Hoffenheim kam nach Bremer Hilfe mit einem blauen Auge davon
Die TSG Hoffenheim hat am letzten Bundesliga-Spieltag der Saison 2024/25 trotz einer deutlichen 0:4-Heimniederlage gegen den Deutschen Meister FC Bayern München den Klassenerhalt geschafft. Dabei leistete der SV Werder Bremen den Kraichgauern große Schützenhilfe, indem sie deutlich mit 4:1 beim 1. FC Heidenheim gewannen und somit die Kicker von der Ostalb in die Relegationsspiele müssen. Am Ende belegt die TSG mit drei Punkten vor Heidenheim Platz 15 und spielt auch im 18. Jahr in Folge in der höchsten deutschen Spielklasse. In einer einseitigen Partie siegten die in allen Belangen hochüberlegenen Münchner durch Treffer von Michael Olise (34.), Joshua Kimmich (53.), Serge Gnabry (80.) und Harry Kane (86.). Die Zuschauer bekamen im Gegensatz zu den meist höchst unterhaltsamen Duellen zwischen Blau/Weiß und Rot/Weiß diese Mal wenig Unterhaltungswert geboten, da die Gastgeber mit einer sehr defensiven Ausrichtung auf Schadenbegrenzung bedacht waren und die Bayern das gesamte Spiel überlegen dominierten.
Olise trifft per Freistoß
Der ersten Torjubel im rot-weißen Lager gab es nach etwas über einer halben Stunde, als Michael Olise einen Freistoß aus 20 Metern über die Mauer ins rechte Eck versenkte (34.). Auch trotz des Rückstandes blieben die Gastgeber nach wie vor bei ihrer defensiven Ausrichtung und wagten sich nur selten in die gegnerische Hälfte. Bezeichnend, dass den ersten und einzigen TSG-Torschuss in Hälfte 1 Adam Hlozek in der 36. Minute neben das Tor platzierte. Der knappe Pausenrückstand bei rund 75 Prozent Ballbesitz der Münchner war noch schmeichelhaft für die passiven und deutlich unterlegenen Gastgeber.
Kramaric scheitert knapp
Die zweite Hoffenheimer Toraktion gab es in der 50. Minute, als Tom Bischof in seinem Abschiedsspiel für die TSG mustergültig Andrej Kramaric in Szene setzte und dieser den Ball knapp übers rechte Tordreieck schoss.

Kimmich erhöht auf 2:0
Nur drei Minuten später erhöhte Joshua Kimmich auf 2:0, nachdem sein Schuss von rechts von Leo Östigaard unhaltbar für Keeper Oliver Baumann abgefälscht im Netz zappelte (53.). Nachdem die Gäste in der Folge etwas das Tempo raus nahmen hatte die TSG in der 66. Minute eine Doppelchance durch Kramaric, der an Manuel Neuer scheiterte (66.) und Östigaard, der nach der folgenden Ecke aufs Tordach köpfte.
Gnabry und Kane treffen in der Schlussphase
In einer längst entschiedenen Partie erhöhten die Bayern in der Schlussphase noch mal das Tempo und schraubten das Ergebnis durch Serge Gnabry, nach einem Pfostenschuss von Harry Kane, mit einem Schuss ins lange Eck auf 3:0 hoch (80.). Den Schlusspunkt setzte Bundesliga-Torschützenkönig Kane, als er aus kurzer Distanz die Kugel unter die Latte hämmerte(86.).
Müller-Abgang mit Applaus
Eine bewegende Szene gab es nach einer Stunde, als Bayerns Rekordspieler Thomas Müller bei seiner Auswechslung unter dem Jubel der Zuschauer seine Bundesligakarriere nach 503 Spielen beendete.

