Kann der SVS seine Erfolgsserie gegen den Spitzenreiter fortsetzen?

Tabellenführer Bielefeld gastiert Freitagabend am Hardtwald

Rechtzeitig vor den vier letzten anspruchsvollen Aufgaben der Saison hat Zweitligist SV Sandhausen in vier Partien unglaubliche zehn von zwölf möglichen Punkten geholt, nachdem es zuvor eine magere Ausbeute von zwei Punkten in sieben Spielen gab. Bei 39 Punkten auf dem Konto lässt es sich schon mit weniger Druck in das bevorstehende letzte Freitagabendspiel der Saison um 18.30 Uhr im BWT-Stadion am Hardtwald gegen Tabellenführer Arminia Bielefeld gehen – der Druck liegt vielmehr beim Gegner. Es folgt eine weitere Englische Woche mit den Partien am Mittwoch beim VfB Stuttgart und dem letzten Heimspiel sonntags gegen Dynamo Dresden. Letzte Saison hätten 36 Punkte zum Klassenerhalt gereicht, vor zwei Jahren brauchte man hingegen 40 Punkte, doch sehr unwahrscheinlich, dass es für den SVS in der derzeitigen Form nochmal eng wird. Trainer Uwe Koschinat machte aber klar, dass auf keinen Fall Bruder Leichtfuß einkehrt: „Solange man bei der Punktezahl keine 4 vorne stehen hat, sollte man keinen Haken unter die Saison machen. Bei einem weiteren Sieg dürfte aber alles eingetütet sein.“

Hochbetrieb im Strafraum. Beim letzten Aufeinandertreffen am Hardtwald siegten die Ostwestfalen 3:0

Verbesserte Defensivleistung

Wo liegen die Gründe für den so unerwartet deutlichen Aufschwung? Zum einen funktioniert die Umstellung in der Defensive schon seit vier Spielen, zum anderen hat der Befreiungsschlag mit dem Sieg in Wiesbaden wie ein Knotenlöser gewirkt. Auch in Fürth ließen die Kurpfälzer durch energisches Anlaufen die Franken in der Offensive über eine Stunde nicht zum Zuge kommen. In der SVS-Offensive hingegen findet Julius Biada nach einem enttäuschenden Jahr in Kaiserslautern unter seinem alten Coach Koschinat zu seiner Bestform zurück und erzielte in den letzten sieben Spielen fünf Tore.

Umfangreiche Personalentscheidungen stehen bevor

Die Zeichen stehen auf eine neunte Saison in Folge in der 2. Liga, was nun auch Fortschritte in der Kaderplanung ermöglicht, die allerdings durch die Corona-Krise beeinträchtigt werden könnten, was deutlichere Veränderungen angeht. Auslaufende Verträge haben die SVS-Profis Tim Kister, Philipp Klingmann, Stefan Kulovits, Markus Karl, Erik Zenga, Leart Paqarada, Emanuel Taffertshofer und Jesper Verlaat. Bei Rurik Gislason wurde mittlerweile bekannt, dass der auslaufende Vertrag nicht verlängert wird. Der WM-Held von 2018 ist unter Koschinat ins zweite Glied gerückt. Von den anderen Akteuren gehören Paqarada und Taffertshofer zum Stammpersonal, während sich die „Oldies“ Tim Kister und Philipp Klingmann mit zuletzt guten Leistungen empfohlen haben.

Tor für die Bielefelder bei ihrem letzten Gastspiel in Sandhausen. Jetzt wollen die Kurpfälzer den Spieß umdrehen und vorzeitig den Nichtabstieg festmachen.

Ziel ist der Erstligaaufstieg

Mit Arminia Bielefeld kommt nun ein spielerisch starkes Team an den Hardtwald, das den beiden Aufstiegsfavoriten aus Stuttgart und Hamburg ein Schnippchen schlägt und bereits seit dem 15. Spieltag an der Tabellenspitze thront. Die konstant gut aufspielenden Ostwestfalen müssen bereits am Montag nach dem Spiel in Sandhausen wieder ran, um die ausgefallene Partie des 28. Spieltags gegen Dynamo Dresden nachzuholen und können in diesen Partien mit zwei Siegen den Aufstieg klarmachen. Es wäre die erstmalige Rückkehr ins Oberhaus seit dem Abstieg im Jahre 2009, und Coach Uwe Neuhaus machte schon in der Vorrunde keinen Hehl daraus, dass „es immer ein Ziel von mir war, in der Bundesliga zu trainieren“. Dabei ließen die Arminen wie auch zuletzt beim 1:1 gegen die abstiegsbedrohten Nürnberger auf der heimischen Alm bei sieben Unentschieden und einer Niederlage schon einige Punkte liegen, doch auswärts stellen sie mit neun Siegen, fünf Unentschieden und nur einer Niederlage beim FC St. Pauli das eindeutig stärkste Team der Liga. Bei einem Torverhältnis von 54:27 Toren stellen sie die stärkste Defensive und zweitstärkste Offensive nach dem Hamburger SV in der 2. Liga.

Personelle Konstanz als Erfolgsrezept

Ziel im 4-3-3 System von Neuhaus ist es, sich von hinten nach vorne durchzuspielen unter Einbeziehung der schnellen Außenspieler wie Jonathan Clauss oder Florian Hartherz. Dabei setzt der Coach, der die Arminen in den eineinhalb Jahren seiner Amtszeit vom Tabellenkeller an die Spitze geführt hat, personell auf Konstanz: Nur Marcel Hartel, der von Union Berlin kam, sowie der schwedische Neuzugang Joakim Nilsson haben sich zur neuen Saison fest ins Team gespielt. Der laufstarke Mittelfeldspieler Hartel, der letztes Jahr noch im Trikot von Union Berlin das „Tor des Jahres“ erzielte, legte bereits zehn Tore auf. Innenverteidiger Amos Pieper wurde aufgrund seiner guten Leistungen für die deutsche U21-Nationalmannschaft nominiert. Der starke Torhüter Stefan Ortega entschied sich gegen eine Offerte aus Leverkusen und verlängerte stattdessen im Januar seinen Vertrag in Bielefeld. Der bereits 32-jährige Fabian Klos, der seit 2011 für die Arminen stürmt, ist bei 18 Saisontoren und zehn Vorlagen der überragende Stürmer der Saison, sein kongenialer Partner Andreas Voglsammer feierte Ende Mai nach überstandenem Mittelfußbruch sein Comeback und steht für den Endspurt der Saison auch wieder zur Verfügung.

Möglichst früh die 40-Punkte-Marke knacken

Eine spannende Freitagabendpartie steht bevor: Die Gäste wollen ihrem Traum von der Bundesliga näherkommen, der SVS kann befreiter aufspielen und mit dem Knacken der 40-Punkte-Marke den Klassenerhalt klarmachen. Robin Scheu bei Sandhausen und Manuel Prietl bei Bielefeld können nach abgelaufenen Gelbsperren wieder mitwirken.

Mögliche Aufstellungen:

SV Sandhausen: Fraisl – Zhirov, Kister, Nauber – Diekmeier, Paqarada – Linsmayer, Taffertshofer – Scheu, Biada – Behrens
Arminia Bielefeld: Ortega – Brunner, Pieper, Nilsson, Hartherz – Prietl, Seufert, Hartel – Clauss, Klos, Voglsammer

Fotos: BWA

Behrens (li.) köpft knapp übers Tor und Spielszene beim letzten Aufeinandertreffen am Hardtwald

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