Überforderte TSG zeigte bei der 1:4-Klatsche in Mainz kein Erstliganiveau

Unterirdische Leistung der international ambitionierten Hoffenheimer

Die TSG Hoffenheim kassierte am 28. Spieltag beim FSV Mainz 05 eine 1:4-Schlappe und muss fünf Spieltage vor Saisonende um die anvisierte Platzierung für eine internationale Teilnahme ernsthaft bangen. Das Team von Trainer Pellegrino Matarazzo führte zur Pause zwar etwas überraschend durch einen Treffer von Pavel Kaderabek mit 1:0 (19.), fand aber im zweiten Abschnitt gegen die euphorisch und emotional aufspielenden Gastgeber keine Mittel, sich dagegen zur Wehr zu setzen. Die Mainzer drehten das Match durch einen Doppelschlag gleich zu Beginn in Hälfte 2 von Jonathan Burkardt (47.) und Philipp Mwene (51.). Brajan Gruda sorgte in der 63. Minute mit dem 3:1 für die Vorentscheidung, ehe Karim Onisiwo kurz vor dem Abpfiff mit dem 4:1 alles klar machte (88.).

57 Gegentore sind alarmierend

Für die Kraichgauer war es das 24. Bundesliga-Spiel in Folge mit mindestens einem Gegentreffer. Damit stellten sie den eigenen Negativrekord von April 2013 bis Januar 2014 ein. Letztmals blieb die TSG beim 2:0-Sieg bei Union Berlin im September ohne Gegentreffer. Mit 57 Gegentreffern stellen die europäisch orientierten Hoffenheimer die drittschlechteste Defensive der Liga.

Torhüter Baumann wurde von seinen Vorderleuten des Öfteren im Stich gelassen

„Es war ein gebrauchter Tag und eine sehr schlechte Leistung“

TSG-Kapitän Baumann

Für Torhüter Oliver Baumann, der mit Abstand konstanteste TSG-Profi im bisherigen Saisonverlauf, war die deutliche Niederlage schwer erklärbar: „Heute wollte nicht viel klappen. Dafür habe ich noch keine Erklärung. Sowohl mit Ball als auch gegen den Ball lief nichts. Es war ein gebrauchter Tag und eine sehr schlechte Leistung. Wir waren komplett unterlegen.“

Kaderabek mit der überraschenden Führung

Die Hoffenheimer gingen mit unveränderter Startaufstellung gegenüber dem letzten 3:1-Heimsieg gegen den FC Augsburg an den Start. Die erste gefährliche Chance der Partie hatten die Rheinhessen durch Burkardt, der aus 20 Metern knapp vorbei schoss (15.). Die Gäste zeigten sich effizienter und gingen wenig später durch einen Kopfballtreffer von Kaderabek in Führung (19.). Der Tscheche kam nach einer Kramaric-Flanke vor Torhüter Zentner an den Ball und köpfte zum 0:1 ein. Für den Außenverteidiger war es bereits der vierte Kopfballtreffer seiner bislang insgesamt elf Bundesligatore im TSG-Dress.

Kaderabek brachte die TSG per Kopfball in Führung

Mainzer Überlegenheit ohne zählbaren Erfolg

In der Folge war das Team von Trainer Bo Henriksen die deutlich dominierende Mannschaft und hatte nach etwas über einer halben Stunde bereits zehn Torschüsse auf der Habenseite. Die TSG zeigte zwar spielerisch gute Ansätze, konnte aber dem mit viel Dynamik, Einsatz und Elan auftretenden Gegner wenig entgegensetzen. Nachdem Kohr mit einem Schuss von der Strafraumlinie knapp das Tor verfehlte (34.), blieb es bei der glücklichen TSG-Führung zur Pause.

„Wir wussten genau, wie sie spielen, aber wir haben den Kampf dann nicht angenommen“

Hoffenheims Mittelfeldspieler Stach

Anton Stach, Hoffenheims Neuzugang aus Mainz, sagte nach der Partie: „Es hat schon in der ersten Hälfte nicht optimal funktioniert und wir hatten Glück, dass wir geführt haben. Wir haben in der Kabine darüber gesprochen, dass wir rausgehen und nochmal alles raushauen. Wir wussten genau, wie sie spielen, aber wir haben den Kampf dann nicht angenommen.“ Dies rächte sich dann bitterböse.

Stach hatte sich die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte sicherlich anders vorgestellt

05er drehen die Partie innerhalb von nur vier Minuten

Die 05er kamen mit viel Power und Energie aus der Kabine und drehten das Spiel innerhalb von nur vier Minuten zu ihren Gunsten. Nach einer Flanke kam Burkardt vor dem Tor frei zum Abschluss und traf per Kopf zum verdienten 1:1-Ausgleich (47.). Die Mainzer setzten nach und gingen in Führung. Nach einer Ecke landete ein abgefälschter Schuss von Mwene erneut im Hoffenheimer Netz (51.).

