TSG-Sportchef Rosen stärkt Trainer Matarazzo den Rücken

Vorhandene Qualität und der enge Verbund mit den Fans stimmen Alex Rosen zuversichtlich

Auch die überschaubare Gruppe von Medienberichterstatter, ob von der Rhein-Neckar-Zeitung, Heilbronner Stimme, dpa, kicker, Bild, Radio Regenbogen oder bwa-sport.de frägt sich Woche für Woche, wann endlich die TSG Hoffenheim ihren Negativlauf beendet und nach acht sieglosen Bundesligapartien wieder ein Erfolgserlebnis gelingt. Auch wenn Sportjournalisten in der Regel neutral sind, so lässt sich doch lieber über einen Sieg als eine Niederlage berichten. Auch bei den Fragestellungen in der Mixed-Zone zirka eine halbe Stunde nach Spielschluss ist es angenehmer, die jeweiligen beteiligten Protagonisten über ein Erfolgserlebnis als über eine enttäuschende Niederlage zu interviewen.

Die Fragen und Antworten gleichen sich

Seit Anfang Dezember, dem 3:1 gegen den VfL Bochum, gab es keine Erfolgsmomente mehr für die TSG. Nur zwei Siege in elf Heimspielen sind nach 22. Spieltagen eindeutig zu wenig. Die Fragestellungen in solchen Negativphasen sind meist die gleichen, die Antworten des jeweiligen Gegenübers ähnlich. Der Wunsch und Wille, den Bock umstoßen, den Negativlauf zu beenden oder den Umschwung herbeizuführen blieben trotz aller positiver Zuversicht und Durchhalteparolen weiter unerfüllt. Nach der 0:1-Heimniederlage am Samstag gegen Union Berlin stellte sich seit längerem wieder mal TSG-Geschäftsführer Alexander Rosen den Fragestellern, um zur aktuellen unbefriedigenden sportlichen Situation Stellung zu nehmen.

Bei den TSG-Profis herrscht bei eienr Spielunterbrechung Redebedarf

Hier die Aussagen des Sportchefs zu aktuellen Themen:

Die unglückliche Heimniederlage:
Rosen: „Das entscheidende heute ist das Zustandekommen des Ergebnisses. Wenn es einen Peis für unnötige Gegentore und Niederlagen gibt, dann sind wir jetzt schon uneinholbar vorne. Die Berliner haben sich unheimlich auf ein starkes, intensives Verteidigen fokussiert, was sie seit 7-9 Spieltagen schon machen. Gegen sie ist es unheimlich schwierig, ein Tor zu erzielen. Wir hatten die Möglichkeiten, haben sie aber nicht genutzt.“

Zum alles entscheidenden Gegentor:
Rosen: „Man darf niemals in so eine Konterchance kommen, die zum Gegentor führte. Es war noch nicht mal ein Angriff des Gegners. Wir schießen den Gegner an, das Zweikampfverhalten am Flügel ist katastrophal, dann kommt ein Querpass und es fällt das Tor. Gegen einen Gegner, der zu der Zeit zufrieden war mit dem Punkt. Sie haben sich nur auf intensives Verteidigen konzentriert.“

Alex Rosen hat an Trainer und Mannschaft in der neuen Saison besondere Erwartungen
Hoffenheims Geschäftsführer Sport Alex Rosen nimmt zur aktuellen, unbefriedigenden Situation Stellung

Wieviel Zeit gibt man dem Trainer noch und traut man ihm noch die Wende zu?
Rosen: „Man muss hier differenzieren. Wenn man heute über das Spiel spricht, fällt die Leistungsbewertung nicht kompliziert aus. Wenn man die Gesamtsituation bewertet, steht man nach 22 Spieltagen auf Rang 9 und hat mit den hinteren Plätzen nichts zu tun. Wir sind immer noch auf Schlagdistanz zu Platz 6 und 7. Spricht man von einem Trend der vergangenen Spiele, dann gelingt es uns schon länger nicht, dass wir nach einem guten Start ordentliche und gute Leistungen in Siege ummünzen können. Das ist ein großes Problem. Das heute war ein exemplarisches Spiel für diese Situation, wo wir so ein Spiel einfach leichtfertig abgeben. Wir sind nicht dafür bekannt, dass wir hier überhitzt und mit rauchenden Köpfen Entscheidungen über Nacht treffen. Unser Trainer hat schon in Stuttgart und auch hier bewiesen, dass er sturmfest ist, dass er so etwas aushält. Wir schauen auch wie die Mannschaft und die Zuschauer reagieren. Die Fans haben nach dem Abpfiff grandios den Verbund deutlich gemacht, was für mich sehr positiv war. Das ist der Weg, den wir hier immer gegangen sind.“

