Für SVS und HSV steht nach der Zwangspause viel auf dem Spiel

Sandhausen muss gegen Ligakrösus Hamburg unbedingt punkten

Die ohnehin schon schwierige sportliche Lage des SV Sandhausen im Kampf um den Klassenerhalt wurde noch erschwert durch die Corona-Pandemie, die von allen Profiligen in der 2. Bundesliga zuletzt am kräftigsten Spuren hinterlassen hat. Mit dem SVS, dem Karlsruher SC und Holstein Kiel mussten drei Vereine wegen infizierter Spieler in eine zweiwöchige Quarantäne, weswegen der Spielplan kräftig durcheinandergewirbelt wird. Während die Sandhäuser im Zeitraum von 17 Tagen nun nach dem von der DFL festgelegten Spielplan fünf Spiele absolvieren müssen, haben beispielsweise die Kieler inklusive des DFB-Pokal-Spiels bei Borussia Dortmund innerhalb von 16 Tagen sechs Spiele zu bestreiten, was jedoch neue Perspektiven für den SVS, der noch gegen Kiel antreten muss, eröffnet. Die entstehenden Nachteile durch eine hohe Belastung müssen die Sandhäuser im Abstiegskampf bzw. die Kieler im Aufstiegskampf wohl oder übel hinnehmen.

Hamburgs Dudziak kommt im Zweikampf mit Sandhausens Halimi zu Fall

Zwei Heimspiele in vier Tagen

Der Wahnsinn beginnt aber zunächst mit zwei Heimspielen im BWT-Stadion am Hardtwald innerhalb von vier Tagen, in denen der SV Sandhausen am Donnerstag um 20.30 Uhr gegen Ligakrösus Hamburger SV und am Sonntag um 13.30 Uhr gegen Hannover 96 versucht, in der völlig durcheinandergeratenen Tabelle Boden gutzumachen. Eintracht Braunschweig auf dem ersten Nichtabstiegsplatz 15 ist dem SV Sandhausen bei allerdings zwei mehr absolvierten Spielen auf fünf Punkte Vorsprung davongezogen, während Relegationsplatz 16 für die Kurpfälzer wieder mehr als nur in greifbarer Nähe ist. Der VfL Osnabrück auf Rang 16 hat wie die Braunschweiger bereits 29 Spiele absolviert, konnte sich aber aufgrund der extremen Heimschwäche bei zwölf Heimniederlagen in Serie nur einen Punkt vom SVS absetzen.  

Trefferquote gilt es zu steigern

Der SV Sandhausen wird in den beiden folgenden Heimspielen sowie dem anschließenden Nachholspiel in Fürth sich steigern und eine bessere Chancenverwertung an den Tag legen müssen, um danach wieder dick im Rennen zu sein. Schließlich war man vor der Zwangspause in vier Spielen nur einmal per verwandeltem Handelfmeter erfolgreich, doch dieser Treffer bescherte den überlebenswichtigen Heimsieg gegen die Würzburger Kickers.

Vorfreude auf den Re-Start

Der nach seiner Verletzung wiedergenesene Mittelfeldantreiber Julius Biada meldete sich vor einigen Tagen im Anschluss an das Heimtraining kämpferisch aus der Mannschafts-Quarantäne: „Wir sind heiß und können es kaum erwarten, wieder loszulegen“. Der Sportliche Leiter Mikayil Kabaca zur Lage des SVS, der zurück aus der Quarantäne seit Montag wieder im Training ist: „Wir hätten vor dem Wiedereinstieg gegen den HSV lieber eine Woche Zeit fürs Training gehabt, müssen es aber so annehmen, wie es ist“. Mit Denis Linsmayer, Ivan Paurevic und Torhüter Stefanos Kapino sind drei der vier positiv auf das Coronavirus getesteten Spieler bekannt. Alle vier Akteure sind deutlich auf dem Wege der Besserung, und Paurevic konnte sogar wieder ins Training einsteigen, doch Präsident Jürgen Machmeier sprach von „extremen Verläufen“, weswegen noch mit Ausfällen zu rechnen ist. Routinier Philipp Heerwagen oder aber Benedikt Grawe könnten daher vor einem Debüt im SVS-Tor stehen.

