Gegen die direkten Konkurrenten fällt die Entscheidung

Einige unnötige Baustellen auf dem Weg zur vierten Europapokalteilnahme

Es hätte wieder ein Spieltag für die TSG Hoffenheim werden können. Die Voraussetzung bzw. Konstellation waren ähnlich wie am letzten Spieltag, wo die Kraichgauer in der Tabelle auf einen Champions League-Platz hätten klettern können, wäre da aufgrund einer schwachen Mannschaftsleistung bzw. „eines gebrauchten Tages“, wie es Trainer Sebastian Hoeneß formulierte, nicht eine 0:3-Niederlage bei der stark abstiegsbedrohten Berliner Hertha gewesen.

Die Voraussetzungen waren optimal

Jetzt wollte man in ähnlicher Situation, nicht zuletzt wegen der bevorstehenden schweren Aufgaben der direkten Konkurrenten Freiburg und Leipzig, Nutznießer sein und erneut zum Sprung nach oben ansetzen. Doch erneut vergeigten die Nordbadener nach einer 1:2-Heimniederlage gegen den Tabellenzwölften VfL Bochum diese große Chance auf der Zielgeraden. Die dritte Saison-Heimniederlage gegen die zuvor auswärts schwachen Bochumer war nicht vorhersehbar, die Enttäuschung am Ende bei allen Beteiligten groß.

Viele unnötige Diskussionen – Drei Gelbgesperrte in Leipzig

Auffallend war am 28. Spieltag bei einigen Hoffenheimer Akteuren ein besonders angespanntes Nervenkonstrukt. Sowohl die Routiniers Kevin Vogt, als auch Florian Grillitsch haderten immer wieder mit den Entscheidungen von Schiedsrichter Daniel Siebert, was zu unnötigen Diskussionen führte – die Nerven lagen blank. Der Österreicher Grillitsch, der mit bislang sieben Verwarnungen die meisten Gelben Karten bekam, musste in der ein oder anderen Szene von seinen Mitspielern vom Schiri weggedrängt werden, sonst hätte dieser ihm mit Sicherheit Gelb gezeigt. Diese erhielten dafür Abwehrorganisator Vogt, der seit Wochen in Top-Form spielende David Raum und Kevin Akpoguma. Alle drei werden im wichtigen Auswärtsspiel in Leipzig aufgrund ihrer jeweils fünften Verwarnung pausieren müssen.

Enttäuschung bei Hoffenheims Baumgartner nach der Heimniederlage gegen Bochum

Entscheidende Duelle gegen die direkten Konkurrenten

Doch noch ist nichts verloren. Die Hoffenheimer bleiben auf Platz 6 und müssen nun den sportlich schwierigeren Weg gehen und sich in den direkten Duellen gegen die vor ihnen positionierten Teams Leipzig, Freiburg und Leverkusen durchsetzen. Die null Punkte gegen die Hertha und Bochum könnten am Ende dennoch bitter böse aufstoßen. TSG-Kapitän und Torhüter Oliver Baumann weiß, dass sein Team jetzt liefern muss, dass es keine Ausrutscher mehr geben darf: „Es war nicht zufriedenstellend, wirkt ein Stück weit unreif. Es muss uns klar sein: Wenn wir etwas erreichen wollen, müssen wir mehr abliefern.“ Auch Trainer Hoeneß bringt es auf den Punkt: „Wir brauchen Punkte, dorthin wo wir hinwollen. Zuletzt haben wir keine geholt, das muss jetzt besser werden.“

In Leipzig muss es besser werden

Für den jungen Innenverteidiger Chris Richards hat das nächste Spiel am Sonntagabend (19.30 Uhr) in Leipzig einen richtungsweisenden Charakter: „Die Niederlage gegen Bochum tut natürlich weh, wir müssen nächste Woche die Partie vergessen und es in Leipzig besser machen.“

TSG-Keeper Baumann hat sich den Ball gegriffen

Sechs Wochen ohne Stürmer-Tor

Nach 28 Spieltagen haben es die Hoffenheimer auf 50 Torerfolge gebracht. Diese verteilen sich auf 17 verschiedene Spieler, was eigentlich für eine Ausgeglichenheit und schwer ausrechenbare Spielweise spricht. Dennoch fehlt es derzeit an einem richtigen Torjäger, der gerade in engen Partien den Unterschied mit seiner Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor ausmacht. So einer war in den vergangenen Jahren Andrej Kramaric, der Top-Torjäger bei den Kraichgauern. In dieser Saison erzielte der Kroate in seinen 26 Bundesliga-Einsätzen nur vier Treffer, ließ auffallend viele hochkarätige Torchancen ungenutzt. Die meisten Tore steuerten Ihlas Bebou (7), Georginio Rutter und Christoph Baumgartner (jeweils 6) bei. Die letzten Treffer eines TSG-Stürmers fielen am 19. Februar beim 2:1-Auswärtssieg in Wolfsburg. Am 23. Spieltag trafen in der Auto-Stadt Jacob Bruun-Larsen und Kramaric. Sechs Wochen ist das schon her, eine lange torarme Zeit für einen Stürmer.

Enttäuschender Zuschauerzuspruch

Enttäuscht dürfte man auch die schwache Zuschauerresonanz von nur 15.014 Besuchern bewerten. In einer sportlich so wichtigen Phase, wo es um eine nächstjährige Europapokalteilnahme geht, ist ein halbleeres Stadion schwer vermittelbar. Auch die Stimmung unter den Hoffe-Fans während der gesamten Spielzeit war verbesserungswürdig, die rund 2.000 Bochum-Fans waren wie ihr Team oftmals tonangebend.

Interessantes Restprogramm

RB Leipzig, SpVgg Greuther Fürth, Eintracht Frankfurt, SC Freiburg, Bayer 04 Leverkusen und Borussia Mönchengladbach heißen die Gegner im Saisonendspurt. Ein schwieriges Restprogramm, doch aufgrund der interessanten Paarungen gegen die direkten Konkurrenten ist am Ende hinsichtlich einer vierten internationalen Teilnahme noch alles möglich. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt!

Fotos: Kraichgaufoto

Grillitsch (Mitte) muss am nächsten Spieltag pausieren, Richards beim Kopfball, und Raum in der Diskussion mit Schiri Siebert

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