Mainzer Turbo-Kontertor sorgt für die Entscheidung

Angetrieben durch ihre begeisterten Fans setzten die Rheinhessen nach und ließen dem Gegner keine Entfaltungsmöglichkeiten zu. Die Vorentscheidung fiel dann nach einem Konter: Nach einer gegnerischen Ecke eroberten sich die 05er den Ball und sprinteten im Höchsttempo in Person des Ex-Hoffenheimers Nadim Amiri über den Platz. Keeper Baumann konnte zwar noch die flache Hereingabe vor Burkardt klären, doch beim anschließenden Kopfball von Gruda aus kurzer Distanz war er machtlos (63.). Von der Ausführung der Hoffenheimer Ecke bis zum Mainzer Turbo-Kontertor vergingen nur 17 Sekunden (!).

Onisiwo trifft zum 4:1-Endstand

Der Karnevalsklub spielte weiter euphorisch und leidenschaftlich nach vorn, während die in allen Belangen enttäuschenden Hoffenheimer sich ohne große Gegenwehr längst aufgegeben hatten. Nachdem Mwene nach schöner Einzelaktion den Ball knapp übers Tor setzte (87.) machte es wenig später Onisiwo besser, als er aus kurzer Distanz zum 4:1-Endstand traf (88.). TSG-Keeper Baumann wurde in dieser Szene zum wiederholten Mal von seinen Vorderleuten im Stich gelassen.

Unterirdische Leistung in Hälfte 2

Unerklärlich nach den Vorstellungen zuletzt gegen Leverkusen und Augsburg war die unterirdische Leistung der Nordbadener in Hälfte 2. Das Team war gegen einen leidenschaftlich und willensstark aufspielenden Gegner völlig von der Rolle. Die im Vorfeld von Trainer Matarazzo angekündigte Herangehensweise mit „100 Prozent Schärfe über 90 Minuten“ schienen die Protagonisten in Blau und Weiß auf dem Spielfeld nicht verstanden zu haben. Fakt ist: Mit so einer Einstellung und Herangehensweise wie beim Spiel in Mainz können die Hoffenheimer keine internationalen Ansprüche mehr stellen.

Prömel im Dialog mit Matarazzo

„Das reicht in der Bundesliga nicht. Wenn wir so spielen, holen wir keine Punkte.“

Hoffenheims Prömel

Mittelfeldspieler Grischa Prömel sah dies ähnlich: „Vergangene Woche haben wir das Ziel Europa ausgerufen, dann reicht so eine Leistung einfach nicht. Wir haben alle Zweikämpfe verloren, hatten keine Intensität, keine Kreativität, zudem zu große Abstände und gefühlt nur eine Torchance. Das reicht in der Bundesliga nicht. Wir haben große individuelle Qualität, aber das reicht nicht. Wenn wir so spielen, holen wir keine Punkte.“

Die Stimmen der Trainer:

„Wir waren nicht in der Lage, um mit Mainz zu konkurrieren“

TSG-Coach Matarazzo

Pellegrino Matarazzo (Hoffenheim): „Es war ein auch in der Höhe hochverdienter Sieg für Mainz. Ich bin sehr enttäuscht über die Leistung. Wir gehen zwar glücklich in Führung, aber kassieren nach der Pause zwei schnelle Gegentore. Es ist unser Anspruch, besser dagegenzuhalten. Wir waren nicht in der Lage, um mit Mainz zu konkurrieren. Das werden wir nicht schnell abhaken können. Stattdessen müssen wir das analysieren und aufarbeiten.“

„Über das ganze Spiel haben wir unseren Plan durchgezogen

FSV-Trainer Henriksen

Bo Henriksen (Mainz 05): „Wir haben ein sehr gutes Spiel gezeigt. Wenn wir den Ball abgegeben haben, hat Hoffenheim die Qualität gezeigt. Aber wir waren gut darauf vorbereitet. Über das ganze Spiel haben wir unseren Plan durchgezogen. In der ersten Hälfte hatten wir noch ein paar Probleme, aber nach der Pause lief es deutlich besser. Wir haben in der Halbzeit gesagt, dass wir so weitermachen müssen. Zum Glück hat es geklappt.“

Aufstellungen:

FSV Mainz 05: Zentner – Kohr, Van den Berg, Hanche-Olsen (85. Fernandes) – Caci (77. Widmer), Barreiro, Amiri (85. Krauß), Mwene – Gruda (77. Onisiwo), Lee (90. Ajorque) – Burkardt
TSG Hoffenheim: Baumann – Ozan Kabak, Grillitsch, Drexler (60. Brooks) – Kaderabek (81. Skov), Stach, Prömel (60. Tohumcu), Jurásek (46. Bülter) – Kramaric, Beier – Weghorst (60. Bebou)
Tore: 0:1 Kaderabek (19.), 1:1 Burkardt (47.), 2:1 Mwene (51.), 3:1 Gruda (63.), 4:1 Onisiwo (88.)
Schiedsrichter: Zwayer
Zuschauer: 32.000

Am nächsten Spieltag empfängt die TSG am Samstag um 15:30 Uhr in Sinsheim den VfL Borussia Mönchengladbach.

Fotos: Kraichgaufoto

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