Eine nicht endende Effizienz-Krise – TSG bleibt nach 0:1 gegen Union weiter sieglos

Zwei Platzverweise und drohender Spielabbruch

Die Sieglosserie der TSG Hoffenheim nimmt auch am 22. Spieltag eine Fortsetzung. Die Kraichgauer unterlagen vor heimischer Kulisse gegen Union Berlin mit 0:1 und bleiben somit seit sieben Bundesligaspielen in Folge ohne Sieg (vier Remis, drei Niederlagen). Nach nur einem Sieg aus den vergangenen 13 Partien wird die Kritik an Trainer Pellegrino Matarazzo immer lauter. Während die Eisernen aus der Bundeshauptstadt nach dem zweiten Sieg in Folge sich im Tabellenkeller etwas Luft verschafften, verpasste es die TSG, den Anschluss an das obere Tabellendrittel zu wahren und verringerte den Abstand zum Fünfzehnten auf nur noch fünf Zähler. Die Hoffenheimer waren nicht in der Lage, ihre deutliche Überlegenheit, vor allem in der zweiten Hälfte, in zählbaren Erfolg umzumünzen. Die Köpenicker hingegen erzielten mit ihrer zweiten Torchance der Partie in der 84. Minute durch Brenden Aaronsen das ´Tor des Tages`.

Beier (Mitte) versucht es mit einem Distanzschuss

Wenn wir das Spiel heute 3:0 gewinnen geht es auch in Ordnung

Hoffenheims Grillitsch zum Spielausgang

TSG-Abwehrchef Florian Grillitsch brachte es in der Mixed-Zone gegenüber den schreibenden Journalisten auf den Punkt: „Wenn du in so einem Negativtrend drin bist, dann fallen die Dinge meist auf die andere Seite. Es hat schon in der zweiten Minute angefangen, wo wir gegen den Pfosten schießen, wahrscheinlich geht der in einer guten Phase rein. Dann bekommen wir durch einen blöden Konter das 0:1, das ist zum Haare raufen. Wenn wir das Spiel heute 3:0 gewinnen geht es auch in Ordnung.“

Zwei Alu-Treffer auf beiden Seiten

Die Gastgeber erwischten den optimalen Start und hatten bereits nach 109 Sekunden durch Ihlas Bebou die frühe Chance zur Führung, doch der Stürmer traf aus zehn Metern zentral vor dem Tor nur den linken Pfosten (2.). Auch die Berliner scheiterten bei ihrer ersten Torannäherung am Aluminium: Benedict Hollerbach kam auf Vorarbeit des Ex-Hoffenheimers Kevin Volland frei vor dem Tor zum Abschluss, traf aber aus neun Metern nur den linken Pfosten (18.). Nur eine Minute später rauschte ein Schuss von Lucas Tousart knapp übers TSG-Tor (19.).

Hoffenheims Defensive mit Kabak (li.) und Grillitsch (re.) ließ wenig zu – trotzdem reichte es am Ende nicht

Protestaktion sorgt für ständige Unterbrechungen

Danach plätscherte die Partei vor sich hin und wurde in der 36. Minute durch aus dem Gästeblock aufs Spielfeld fliegende Tennisbälle unterbrochen. Die Fans wollten damit abermals gegen einen möglichen Investoren-Einstieg bei der DFL protestieren. Nachdem mehrmals vergeblich versucht wurde das Spiel fortzusetzen, bat Schiedsrichter Robert Hartmann beide Mannschaften für eine zehnminütige Pause in die Kabine.

Bei einer weiteren Aktion hätte der Schiri das Spiel abgebrochen

TSG-Geschäftsführer Sport Alex Rosen

Nach Aussage von TSG-Geschäftsführer Alexander Rosen drohte sogar ein Spielabbruch: „Es war eine weitere Unterbrechung der Gästefans angekündigt. Die Unioner Verantwortlichen haben daraufhin auf ihre Fans eingewirkt, um weitere Aktionen zu unterbinden. Bei einer weiteren Aktion hätte der Schiri das Spiel abgebrochen.“ Rosen war nicht der Einzige unter den 19.050 Zuschauern, den diese Situation nervte: „Vielleicht muss mal ein Spiel vorzeitig beendet werden, damit sich etwas ändert“, machte der Hoffenheimer Sportchef  deutlich.

Hoffenheims Kaderabek (li.) setzt sich im Zweikampf durch

Zwei völlig überzogene Hinausstellungen

In der Folge ging es hitzig und emotional weiter. Nachdem die beiden Gegenspieler Stanley Nsoki und Volland zweimal in Zweikämpfen aneinandergerieten, erhielten beide die gelbe Karte (44.). Trotz Verwarnung konnte der Hoffenheimer Abwehrspieler sich nicht zügeln und erwischte in der nächsten Aktion Volland mit dem Arm unterhalb des Gesichts und sah die Ampelkarte (45.+3). Eine harte, aber vertretbare Entscheidung. Nur drei Minuten später ließ sich Schiri Hartmann von der aufgeheizten Atmosphäre anstecken und schickte auch den Union-Stürmer nach einem harmlosen Zweikampf mit Andrej Kramaric völlig unnötig zum Duschen (45.+6).