„Wir stehen zurecht da, wo wir sind“
TSG-Torhüter Baumann
Die Erleichterung über den Klassenerhalt war Kapitän Oliver Baumann beim Mediengespräch in der Mixed-Zone deutlich anzusehen. Der Hoffe-Keeper wählte seine Worte gut überlegt und nachdenklich: „Wir sind froh, erleichtert, glücklich und auch peinlich berührt. Wir sind dankbar, dass Bremen es ernst genommen und durchgezogen hat. Zum Glück ist es vorbei und wir sind mit einem blauen Auge davongekommen. Es fällt viel Last von unseren Schultern. Die Tabelle ist gerecht, das muss man so sagen. Wir stehen zurecht da, wo wir sind. So ein Jahr darf nicht nochmal vorkommen. Es gab viele Nebengeräusche, jetzt geht es darum, diese Saison aufzuarbeiten, kritisch und offen zu analysieren.“

„Wir ziehen einen dicken Schlussstrich unter diese Saison“
Hoffe-Coach Ilzer
Kräftig durchgeatmet hat auch Trainer Christian Ilzer bei seiner letzten Pressekonferenz der Saison:„Es war am Ende ein sehr verdienter Sieg für den FC Bayern. Die Bayern waren sehr effektiv und haben das Spiel dominiert. Es war sinnbildlich für die Saison, es gab sehr viel Negativität. Wir sind froh, dass wir den Klassenerhalt geschafft haben und einen dicken Schlussstrich unter der Saison ziehen können. Kompliment an Bremen, dass sie ihren Job am letzten Spieltag in Heidenheim erledigt haben. Die ganze Saison über lagen wir gefühlt in Rückstand und haben zu viele Gegentore kassiert.“
„Wir haben einen klaren Plan“
Trainer Ilzer
Vorausschauend auf die nächste Saison sagte der 47-jährige Österreicher, der von den Verantwortlichen trotz des schwachen Abschneidens das Vertrauen für die Saison 2025/26 ausgesprochen bekam: „Wir haben einen klaren Plan und den wollen wir in der Vorbereitung umsetzen. Wir haben am Ende zueinander gefunden und Leistungen gezeigt, auf die wir aufbauen können. Deshalb gehe ich nicht komplett frustriert aus der Saison.“

„So kann es nicht weitergehen“
TSG-Geschäftsführer Schicker
Auch wenn für TSG-Geschäftsführer Sport Andreas Schicker das Ziel Klassenerhalt erreicht war, war er mit dem Abschneiden alles andere als zufrieden: „So kann es nicht weitergehen. Wir müssen stabiler werden, denn wenn du 68 Tore kassierst, dann wirst du nicht viele Spiele gewinnen. Der Aufwand, um ein Spiel zu gewinnen, ist viel zu hoch.“

„Am Ende wird es einen guten Mix geben“
Geschäftsführer Schicker
Um diese unbefriedigend Situation zu ändern, ist eine Kaderumstrukturierung dringend erforderlich. Schicker, der mit den Personalgesprächen am Montag beginnen wird, sagte hierzu: „Uns ist bewusst, dass wir am Kader schrauben, wir ihn auch definitiv verkleinern müssen. Am Ende wird es guten Mix geben, mit eigenen Jungs, guten Talenten, die wir dazu holen und genauso auch bekannten TSG-Gesichtern mit Erfahrung. Zugleich bin ich zu 100 Prozent davon überzeugt, dass Christian Ilzer der richtige Trainer für die TSG Hoffenheim ist, der jetzt mit einer längeren Vorbereitung seine Qualitäten zeigen kann.“
Aufstellungen
TSG Hoffenheim: Baumann – Arthur Chaves, Östigaard, Akpoguma – Kaderabek, Bischof (68. Toure), Stach (82. Becker), Geiger (77. Tohumcu), Prass (46. Bülter) – Hlozek, Kramaric (82. Bebou)
FC Bayern München: Neuer – Laimer (67. Boey), Dier (86. Vidovic), Stanisic, Guerreiro (67. Goretzka) – Kimmich, Pavlovic – Olise, Müller (61. Kane), Coman (61. Sané) – Gnabry
Tore: 0:1 Olise (34.), 0:2 Kimmich (53.), 0:3 Gnabry (80.), 0:4 Kane (86.)
Schiedsrichter: Schlager (Raststatt)
Zuschauer: 30.150 (ausverkauft)
Fotos: BWA, Kraichgaufoto und foto2press