen die defensiv eingestellten Gäste ein deutliches Chancenplus. Nachdem der ehemalige Hoffenheimer Hack mit einem 13-Meter Schuss Torhüter Oliver Baumann vor keine großen Probleme stellte, verhinderte auf der anderen Seite dessen Torhüterkollege Moritz Nicolas mit einer tollen Parade bei einem Linksschuss von Pavel Kaderabek einen Rückstand (18.). Die Kraichgauer bestimmen in der Folge weiter das Geschehen und hatten Pech, als Maximilian Beier per Kopfball den rechten Pfosten traf (32.) und wenige Sekunden später Robert Skov das VfL-Tor nur knapp verfehlte (33.).

Weghorst feiert seinen Treffer zur 1:0-Führung

Weghorst trifft zur Führung

Drei Minuten später fiel dann die verdiente Führung für die Gastgeber. Nach einem Fehler von Rocco Reitz landet der Ball über Florian Grillitsch und Andrej Kramaric bei Weghorst, der frei vor dem Tor zum 1:0 einschoss (36.). Doch die Fohlen vom Niederrhein antworten postwendend.

Hack setzt sich gegen Drexler (li.) durch und erzielt den 1:1-Ausgleich

Hack trifft gegen seinen Ex-Verein

Auf Zuspiel von Alassane Plea setzte sich Hack im Strafraum entschlossen durch erzielte per Flachschuss den überraschenden 1:1-Ausgleich (39.). Kurz vor der Pause brannte es noch zwei Mal lichterloh im Gästestrafraum: Zunächst setzte Skov einen Freistoß um Zentimeter neben das Tor (43.) und kurz darauf lenkte Nicolas mit einer tollen Parade einen Schlenzer von Kramaric mit den Fingerspitzen um den Pfosten (45.). So blieb es beim für die Gäste glücklichen Remis zur Halbzeitpause. Für VfL-Coach Gerardo Seoane war das Resultat „nach der ersten Hälfte noch das Beste für uns.“

Prömel (links) bringt brachte Hoffenheim 2:1 in Front

Prömel trifft mit einem „Tor des Monats“

Die Blau-Weißen machten auch im zweiten Abschnitt mächtig Druck und zeigten die entsprechende Reaktion auf die zu recht kritisierte schwache Darbietung vor einer Woche in Mainz. In der 50. Minute lag die Führung in der Luft, nachdem zuerst Weghorst den linken Pfosten traf und im Nachschuss Nicolas erneut gegen Kramaric, in dessen 250. Bundesligaspiel für die TSG, stark parierte. Wenig später war dann auch der Gästekeeper chancenlos, als Prömel sich ein Herz fasste und den Ball aus rund 25 Metern unhaltbar ins linke obere Eck zur 2:1-Führung donnerte (58.).

Kabak erhöht auf 3:1

Die Partie wurde jetzt deutlich lebhafter, da auch die Gladbacher ihre Zurückhaltung aufgaben und zu Torchancen kamen. Nach einem Kopfball von Nico Elvedi direkt auf Baumann (62.) und einem Schuss von Stefan Lainer aus spitzem Winkel an den Außenpfosten (64.), brachte Innenverteidiger Kabak die TSG nach einem Dribbling und einem Gewaltschuss aus 20 Metern 3:1 in Front (66.).

Torhüter Baumann – hier im Dialog mit Brooks – muss sich den 3:3-Ausgleich selbst anrechnen

Hack zum Zweiten und zum Dritten

Die Partie schien entschieden, doch der VfL schlug noch mal in Person von Hack doppelt zurück. Zunächst traf der gebürtige Pforzheimer nach einer Scally-Flanke per Kopf zum 2:3 (78.) und kurz vor dem Ende glich er mit raffiniertem Schuss von der linken Seite zum 3:3 aus (89.). Der bislang fehlerfreie Baumann machte dabei eine äußerst unglückliche Figur.

„Die Mannschaft hat mich heute gerettet“

TSG-Torhüter Baumann

Der selbstkritische TSG-Kapitän sagte nach dem Abpfiff: „Beim 3:3 schießt Robin Hack unerwartet und ich bekomme ihn nicht mehr von der Linie. Das erste Gegentor kann ich auch halten, das 3:3 geht auf mich. Aber die Mannschaft hat mich heute gerettet.“

„Wir bekommen die Gegentore zu leicht

Hoffenheims Prömel

Die Hoffenheimer zählen schon seit längerem zu den Schießbuden der Liga. 60 Gegentreffer sind inzwischen die Bilanz eines Absteigers. Auch für Mittelfeldspieler Prömel war das Defensivverhalten seiner Mannschaft diskussionswürdig: „Wir investieren unfassbar viel, auch schon in der ersten Hälfte, aber wir bekommen die Gegentore zu leicht. Gefühlt schießt Gladbach nur dreimal auf unser Tor und macht drei Dinger. Die Partie müssen wir ruhiger angehen, dass wir nach unserem 3:1 wieder den Ausgleich kassieren, darf einfach nicht passieren.“

Stach (auf dem Foto verdeckt) trifft zum 4:3-Siegtreffer in der Nachspielzeit

Joker-Tor von Stach in der Nachspielzeit

Doch es sprach für die Moral und den Willen der Hoffenheimer, die unbedingt die drei Punkte einfahren wollten. In einer Gemeinschaftsproduktion der zuvor eingewechselten frischen Kräfte, gelang Stach auf Vorarbeit von Ihlas Bebou freistehend aus elf Metern der vielumjubelte 4:3-Siegtreffer in der Nachspielzeit (90.+1).

