„Braunschweig hat in der Offensive sehr viel Qualität“

Interview mit SVS-Profi Julian Derstroff

Sandhausens offensiver Mittelfeldspieler Julian Derstroff erzielte in fast zwei Jahren am Hardtwald in 22 Einsätzen zwei Tore und kam in dieser Saison zwölfmal zum Einsatz. bwa-sport.de unterhielt sich vor dem Heimspiel des 22. Spieltages am Sonntag (13:30 Uhr) gegen Eintracht Braunschweig mit dem 26-jährigen gebürtigen Zweibrückener über seine Situation und die aktuelle Lage beim SVS.
Wie lautet Ihr Resümee nach fast zwei Jahren am Hardtwald, inklusive der Verletzung an der Achillesferse Ende 2016?
Julian Derstroff:
Ich bin generell sehr selbstkritisch und will als Offensivspieler mehr Tore machen und Vorlagen geben. Da ist noch Luft nach oben, aber die Verletzung von vier Monaten hat mich unheimlich zurückgeworfen. Sich wieder hineinzufinden war schwer, aber ich bin ein Typ, der immer versucht das Beste aus der Situation zu machen und Gas gibt.

Derstroff erwartet gegen Braunschweig ein "ganz schweres Spiel"

"Die Defensivarbeit ist dem Trainer sehr wichtig"

Der Konkurrenzkampf ist groß. Woran gilt es, am meisten zu arbeiten?
Derstroff:
Ich denke, dass es in Sandhausen nicht schwerer ist als woanders. Unser Trainer verlangt viel Defensivarbeit, weswegen wir auch die beste Abwehr haben. Auch wir Offensivspieler müssen viel nach hinten arbeiten, und das waren Dinge, die ihm in der Vergangenheit nicht so gefallen haben und an denen ich tagtäglich arbeite. Ich denke, ich bin auf einem guten Weg und habe einen Entwicklungsschritt nach vorne gemacht.

"Braunschweig wird uns alles abverlangen"

Ist der SVS gegen Braunschweig aufgrund der aktuellen Form in der Favoritenrolle?
Derstroff:
Das würde ich nicht sagen - Braunschweig hat eine Mannschaft mit viel Qualität. Sie haben in den letzten Jahren bewiesen, dass sie über eine gute Offensive verfügen und die Mannschaft eine gute Mischung aufweist. Womöglich haben sie momentan nicht die beste Phase, aber hier unterschätzt niemand den Gegner. Sie werden uns alles abverlangen, und wenn wir nicht bei hundert Prozent sind, wird es ein ganz schweres Spiel.

Hölers Weggang ist sportlich und menschlich ein Verlust

Hat Sandhausen im Sturm ein Effektivitätsproblem seit dem Abgang von Lucas Höler, mit dem Sie schon in Mainz zusammen spielten?
Derstroff:
Ich habe seinen Wechsel nach Freiburg sehr bedauert. Nicht nur als Freund, sondern auch, weil ein Spieler mit Qualität den Verein verlassen hat. Luci hat in seiner Zeit hier nochmal einen Riesenschritt nach vorne gemacht. Für ihn freut es mich, wenngleich wir einen menschlich tollen Typ verloren haben. Wir schreiben uns regelmäßig, und der Kontakt bleibt auf jeden Fall bestehen. In Bezug auf den SVS alles an Luci Höler festmachen würde ich nicht. Man muss sehen, dass vieles unglücklich gelaufen ist, und wenn wir den Elfer in Düsseldorf verwandeln oder eine weitere Chance nutzen, fragt niemand danach. Wir müssen im Training weiter hart daran arbeiten, dann werden wir im Spiel auch wieder belohnt.

Umringt von mehreren St.Pauli-Spielern kommt Julian Derstroff zum Torabschluss

"Kaiserslautern ist mir eine Herzensangelegenheit"

Sie wechselten im Alter von zehn Jahren nach Kaiserslautern und spielten in der U23 von Dortmund und Mainz. Welche Erfahrungen konnten Sie sammeln, und was machte das Talent Julian Derstroff aus?
Derstroff:
Meine Stärken sehe ich in der Dynamik und Schnelligkeit, dem Zug zum Tor und dem Abschluss mit dem linken Fuß, die ich auch versuche, so oft es geht einzusetzen. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass der 1. FC Kaiserslautern nicht immer noch eine Herzensangelegenheit für mich ist. Ich habe die ganze Jugend dort gespielt und komme aus der Region, bin Deutscher Vizemeister mit der A-Jugend geworden und habe meine ersten Bundesligaspiele für den FCK gemacht. Ohne die Jugendförderung wäre ich vielleicht nicht dort gelandet – man weiß es nicht. Aber auch Mainz und Dortmund waren super Stationen für meine persönliche Entwicklung. Das Jahr dritte Liga unter Sandro Schwarz hat mir unheimlich gut getan: Ich habe gespielt und bin auch ein Spieler, der jede Woche spielen und auf dem Platz stehen will. Natürlich ist das am besten für die Entwicklung.

"Manchmal gerät der Fußball auch in den Hintergrund"

Philipp Klingmann befindet sich nach seinem Schädelbruch wieder auf dem Weg der Besserung. Hatten Sie schon Kontakt zu ihm?
Derstroff:
Klar, wir sind alle eng verwurzelt in Kontakt. Uns freut es, dass es ihm besser geht, aber es war für jeden ein Schock. Innerhalb kurzer Zeit war es die zweite schwere Kopfverletzung nach Damian Roßbachs Verletzung. Mich hat es schon ein, zwei Tage beschäftigt, da man oft erst danach realisiert, wie gefährlich es sein kann. Auf dem Platz sich Gedanken darüber zu machen wäre vielleicht falsch, da man sonst ängstlich in den Zweikampf geht. An solchen Tagen muss man einfach dankbar sein, wenn alles gut läuft. Manchmal gerät Fußball dann auch in den Hintergrund.

Was machen Sie gerne in der Freizeit?
Derstroff:
Ich verbringe einfach gerne Zeit mit meiner Familie in Zweibrücken oder Freunden. Ich zocke auch gerne PlayStation oder höre Hip-Hop.

Fotos: BWA (3) und Kraichgausport (1)

Derstroff im Duell mit einem Braunschweiger Gegenspieler

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