SVS-Torjäger Behrens (re.) setzt sich energisch gegen Hamburgs Leibold durch

Absturz auf Platz 3

Nachdem der Hamburger SV bis zum 23. Spieltag von der Tabellenspitze aus grüßte, sind die Hanseaten am letzten Wochenende von Rang 2 auf Relegationsplatz 3 gerutscht. Durch den Ausfall des ursprünglich für letzten Freitag angesetzten Spiels am Sandhäuser Hardtwald sind die Hamburger zwar seit dem 9. April ohne Wettkampfpraxis, doch die Hanseaten konnten nur zwei der letzten neun Spiele gewinnen, und nach einem Zwischenhoch liefen die letzten beiden Partien wieder alles andere als wunschgemäß. Dem 3:3 in Hannover, bei dem die Hanseaten eine 3:0-Führung nach drei Toren des schon seit 2004 mit Bundesligaerfahrung ausgestatteten Aaron Hunt verspielten, folgte eine 1:2-Heimniederlage gegen Darmstadt 98. Bereits bei der Niederlage in Heidenheim und dem Unentschieden in Aue verspielte die Mannschaft von Trainer Daniel Thioune jeweils einen Zwei-Tore-Vorsprung.

Beim dritten Anlauf muss es klappen

Der traditionsreiche Klub aus dem hohen Norden Deutschlands ist das beste Beispiel dafür, wie schwer es ist, eigenen Erwartungen gerecht zu werden und bei zweifelsohne vorhandener fußballerischer Qualität Konstanz auf den Platz zu bringen. Man will unter allen Umständen vermeiden, zum dritten Mal in Folge das angestrebte Ziel der Rückkehr in die Bundesliga knapp zu verpassen. In den letzten beiden Jahren beendeten die Hanseaten die Spielzeiten jeweils mit einem Punkt Rückstand zu Relegationsplatz 3, wobei die Kurpfälzer dem HSV am letzten Spieltag der letzten Saison mit dem 5:1 in Hamburg dem Favoriten einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machten.

Stärkste Offensive der Liga

Verschiedene Anzeichen lassen Sportvorstand Jonas Boldt, der in Heidelberg aufgewachsen ist, dennoch an den Aufstieg glauben: „Wir sehen einen unglaublich großen Willen. Im letzten Jahr hatten wir insbesondere bei langen Bällen Schwächen, was nicht mehr so ist. Die Mannschaft spielt mutiger und zielorientierter. Die Niederlage gegen Darmstadt war ärgerlich, aber es gehört zum Sport dazu, dass dann Worte wie „Rückschlag“ oder „Dämpfer“ größer gemalt werden.“ Mit 57 Treffern stellen die Hamburger die stärkste Offensive der Liga. Der vom 1.FC Köln gekommene Routinier Simon Terodde, der in der Ewigen Torschützenliste der 2. Liga den dritten Platz belegt, hat allein 20 der 57 Treffer erzielt, und als Vorbereiter glänzten bisher Manuel Wintzheimer mit elf Vorlagen, Jeremy Dudziak mit acht und Sonny Kittel mit sieben Assists.

Mögliche Aufstellungen:

SV Sandhausen: Heerwagen – Nauber, Kister, Zhirov – Diekmeier, Bachmann, Zenga, Nartey – Biada – Esswein, Behrens
Hamburger SV: Ulreich – Vagnoman, Ambrosius, Heyer, Leibold – Gjasula, Hunt – Wintzheimer, Dudziak, Kittel – Terodde

Fotos: Kraichgausport

Sandhausens Trainergespann Kleppinger (li.) und Kulovits

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