Erneute Defensivschwächen: TSG unterliegt 2:3 in Freiburg

Hoffenheim wird zunehmend zur Schießbude der Liga

In einem packenden, temporeichen und spannenden Baden-Derby siegte der gastgebende SC Freiburg gegen die TSG Hoffenheim mit 3:2 Toren. Es war ein umkämpftes Duell, das durch einen späten, umstrittenen Treffer letztendlich entschieden wurde. Die Freiburger waren in der ersten Hälfte das aktivere, bessere Team und führten durch Höler (37.) verdient mit 1:0. In den zweiten 45 Minuten erhöhte Grifo auf 2:0 (57.), eher zwei Gästetreffer durch Weghorst (57.) und Beier (77.) die Partie wieder offene gestaltete. Nach einer Gelb-Roten Karte für den Freiburger Gulde (82.) gelang Sallai (85.) in Unterzahl kurz vor dem Ende doch noch der glückliche Siegtreffer für die Südbadener.

„Wir dürfen dieses Spiel nicht verlieren

TSG-Stürmer Kramaric

In der Tabelle konnten die Freiburger auf Platz 7 den Vorsprung auf die Hoffenheimer auf nunmehr vier Zähler vergrößern, deren Abstand zu den internationalen Rängen immer größer wird. Das ärgerte auch Hoffenheims Rekordtorschütze Kramaric: „Wir dürfen dieses Spiel nicht verlieren. Besonders in der zweiten Hälfte waren wir die bessere Mannschaft. Ich hatte das Gefühl, dass wir das Spiel gewinnen werden. Wenn wir heute gewinnen, stehen wir zwei Punkte vor Freiburg, nun sind es vier Zähler Rückstand.“

Oli Baumann musste in seinem 350. Bundesligaspiel bei seinem ehemaligen Verein eine bittere 2:3-Niederlage hinnehmen

Zweitmeiste Gegentreffer

Die größte Baustelle der Kraichgauer ist das Defensivverhalten. 36 Gegentreffer nach 18 Spieltagen sind zweitschlechtester Ligawert, nur Schlusslicht Darmstadt 98 kassierte mehr Gegentore (46). Bezeichnend, dass die TSG in vier der vergangenen fünf Bundesligapartien gegen Leipzig, Darmstadt, München und Freiburg – trotz eines konstant stark spielenden Torhüters Baumann – jeweils drei Gegentore hinnehmen musste.
Aus den ersten neun Spielen holten die Blau-Weißen 18 Zähler, doch in den folgenden neun Spieltagen läuteten nur sechs Punkte den Negativtrend ein.  

Wir können nicht immer wieder über die gleichen Fehler sprechen

Hoffenheims Stürmer Weghorst

Deutliche Worte fand TSG-Stürmer Weghorst nach dem Spiel im TV-Interview: „In unserer Mannschaft ist viel Qualität, aber dann musst du verschiedene Sachen auch verbessern. Wir können nicht immer wieder über die gleichen Fehler sprechen“. Beim zweiten Freiburger Treffer verdribbelte sich Grillitsch vor dem eigenen Strafraum und vor dem Siegtreffer kurz vor dem Ende verlor Kramaric im Mittelfeld den Ball. Diese Szene sorgte für reichlich Diskussionsstoff, da der Freiburger Eggestein sich im Zweikampf gegen den Kroaten auf ihn stützte und nur dank dieses Fouls an den Ball kam.

Kramaric sah beim Zweikampf vor dem 2:3 ein klares Foulspiel seines Gegenspielers Eggestein

Ich verstehe nicht, warum sich der Videoschiedsrichter nicht meldet

Kramaric zur strittigen Situation vor dem Freiburger 3:2-Siegtreffer

Für Kramaric eine klare Fehlentscheidung von Schiri Stegemann, der nur drei Meter von der umstrittenen Szene entfernt stand: Vor dem 2:3 bin ich klar gefoult worden. Mein Gegenspieler geht mit der Hand nur auf meinen Körper, wenn ich dramatisch falle, bekomme ich wohl einen Freistoß. Ich verstehe nicht, warum sich der Videoschiedsrichter nicht meldet. Das macht mich sauer.“