Respekt muss auch gegenüber dem Gegner da sein

Alex Rosen zu den beiden Hinausstellungen

Auch für diese unnötigen Aktionen zeigte Rosen beim anschließenden Journalistengespräch kein Verständnis: „Was teilweise im Fußball versucht wird, um den Schiedsrichter auszutricksen und den Gegenspieler hinters Licht zu führen, das hat einen gewissen Grad der Peinlichkeit erreicht.“ Der Sportchef verwies dabei auf andere Sportarten: „Schauen sie sich die Fairness untereinander im Handball, Eishockey und Rugby an. Im Vergleich dazu werfen sich die Fußballer ab der fünften Minute hin und versuchen, dass der Gegenspieler die gelbe Karte sieht. Ich werde auch unseren Spieler in die Pflicht nehmen, Respekt muss auch gegenüber dem Gegner da sein. Das ist oftmals nur noch reiner Kindergarten.“

Auch TSG-Rekordtorjäger Kramaric (li.) konnte die schmerzhafte Heimniederlage nicht verhindern

Hoffe rennt an- Union trifft

Nach der Halbzeitpause beruhigten sich die Gemüter und die Gastgeber verstärkten den Druck aufs Berliner Tor. Doch weder ein Kopfball von Maximilian Beier (50.), ein Distanzschuss von Anton Stach (54.) und abermals ein Schuss von Beier ans Außennetz (73.) brachte die inzwischen verdient gewesene Führung. Die defensivstarken Gäste lauerten auf Konter und waren durch zwei Einwechselspieler erfolgreich. Auf Vorarbeit von Yorbe Vertessen kam der Ball zu Brenden Aaronson, der links unten mit der ersten Toraktion in Hälfte 2 zur überraschenden Berliner Führung traf (84.). Die Unioner setzten nach und hatten Pech, als ein abgefälschter Schuss von Josip Juranovic an den rechten Außenpfosten prallte (89.). Trotz aller Bemühungen schafften es die Blau-Weißen nicht mehr zum Ausgleich und blieben nach dem verspäteten Abpfiff um 17:43 Uhr nach 13 Heimspielen nacheinander erstmals ohne eigenen Torerfolg. Eine weitere sportliche Enttäuschung nahm ihre Fortsetzung.

Momentan ist einfach der Wurm drin

Grillitsch zur aktuellen Lage

Für den Österreicher Grillitsch eine schwer verdaubare Niederlage: „Die zweite Halbzeit war ein Spiel auf ein Tor. Wir hatten so eine Fülle an Angriffen, an Flanken und Chancen, da muss man halt ein Tor machen und dann schaut das Spiel ganz anders aus. Momentan ist einfach der Wurm drin, die letzte Überzeugung noch unbedingt das Tor machen zu wollen, der Wille, dass vielleicht mal der zweite Ball über die Linie geht. Wir müssen jetzt knallhart analysieren, den Finger in die Wunde legen und weiter machen.

Bebou scheiterte in der zweiten Minute mit diesem Schuss am Berliner Pfosten

„Es ist inzwischen eine Effizienz-Krise

TSG-Trainer Matarazzo

Auch der immer stärker in die Kritik geratene TSG-Trainer Matarazzo hatte seine Probleme, die Niederlage zu verdauen: „Die erste Hälfte war ausgeglichen, vielleicht hatte Union ein, zwei bessere Chancen. In der zweiten Hälfte war es dann ein Spiel auf ein Tor, aber wir nutzen unsere Gelegenheiten nicht.“ Der Hoffe-Coach trauerte den verschenkten Punkten nach: „Es ist inzwischen eine Effizienz-Krise. Es gab zuletzt genügend Spiele, die wir hätten gewinnen können. Wir hätten momentan mehr Punkte verdient“

Am Ende hatten wir das Glück auf unserer Seite

Nenad Bjelica zum Spielausgang

Sein Gegenüber Nenad Bjelica lobte stattdessen die hohe Bereitschaft seiner Mannschaft: „Es war ein ausgeglichenes Spiel, bei dem wir am Ende das Glück auf unserer Seite hatten. Wir haben uns defensiv gesteigert, die ganze Mannschaft arbeitet fleißig.“

Die nächste Aufgabe wird nicht leichter

Am 23. Spieltag gastieren die Nordbadener am nächsten Sonntag (17:30 Uhr) bei Borussia Dortmund. Matarazzo gewährt im Vorfeld seinen Spielern zwei freie Trainingstage, damit diese etwas den Kopf frei bekommen. Auch der Trainer selbst wird diese Zeit zum Nachdenken benötigen, denn bei jeden weiteren ausbleibenden Erfolgserlebnis wird auch für ihn die Luft immer dünner.

Enttäuschte TSG-Profis nach dem Abpfiff vor der Fankurve

Aufstellungen:

TSG Hoffenheim: Baumann – Kadeřábek (90.+1 Jurásek), Ozan Kabak, Grillitsch, Nsoki – Stach, Prömel (29. Weghorst), Tohumcu (46. Skov) – Kramarić, Beier – Bebou (81. Conté)
Union Berlin: Rönnow – Doekhi, Vogt, Diogo Leite – Trimmel (81. Juranovic), Khedira (6. Kral), Gosens (81. Roussillon) – Laidouni (66. Aaronson), Tousart – Volland, Hollerbach (66. Vertessen)
Tor: 0:1 Aaronson (84.)
Gelb-Rote-Karte: Nsoki (45. +4), Volland (45. +6)
Schiedsrichter: Hartmann (Wangen)
Zuschauer: 19.050

Fotos: Kraichgaufoto

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