Das Hoffenheimer Trainerteam zeigt sich vor der Fankurve optimistisch. Von links: Co-Trainer Frank Fröhling, TW-Trainer Alexander Stolz, Co-Trainer Michael Kammermeyer und Cheftrainer Pellegrino Matarazzo

Zur Situation des Geschäftsführers Sport – wie sicher sitzt Alex Rosen im Sattel?
Rosen: „Da muss man denjenigen fragen, der sie bewertet. Ich finde wir haben einen richtig guten, starken Kader, wo einige verletzt sind und einige Dinge nicht sofort greifen. Wir hatten im Sommer einen großen Umbruch, haben viele – teils verdiente – Spieler abgegeben. Der Grundsatz ist doch der, dass neun oder zehn Mannschaften vor dem Spieltag gerne auf den Plätzen 8 oder 9 stehen würden, das ist nun mal so. Wir sind momentan im Mittelfeld der Tabelle und haben einen richtig schlechten Trend. Wo ist Anspruch, wo ist Erwartung? Nach einer schlechten vergangenen Saison, wo wir lange um den Abstieg kämpften, starten wir dann gut in die nächste Saison. Wie kann man denn vom gleichen Klub dann erwarten, dass er im September oder Oktober plötzlich ein Kandidat auf die internationalen Plätze ist. Theoretisch wäre, nachdem was man erlebt hat, eine sorgenfreie Saison etwas Wunderbares. Der Anspruch scheint nun mal etwas anderes zu sein, damit muss man umgehen.“

Einige der Südkurvenfans zeigen ihr Unverständnis für die Ausleihe von Sommerneuzugang Attila Szalai nach Freiburg

Zu den Fanprotesten gegen die Agentur Rogan:
Rosen: „Dies ist kein neues Thema, das kam in der Vergangenheit immer wieder mal hoch. Nur als Anmerkung: Der beliebteste Spieler der vergangenen fünf Jahre war mit Sicherheit Georgino Rutter (wird von der Agentur Rogan betreut und spielt inzwischen bei Leeds United in England, Anm. der Red.). Ich weiß wohl, dass sich die Fans daran stören, dass unser Sommerneuzugang Attila Szalai im Derby gegen Südbaden nachmittags bei uns im Kader stand und am nächsten Tag in Freiburg unterschrieben hat. Ich verstehe, dass dies sauer aufstößt. Der Wechsel stand schon vorher fest und es war kein Thema, dass er in diesem Spiel zum Einsatz kommen würde. Der Zustand war schon sehr außergewöhnlich. Ich werde definitiv mit den Fans ins Gespräch gehen. Es gab zuletzt einige diskussionswürdige Themen, wie das DFL-Problem, aber ich möchte deutlich machen, dass die Unterstützung unserer Fans nach wie vor top ist und wir im guten Austausch sind.“

Besteht die Gefahr, dass sich ein ähnlicher Negativtrend wie in der vergangenen Saison wiederholen könnte?
Rosen:„Wir brauchen jetzt endlich mal ein Ergebnis, um den oft zitierten Bock umzustoßen. Es ist sichtbar, dass die Mannschaft will, sie zusammen hält, einen engen Verbund mit den Fans hat, sich Chancen herausspielt und eine hohe Laufbereitschaft hat. Die Qualität ist da.“

Zum Thema Fanproteste und Spielunterbrechungen:
Rosen: „Das Thema und die Proteste muss man sehr differenziert bewerten. Geht es überhaupt um die Sache an sich, geht es um etwas Grundsätzliches oder geht es teilweise auch um Inszenierung? Ein paar wollen sich inszenieren, setzen sich über das Spiel hinweg und reklamieren für sich, der Fan zu sein. Aber auch die Familie auf dem Gegenblock ist Fan. Da müssen wir in die Lösung gehen.“

Enttäuschung bei Stürmer Maximilian Beier (Nr. 14). Der Senkrechtstarter hat gerade eine vielversprechende Torchance nicht erfolgreich abschließen können.