Licht und Schatten

Doch die erneute Niederlage im Breisgau an dieser Szene festzumachen wäre zu einfach. Der Mannschaft fehlt es an Konstanz, die Mentalität bei einigen Akteuren ist zudem zu hinterfragen. Nach einer schwachen ersten Hälfte zeigte die Matarazzo-Truppe dann ein völlig anderes Gesicht, egalisierte den 2-Tore-Rückstand und war den Siegtreffer näher als die Gastgeber. Doch trotz numerischer Überzahl kassierte man in den Schlussminuten noch den finalen Gegentreffer, der durchaus vermeidbar war. Freiburg feierte, wie im vergangenen Jahr an gleicher Stelle, durch diesen Lucky Punch ausgelassen den badischen Derbysieg, während die Gäste mit hängenden Köpfen trotz hohem Aufwandes wieder mit leeren Händen dastanden.

Beier traf mit einem Traumtor zum zwischenzeitlichen 2:2-Ausgleich für die TSG

Die Höhepunkte der Partie:

17. Min.:
Auf Vorarbeit von Kaderabek kam Kramaric in zentraler Position frei zum Abschluss, schießt aber genau auf den Freiburger Torhüter Atubolu.
21. Min.:
Ein Schlenzer aus 19 Metern von Grifo in den Torwinkel entschärfte Baumann mit der linken Hand zur Ecke.
35. Min.:
Baumann ist wieder zur Stelle und rettete per Fußabwehr gegen Eggestein.
37. Min.:
Die Freiburger Führung: Eine Grifo-Flanke von links beförderte Höler am Fünfmeterraum mit der Hacke ins Tor. Der Treffer wurde zunächst wegen Abseits nicht gegeben, doch der Videoassistent bestätigte, dass der Schütze um Zentimeter nicht im Abseits stand.  
39. Min.:
Beinahe das 2:0: Höler wird von Grifo freigespielt, doch Baumann parierte erneut mit der Fußspitze.
55. Min.:
Nach einem überflüssigen Ballverlust von Grillitsch am eigenen Strafraum landete der Ball bei Grifo, der sich gegen drei Gegenspieler durchsetzt und auf 2:0 erhöhte.
57. Min.:
Die TSG schlägt zurück: Beier legte im Strafraum zurück auf Weghorst, der mit links flach ins lange Eck zum 1:2 verkürzt.
77. Min.:
Nach einem Traumpass von Grillitsch setzte sich Beier an der Strafraumgrenze gegen zwei Freiburger durch und schoss mit Vollspann und gemessenen 107 km/h den Ball an den rechten Pfosten, von wo aus er ins Tor flog.
82. Min:
Nach wiederholtem Foulspiel flog Freiburgs Gulde mit Gelb-Rot vom Platz.
85. Min.:
Kramaric wird im Zweikampf mit Eggestein unsaft vom Ball getrennt, doch das Spiel lief weiter. Freiburgs Sallai scheiterte zunächst per Kopfball am glänzend parierenden Baumann, doch im Nachschuss machte er es dann besser und haute die Kugel aus kurzer Distanz über die Linie.

Enttäuschung bei Hoffenheims Abwehrspieler Kabak

Aufstellungen:

SC Freiburg: Atubolu – Sildillia, Ginter, Gulde – Sallai (88. Keitel), Eggestein, Röhl (84. Höfler), Makengo – Höler (84. Weißhaupt), Grifo (75. Kübler) – Gregoritsch
TSG Hoffenheim: Baumann – Ozan Kabak, Grillitsch, Nsoki (89. Bischof) – Kaderabek (60. Bebou), Stach, Bülter (60. Skov) – Becker (60. Tohumcu), Kramaric – Weghorst, Beier
Tore: 1:0 Höler (37.), 2:0 Grifo (55.), 2:1 Weghorst (57.), 2:2 Beier (77.), 3:2 Sallai (85.)
Gelb-Rote-Karte: Gulde (82.)
Schiedsrichter: Stegemann
Zuschauer: 31.600

Fotos: Kraichgaufoto

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