„Das Spiel war wie eine Achterbahnfahrt der Gefühle“

Kramaric nach seinem 250. Bundesligaspiel

Besonders gefeiert wurde von den Fans Offensivspieler Kramaric in seinem Jubiläumsspiel. Der Kroate zeigte sich nach dem Spiel im Talk mit den Journalisten in der Mixed-Zone zufrieden: „Das Spiel war wie eine Achterbahnfahrt der Gefühle und sehr nervenaufreibend. Für die Fans war es super. 4:3 in der letzten Minute zu gewinnen, ist ein wahnsinniges Gefühl. Wir haben verdient gewonnen, auch wenn es am Ende etwas glücklich war. Bis auf die letzten zehn Minuten waren wir die klar bessere Mannschaft.“

Für Gladbachs Hack (li.) war es eine besondere Rückkehr an die alte Wirkungsstätte

„Ich habe mich hier immer sehr wohl gefühlt“

Gladbachs dreifacher Torschütze Hack

Der dreifache Torschütze Hack war zwar bester Gladbacher, konnte sich aber am Ende nicht allzu sehr über seinen ersten Dreierpack in der Bundesliga freuen: „Wir haben zu viele individuelle Fehler gemacht, die bestraft wurden. Wir dürfen jetzt nicht alles negativ reden und müssen es nächste Woche wieder besser machen.“ Auf die Nachfrage von bwa-sport.de, was in ihm vorging, als er gegen den ehemaligen Verein gleich mehrfach traf, sagte der 25-jährige Außenstürmer: „Ich habe Hoffenheim viel zu verdanken, ich hatte hier schon mit die schönste Zeit in meinem Leben, habe meine besten Freunde kennengelernt. Deshalb habe ich auch bei den ersten beiden Toren nicht ausgelassen gejubelt, aber dann beim Dritten in der vorletzten Minute mit dem Dreierpack zum Ausgleich doch etwas mehr Emotionen gezeigt. Ich habe mich hier immer sehr wohl gefühlt.“

Ein engagierter Hoffe-Coach Matarazzo am Spielfeldrand

Stimmen der Trainer:

„Es war ein krasses Spiel“

TSG-Trainer Matarazzo

Pellegrino Matarazzo (Hoffenheim): „Es war ein krasses Spiel. Unter dem Strich haben wir guten Fußball gezeigt. Wir waren mit dem Ball variabel und haben ein gutes Gegenpressing gehabt. Es war eine gute Leistung. Es war für alle Zuschauer sehr spannend und am Ende, glaube ich, ein verdienter Sieg für uns.“

„Es ist schade, dass wir den Punkt noch weggegeben haben“

VfL-Coach Seoane

Gerardo Seoane (Mönchengladbach): „Wir ärgern uns natürlich extrem darüber, dass wir nicht mit einem Punkt nach Hause fahren. In der zweiten Hälfte wurde es eigentlich besser, aber wir haben zwei Gegentore kassiert. Es ist schade, dass wir den Punkt noch weggegeben haben.“

Pressekonferenz nach dem Spiel. Von links: TSG-Coach Matarazzo, Pressesprecher Jörg Bock und VfL-Trainer Seoane

Die richtige Erkenntnis fürs Bochum-Spiel ziehen

Die Freude und Begeisterung bei den Kraichgauern war am Ende groß. Sie haben nach der berechtigten Kritik bei der 1:4-Klatsche in Mainz die entsprechende Reaktion gezeigt. Entscheidend wird jetzt sein, wie die Matarazzo-Schützlinge die Lehren aus dem letzten Auswärtsspiel gezogen haben und am kommenden Freitagabend (20:30 Uhr) beim VfL Bochum, die ähnlich wie die Mainzer entschlossen und energisch im Abstiegskampf zur Sache gehen, auftreten werden.   

Die Hoffenheimer feiern mit ihren Fans den verdienten Heimsieg über Mönchengladbach

Aufstellungen:

TSG Hoffenheim: Baumann – Ozan Kabak (71. Brooks), Grillitsch, Drexler – Kaderabek, Prömel (84. Stach), Tohumcu, Skov (90. +4 Jurasek) – Kramaric (84. Becker) – Weghorst, Beier (84. Bebou)
Borussia Mönchengladbach: Nicolas – Friedrich (69. Ngoumou), Elvedi, Wöber – Lainer (69. Scally), Weigl, Itakura (90. +3 Fukuda), Netz (90. +3 Ullrich) – Reitz (69. Cvancara) – Plea, Hack
Tore: 1:0 Weghorst (36.), 1:1 Hack (39.), 2:1 Prömel (58.), 3:1 Ozan Kabak (66.), 3:2 Hack (78.), 3:3 Hack (89.), 4:3 Stach (90. +1)
Schiedsrichter: Storks (Ramsdorf, Westfalen)
Zuschauer: 26.078

Fotos: Kraichgaufoto und BWA

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