16 Punkte nach acht Spielen – das gab es bei Fußball-Bundesligist TSG Hoffenheim zuletzt im Jahr 2008. Vier Bundesligasiege in Folge sind Vereinsrekord. Die in dieser Bundesliga-Saison noch ungeschlagenen Kraichgauer zählen zu den bisherigen Überraschungsmannschaften, auch wenn nach einer unglücklichen 1:2 Niederlage in Köln aus vorzeitige Pokal-Aus gab. Alexander Rosen, Direktor für Profifußball, freut sich über die positive Entwicklung: „Zwei Punkte im Schnitt pro Spiel ist eine sehr gute Bilanz. Die Mannschaft hat maximalen Ehrgeiz. Sie lässt nicht nach, schlägt zurück und ist immer ein wenig unzufrieden – das ist gut so.“
Nach dem 10. Spieltag erfolgt in der Regel das das erste Saisonfazit, bis dahin warten noch zwei sehr schwierige Aufgaben auf den Tabellenvierten. Am Sonntag (15:30 Uhr) empfängt man den um einen Zähler besser positionierten Dritten, Hertha BSC Berlin, und eine Woche später geht es zum Ligakrösus und Tabellenführer FC Bayern München.
Manager Rosen wünscht sich ausverkauftes Haus
Rosen wünscht sich für Sonntag auf alle Fälle das erste ausverkaufte Heimspiel der Saison gegen die Hauptstädter: „Die Mannschaft hat vorgelegt und präsentiert sich seit Wochen in guter Form. Es wäre schön, wenn die Zuschauer dies honorieren würden und wir gegen Hertha ein ausverkauftes Heimspiel vermelden könnten.“
Auch der Mittelfeld-Star Kerem Demirbay glaubt an einen positiven Saisonverlauf: „Das Potenzial ist da. Wir wissen, dass wir gut sind. Aber die Saison ist lang.“ Für den zuletzt bärenstarken Abwehrchef Kevin Vogt ist das Selbstvertrauen im Team deutlich erkennbar: „Es macht derzeit große Freude, wir haben ein gutes Gefühl und eine breite Brust. Wir müssen in den nächsten Wochen weiter mit der entsprechenden Giftigkeit, Galligkeit und Konzentration auftreten.“
Ausgeglichener Spielerkader lässt mehrere Optionen zu
Es ist vor allem der ausgeglichene Kader, der diese Momentaufnahme auf einem Champions-League-Platz ermöglicht hat. Bezeichnend, dass Trainer Julian Nagelsmann im bisherigen Saisonverlauf bereits 22 Spieler eingesetzt hat. Die Neuzugänge Kevin Vogt, als Chef in der Dreierabwehrkette, Lukas Rupp und Kerem Demirbay, als Feintechniker in der Mittelfeldzentrale, sowie Sandro Wagner, als dominant auftretender, torgefährlicher Stürmer, haben sich in einem homogenen Mannschaftsgefüge als wertvolle Verstärkungen schnell etabliert. Es war sicherlich ein Riesenvorteil, dass bis auf Demirbay alle Zugänge vom ersten Training an die Vorbereitung voll mitgemacht haben und somit die Mannschaft sich schon früh einspielen konnte.
Erfolgshunger ist bei allen da
Ein altes Hoffenheimer Übel scheint der Vergangenheit anzugehören: Nach einer kleinen Erfolgsserie wähnte man sich allzu oft zu selbstsicher, teils überheblich und ließ in der Folge Gier und Zielstrebigkeit vermissen. Von dem ist derzeit nichts zu erkennen, der Erfolgshunger ist allgegenwärtig.
Nagelsmann lässt verschiedene taktische Grundordnungen spielen
Das Team von Trainer Julian Nagelsmann wirkt taktisch sehr flexibler, macht es dem jeweiligen Gegner durch System- und Positionswechsel nicht leicht. Im bisherigen Saisonverlauf haben die Nordbadener eine Reihe taktischer Grundordnungen gespielt und waren somit schwer auszurechnen. Nagelsmann legt dabei viel Wert auf Ballbesitz und schnellem Umschaltspiel. Die Mannschaft wirkt sehr reif, findet schnell spielerische Lösungen und präsentiert sich, wie beim 3:0 Erfolg in Leverkusen, über einen längeren Zeitraum abgezockt.
Nach Volland und Modeste geht es nun gegen Ibisevic
Das Spitzenspiel des 9. Spieltages gegen die Berliner wird zu einer interessanten Standortbestimmung. Auch die Herthaner präsentieren sich seit Wochen in glänzenden Verfassung, allen voran Sturmführer und Ex-TSG-Torjäger Vedad Ibisevic, der im bisherigen Saisonverlauf mit sechs Treffern und drei Vorlagen an dritter Stelle der Torjägerliste liegt. Der bosnische Nationalspieler zur Form seiner Mannschaft: „Wir sind nicht so gut besetzt, dass wir den Gegner aus dem Stadion schießen. Bei uns ist es immer emotional und kampfbetont. Aber erfolgreich.“
Nach den Duellen gegen Kevin Volland (auch wenn es nur ein fünfminütiger Kurzauftritt beim 3:0 in Leverkusen war) und Anthony Modeste (schoss mit seinem Tor zum 2:1 die Kraichgauer aus dem Pokal), kommt es innerhalb einer Woche nun zum dritten Aufeinandertreffen mit einem ehemaligen 1899-Stürmer. Ibisevic wird mindestens genauso motiviert wie Volland und Modeste gegen seinen ehemaligen Verein zur Sache gehen.
Dardai machte die „Alte Dame“ salonfähig
Einen großen Anteil am Berliner Höhenflug hat der ungarische Trainer Pal Dardai, der die „Alte Dame“ im letzten Jahr vor dem Abstieg rettete und als einer der Bayern-Jäger ins internationale Geschäft führen möchte. Er hat dem Hauptstadtklub eine Spielphilosophie verliehen, die erfolgreich ist. Auch für die Herthaner wird das Duell am Sonntagmittag in Sinsheim zu einer richtungsweisenden Partie auf dem weiteren Weg in Richtung internationalem Geschäft.
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