Bayerns 6:0-Fußballgala wurde von den eigenen Fans zerstört

Skandalöse Begleitumstände beim Spiel Hoffenheim - Bayern

Das Spiel zwischen der TSG Hoffenheim und dem FC Bayern München am 24. Spieltag wird in die Bundesliga-Geschichtsbücher eingehen. Die Partie in Sinsheim an diesem denkwürdigen 29. Februar war bis zur 77. Minute eine sportliche Demonstration des amtierenden Deutschen Meisters gegen völlig überforderte Gastgeber. Die Bayern schnüren von Beginn an die Kraichgauer mit einer hohen Tempo- und Offensivpower in deren eigenen Hälfte ein und führten bis zur besagten 77. Minute hochverdient mit 6:0. Neben der fußballerischen Bayern-Gala sorgte dann ein Teil derer Anhänger mit Schmähungen und Beleidigungen gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp für ein skandalöses und verachtendes Verhalten, das ein denkwürdiges Ende nahm.

Gleich mehrere Spieler versuchen hier an den Ball zu kommen. In den meisten Aktionen waren die Bayern Zweikampfsieger.

0:3 nach nur 15 Minuten

Die Bayern legten einen Turbostart hin und gingen bereits nach zwei Minuten durch Serge Gnabry nach Vorarbeit von Thomas Müller 1:0 in Führung. TSG-Keeper Oliver Baumann lenkte dabei den Ball nach Gnabrys Volleyschuss beim Rettungsversuch mit dem Knie ins eigene Netz (2.).  Die Gäste ließen der TSG kaum Zeit zum Luftholen und dominierten fortan eine einseitige Begegnung, die nach sieben Minuten mit dem 2:0 bereits ihre Vorentscheidung fand. Joshua Kimmich zirkelte aus 17 Metern den Ball unhaltbar flach ins rechte Eck (7.). Der für den verletzten Bayern-Torjäger Robert Lewandowski als Sturmspitze aufgelaufene Youngster Joshua Zirkzee erhöhte wenig später, nachdem er bereits bei den ersten beiden Treffern beteiligt war, aus kurzer Distanz auf 3:0 (15.). Nach einer Hereingabe von Gnabry ließ er Gegenspieler Sebastian Rudy alt aussehen und schob souverän aus fünf Metern ein.

Hoffenheim wird schonungslos überrannt

Während die Bayern nach ihrer fulminanten Anfangsviertelstunde weiter nur so vor Spielfreude gepaart mit hoher Fußballkunst auftrumpften, war das Spiel der Hoffenheimer von einer hohen Fehlerquote im Passspiel und viel Unsicherheit geprägt. Die Rot-Weißen ließen den Ball geschickt in ihren eigenen Reihen laufen und lauerten auf die klaffende Lücke beim Passspiel in die Spitze. Die viel zu weit von ihren Gegenspielern postierten Hoffenheimer boten durch ihr unerklärliches Fehlverhalten hierfür immer wieder gute Ansatzmöglichkeiten. So auch nach etwas mehr als einer halben Stunde, als der Brasilianer Coutinho auf 4:0 erhöhte (33.). Nachdem Zirkzee und Alphonso Davies weiter gute Tormöglichkeiten ungenutzt ließen, blieb es beim für die TSG noch schmeichelhaften 0:4 zur Pause.

Bayerns-Torfestival geriet nach Spielende völlig in den Hintergrund

Bayern macht das halbe Duzend voll

Trainer Alfred Schreuder brachte zur zweiten Hälfte seinen wiedergenesenen Torjäger Andrej Kramaric, der zuvor von den TSG-Fans beim Aufwärmen lautstark gefeiert wurde. Die Hoffnung, vielleicht doch noch einmal heranzukommen, wurde nur eine Minute später begraben, als Coutinho nach einem Abspielfehler von TSG-Kapitän Benjamin Hübner und Vorarbeit von Müller mit seinem zweiten Treffer auf 5:0 erhöhte (46.). Die Münchner schalteten und walteten weiter nach Belieben und machten, nachdem Coutinho und Gnabry scheiterten, nach herrlichem Spielzug durch den eingewechselten Leon Goretzka das halbe Duzend voll (62.).

Gästefans sorgen für Skandal

Die Galavorstellung des Rekordmeisters nahm dann einen unschönen Verlauf. Nachdem in der Gästekurve - wie schon in einigen Bundesligaspielen zuvor - beleidigende Transparente gegen Dietmar Hopp hochgehalten wurden, unterbrach Schiedsrichter Christian Dingert kurzzeitig das Spiel (67.). Nachdem Goretzka innerhalb von nur zwei Minuten zwei vielversprechende Tormöglichkeiten vergab, musste der Unparteiische die Partie erneut wegen eines beleidigenden Plakats gegen Hopp im Bayern-Block unterbrechen und schickte beide Mannschaften in die Kabinen (77.). Während viele Zuschauer lautstark einen Spielabbruch forderten und die Hoffenheimer Südkurve sich aus Protest fast komplett geleert hatte, kamen beide Mannschaften nach fünf Minuten wieder aufs Spielfeld. Was sich dann abspielte, war in der bisherigen langen Bundesligahistorie einmalig. Die Spieler beider Mannschaften schoben sich gegenseitig in den verbleibenden 13 Minuten den Ball hin und her in Solidarität zu Dietmar Hopp, der zusammen mit Bayerns Vorstandsvorsitzenden Karl Heinz Rummenigge dies an der Seitenauslinie unter dem Beifall der Zuschauer verfolgte.

Jetzt geht´s zum FC Schalke 04

Sportlich bleibt die TSG Hoffenheim nach der zehnten Saisonniederlage mit 34 Punkten weiterhin auf Tabellenplatz 8. Am nächsten Samstag, den 7. März  (15.30 Uhr) gastiert das Team von Trainer Alfred Schreuder beim FC Schalke 04. Mit einem Auswärtssieg könnten die Nordbadener an den Schalkern vorbeiziehen. Voraussetzung ist jedoch eine deutliche Leistungssteigerung gegenüber den 77. Spielminuten gegen die Bayern.

Statistik:

TSG 1899 Hoffenheim: Baumann - Rudy, Nordtveit, Hübner, Zuber (46. Kramaric) - Grillitsch, Samassékou (73. Akpoguma) - Skov, Baumgartner, Bruun Larsen (30. Ribeiro) - Bebou
FC Bayern München: Neuer - Pavard, Boateng (46. Tolisso), Alaba, Davies (63. Hernández) - Kimmich, Thiago - Gnabry, Müller (56. Goretzka), Coutinho - Zirkzee
Schiedsrichter: Christian Dingert (Lebecksmühle)
Zuschauer: 30.150 (ausverkauft)
Tore: 0:1 Gnabry (2.), 0:2 Kimmich (7.), 0:3 Zirkzee (15.), 0:4/0:5 Coutinho (33./46.), 0:6 Goretzka (62.)

Fotos: Kraichgaufoto und BWA

Müller (li.) als Vorlagengeber, Davies (li.) setzt sich gegen Rudy durch, Baumgartner (re.) gegen Kimmich, Grillitsch (li.) gegen Zirkzee, Enttäuschung bei TW-Baumann, Zirkzee (li.) gegen Ribeiro, Bebou (li.) gegen Davies, Beide Teams verlassen den Platz, Rummenigge und Hopp am Spielfeldrand, und Solidarität vor der TSG-Fankurve

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