Die Situation ist alles andere als befriedigend

Cheftrainer Pellegrino Matarazzo steht nach solchen Bilanzen, trotz der Rückendeckung vom Sportchef, weiterhin im Fokus. Der Italo-Amerikaner muss so langsam liefern und den Negativlauf stoppen. Nach der Union-Niederlage sprach der 46-Jährige von einer „Effizienz-Krise“ und bemängelte die fehlenden Punkte, die man eigentlich verdient hätte, da man genügend Spiele absolvierte, wo man trotz Überlegenheit nicht gewinnen konnte. Dem ist nicht zu widersprechen, doch unterm Strich kommt einfach über einen längeren Zeitraum zu wenig dabei heraus. Fußball ist bekanntlich Ergebnissport und bleiben die gewünschten Erfolge aus, werden die Verantwortlichen unruhig und handeln. Dabei zeigt sich immer wieder, dass der Trainer in solchen Fällen das schwächste Glied in der Kette ist.

Alles Gegner aus der oberen Tabellenhälfte

Durchhalteparolen gibt es Woche für Woche und die nächsten Aufgaben machen es Matarazzo & Co. nicht leichter. Die kommenden Gegner mit Dortmund (A), Bremen (H), Frankfurt (A), Stuttgart (H) und Leverkusen (A) stehen in der Tabelle alle vor den Kraichgauern.

Florian Grillitsch (re.) im Dialog mit Robert Skov

wir haben genügend Erfahrung in der Mannschaft, um mit solchen Situationen umgehen zu können

Florian Grillitsch zur aktuellen Situation

Das Selbstvertrauen bei den Spielern ist weiterhin vorhanden. So sagte Florian Grillitsch nach dem Abpfiff: „Das man in so einer Phase nicht vor Selbstvertrauen strotzt ist klar, aber wir haben genügend Erfahrung in der Mannschaft, um mit solchen Situationen umgehen zu können. Jetzt müssen wir aber mal den Bock umstoßen und einen Sieg holen.“

Fehlende Durchschlagskraft

Was sind aktuell die größten Baustellen? Es mangelt zweifellos an der fehlenden Durchschlagskraft in der Offensive. Nachdem der Fokus auf die nicht sattelfeste Defensive gelegt wurde, die mit 41 Gegentreffern die drittschlechteste der Liga ist, hapert es nun am Tore schießen. Nur ein gefährlicher Torabschluss gegen Köln sowie drei gefährliche Toraktionen gegen Berlin sind für zwei Heimspiele gegen Mannschaften aus dem Tabellenkeller eindeutig zu wenig. Daran änderte auch nichts, obwohl gegen die Köpenicker mit Kramaric, Weghorst, Bebou und Beier gleich vier gelernte Stürmer auf dem Platz standen. Trotz einer starken 30-minütigen Drangphase in Hälfte 2 fehlte es bei spielerischer Überlegenheit an zwingenden, torgefährlichen Aktionen.

TSG-Kapitän Oliver Baumann war wie schon gegen Köln nach dem Berlin-Spiel erneut im Austausch mit den Fans. Der Zusammenhalt zwischen den Anhängen und der Mannschaft ist gegeben, doch wie lange hält der Burgfrieden noch?

Der Blick geht in beide Richtungen

Bedenklich ist zudem, dass die Blau-Weißen seit November bei neun geholten Punkten nach Darmstadt 98 am schlechtesten abschnitten. Man sollte nicht allzu schwarz sehen, aber auch nicht die Augen verschließen. Trotz nur sechs Punkten Rückstand auf Europapokalplatz 6 sind es auch nur fünf Zähler Vorsprung auf Rang 15. „Hoffe“ sei wachsam und ziehe die Lehren aus der letzten Saison!

Fotos: Kraichagufoto

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