Kosteten zwei Fehlentscheidungen Hoffenheim den Sieg?

TSG kassiert Last-Minute-Ausgleich in Leipzig

Bis zur 89. Minute führte die TSG Hoffenheim nach einem Treffer durch Kramaric (22.) in der Montagabendpartie des 23. Bundesliga-Spieltages bei RB Leipzig, ehe die Gastgeber noch den glücklichen, aber verdienten Ausgleich durch Orban erzielten. Große Aufregungen gab es in der Schlussphase, als das Gespann um „Phantomtor-Schiri“ Dr. Felix Brych bei zwei vielversprechenden Konterchancen jeweils zu Unrecht gegen die Gäste auf Abseits entschied. Ein verärgerter TSG-Torhüter Baumann: „Wir hatten mehrere Situationen, in denen wir allein auf das Leipziger Tor zugelaufen wären, aber es wurde Abseits gepfiffen.“ Durch die zehnte Punkteteilung der laufenden Saison bleiben die Kraichgauer Remis-Könige dennoch weiter im Kampf um einen Europa-League-Platz in Lauerstellung hinter Leverkusen, Frankfurt und Wolfsburg auf Platz 8.

Kramaric staubt ab zur 1:0-Führung

Hoffenheim war vor 33.569 Zuschauern in der ersten Hälfte die dominierende, mutigere Mannschaft mit einem deutlichen spielerischen Übergewicht. Leipzig, das ohne den kurzfristig erkrankten Stürmer Werner auskommen musste, blieb in der Offensive ideen- und harmlos. Nicht unverdient letztendlich auch die Gäste-Führung durch den Kroaten Kramaric. Nach einem Konter über Belfodil, der Joelinton bediente und dessen Schuss von halbrechts RB-Keeper Gulacsi direkt vor die Füße von Kramaric abwehrte, hatte dieser keine Mühe den Ball aus kurzer Distanz über die Torlinie zu drücken. Die in der ersten Hälfte beste Leipziger Chance bot sich Mittelfeldspieler Laimer, dessen Schuss aus kurzer Distanz Baumann per Fußabwehr glänzend parierte (45.).

Der heiß umworbene Joelinton war erneut bester Hoffenheimer. Er bereitete den Führungstreffer vor und war ein ständiger Unruheherd für die RB-Defensive.

RB im zweiten Abschnitt immer stärker

Mit Beginn der zweiten Hälfte war Leipzig nach der Umstellung auf einen 4-2-2-2-System das aktivere Team mit deutlich mehr Tormöglichkeiten. Zunächst scheiterte Orban nach einem weiten Freistoß per Kopf am TSG-Keeper (54.), und wenig später zielte Cunha freistehend am Tor vorbei (61.). Nachdem Klostermann aus aussichtreicher Position verzog (77.), konnte ein Schuss von Sabitzer im letzten Moment noch geblockt werden (80.). Die sehr tief stehenden Blau-Weißen waren nur noch selten durch sporadische Konter gefährlich. Die größte Chance im zweiten Abschnitt auf 2:0 zu erhöhen bot sich dem eingewechselten Ungar Szalai, der mit einem Kopfball an seinem glänzend parierenden Nationalmannschaftskollegen Gulacsi scheiterte (85.). Doch viel mehr kam nicht mehr, ansonsten rannten die Kraichgauer in der Schlussphase zeitweise den stürmisch angreifenden Sachsen nur noch hinterher.

Ein fehlerloser TSG-Keeper Baumann ärgerte sich am Ende über Fehlentscheidungen bei angeblichen Abseitspositionen

Zwei krasse Fehlentscheidungen

Zwei Fehlentscheidungen brachte das Team von TSG-Trainer Nagelsmann womöglich um den Auswärtssieg. Gleich zwei Mal wurden vielversprechende Konterchancen aufgrund von nicht korrekten Abseitsentscheidungen zu Unrecht abgepfiffen. In der 70. Minute war Kramaric, der bei einem Steilpass in der eigenen Hälfte startete, allein aufs Leipziger Tor unterwegs, und zehn Minuten später war es der pfeilschnelle Schulz, der deutlich aus der eigenen Hälfte heraus eine Steilvorlage aufnahm und allein auf das RB-Tor zusteuerte. Warum beides Mal der Linienrichter die Fahne hob und ein Abseits gesehen haben möchte blieb sein Geheimnis. Ein daraus resultierendes zweite Hoffenheimer Tor in dieser Phase wäre sicherlich spielentscheidend gewesen. Der daraus profitierenden Rangnick-Truppe gelang kurz darauf der späte, erlösende 1:1-Ausgleich. Eine flache Hereingabe von links durch Halstenberg grätsche Orban aus sechs Metern über die Linie (89.). Ein später, aber nicht unverdienter Ausgleich, der am Ende beide Teams auf ihren Tabellenpositionen sitzen ließ. Die TSG hatte es versäumt, sich mit einem Dreier näher an die vorderen Positionen zu schieben, während Leipzig weiter auf Champions-League-Kurs bleibt.

"Waren sehr verärgert über den späten Ausgleich"

Ein enttäuschter Torhüter Baumann nach der Partie: „In der Kabine waren alle sehr enttäuscht und verärgert wegen des späten Ausgleichs. Wir haben uns hinten reindrücken lassen. Insgesamt ist es wohl ein verdientes 1:1. Es ist schade, dass es nur zu einem Punkt gereicht hat." Auch Mittelfeldspieler Demirbay ärgerten die Fehlentscheidungen: "In der ersten Hälfte haben wir unser Spiel aufgezogen und es sehr gut gemacht. In der Phase müssen wir zwei, drei Dinger machen. In der zweiten Hälfte werden uns Situationen abgepfiffen, die kein Abseits waren."

"Wir hätten Tore nachlegen müssen"

Das Fazit von TSG-Coach Nagelsmann: "Es ist ein gerechtes Ergebnis, wir müssen zur Halbzeit aber 3:0 führen. In der zweiten Hälfte war der Ausgleich verdient. Beim Gegentor haben wir nicht intelligent verteidigt, es war ein unnötiger Treffer. Von der Klarheit hatten wir die größeren Chancen, haben sie aber nicht gut ausgespielt. Spielerisch war es in der ersten Hälfte ordentlich, wir haben uns etwas zugetraut. In der zweiten Hälfte haben wir dann aber leider gar nicht mehr gespielt und viele Bälle lang geschlagen. Wir hätten Tore nachlegen müssen, dann gehen wir hier als verdienter Sieger vom Platz."

Hoffenheimer Auswärtsrekord

Die Hoffenheimer stellten mit dem neunten ungeschlagenen Auswärtsspiel in Folge einen neuen Vereinsrekord auf. Für Alexander Rosen war es zugleich das 200. Bundesliga-Spiel als TSG-Sportdirektor. Leipzig blieb dadurch im sechsten Pflichtspiel in Folge unbesiegt, Hoffenheim im fünften. Am Samstag ist die TSG Hoffenheim zu Gast bei Eintracht Frankfurt. Spielbeginn in der Commerzbank-Arena ist um 15.30 Uhr.

Fotos: Kraichgaufoto

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