Isoliert das Spiel gewinnen und dann aufs große Ganze schauen

Das Endspiel um den Einzug in die Königsklasse

Es ist das Endspiel um die Champions-League-Qualifikation: Zum Bundesligafinale am Samstag um 15.30 Uhr empfängt die TSG Hoffenheim das Team von Borussia Dortmund. Mit einem Heimsieg im Prestigeduell können die Kraichgauer erstmals in die Königsklasse einziehen und zugleich die Westfalen aus dem Wettbewerb schießen. Seit Jahren duellieren sich beide Mannschaften auf hohem Niveau, bei dem meist viel auf dem Spiel steht und wo es auch öfters Ärger gibt. Es begann 2008 mit den bösen Anfeindungen gegen TSG-Mäzen Dietmar Hopp. Nach der Rettung im Mai 2013 durch zwei Salihovic-Elfmeter im Dortmunder Hexenkessel, sorgte drei Monate später die „Hausmeister Schall-Kanone“, die Anti-Hopp-Gesänge übertönen sollte, für mächtig Zoff. Dass Dietmar Hopp zuletzt seinen Erfolgscoach nicht zu den Schwarz-Gelben ziehen ließ und auf Vertragserfüllung bestand, entschärfte das Ganze nicht.

Auf gleicher Höhe. Hoffenheims Kaderabek (li.) und Dortmunds Schmelzer

Mit bedachtem Risiko, aber nicht offenem Visier in einen Rückstand rennen

TSG-Trainer Julian Nagelsmann sagte bei der heutigen Pressekonferenz über die Herangehensweise zum wichtigsten Saisonspiel: „Wir wollen das Spiel gewinnen. Das ist die erste Baustelle. Wir können nicht planen, dass wir Dortmund mit zwei Toren Vorsprung schlagen. Wir werden nicht von Beginn an mit offenem Visier spielen und vielleicht in einen Rückstand rennen. Wir werden aber natürlich ins Risiko gehen - das liegt im Naturell dieser Mannschaft. Zunächst wollen wir isoliert das Spiel gewinnen und dann aufs große Ganze zu schauen.“

Mit mehr Spielglück und den richtige Schiedsrichterentscheidungen müsste es reichen

Nagelsmann sieht sein Team auf Schlagdistanz zu den Borussen: „Wir waren zuletzt oft dran. Häufig waren wir sogar die bessere Mannschaft. Da fehlte mehrfach das Spielglück - wir haben große Chancen nicht genutzt, wurden durch eine Rote Karte dezimiert oder die Schiedsrichter hatten nicht den besten Tag. Ich gehe so weit zu sagen, dass wir die Partie in der vergangenen Saison mit dem Videobeweis nicht verloren hätten. Am Samstag könnte ich damit leben, das schwächere Team zu sein, aber als Sieger vom Platz zu gehen.“

Uth kann sich unsterblich machen

Dabei hofft der 30-Jährige auf den Instinkt seines Torjägers Mark Uth, der vor seinem Wechsel zum FC Schalke ebenso vor Spielbeginn verabschiedet wird, wie Serge Gnaby (zum FC Bayern) und Eugen Polanski (keine Vertragsverlängerung). Nagelsmann in Anspielung auf das besondere Verhältnis zwischen den rivalisierenden Schalkern und Dortmundern: „Mark kann sich für seinen neuen Verein am Samstag unsterblich machen!“

Kann Kramaric (Mitte) seine Torgefährlichkeit gegen den BVB erneut unter Beweis stellen?

Leverkusen in der Lauerposition

Abseits dieser Partie spielt auch das Duell Leverkusen gegen Hannover eine nicht unwesentliche Rolle. Falls das Bayer-Team hoch gegen die Niedersachsen gewinnt, kann es als aktuell Fünfter, je nach Ausgang des Spiels in Sinsheim, noch auf die Champions-League-Plätze springen. Eine besondere Prämie hat der TSG-Coach seinen Trainerfreund André Breitenreiter in Hannover nicht versprochen. Nagelsmann: „Ich habe keine Wurstfabrik. André wird mit seinem Team schon Gas geben, da brauche ich kein neues Fahrrad als Prämie versprechen.“

Beide Mannschaften nicht in Top-Besetzung

Beide Teams plagen am 34. Spieltag große Verletzungssorgen. Demnach sind bei Hoffenheim die Spieler, die zuletzt nicht zur Verfügung standen, zu 95 Prozent auch am Samstag nicht einsatzfähig. Dazu gesellt sich Havard Nordtveit, der eine Zerrung auf der Oberschenkelrückseite hat.

Spione hatten keine Chance

Im Vorfeld haben die Blau-Weißen Kleinigkeiten in ihrer Vorbereitung verändert. Nach einem kurzen Fan-Treffen am Donnerstagmittag in Zuzenhausen, ging es mit dem Bus  nach Sinsheim, um das Training in der Arena, mit etwas Musik unterlegt, zu absolvieren. Nagelsmann wollte, wie er sagte, sich taktisch nicht in die Karten schauen lassen: „Dass wir in der Arena waren, hatte einen einfach Grund: Wir wollten in Zuzenhausen keine Scouts wie zuletzt gegen Wolfsburg aus den Büschen ziehen.“ Den friedlich grasenden Schafen mit ihrem Hirten, die beim heutigen letzten, nicht öffentlichen Abschlusstraining am Hang gegenüber dem Trainingsplatz verweilten, wurde keine böse Spionage-Absicht unterstellt.

Ablenkung durch Fahrrad fahren

Die allgemeine Anspannung wächst, je näher der Anstoß rückt, kontinuierlich von Stunde zu Stunde. Der gebürtige Landsberger, der zuletzt wenig bei der Familie zu Hause war, weiß damit gut umzugehen: „Natürlich gibt es auch bei mir eine Anspannung, aber wir haben mit den Trainern eine Fahrrad-Gruppe, die 'Bike-Arrys" gegründet. Da hatten wir am Mittwochabend den Saisonabschluss auf dem Marktplatz in Heidelberg. Das hat mich ganz gut abgelenkt.“

Gräfe pfeift

Im Vorfeld spielte unter den Hoffe-Fans auch die Schiedsrichteransetzung eine große Rolle. "Nur nicht der Brych", war des Ööfteren zu hören. Dem ist nicht so: FIFA-Schiedsrichter Manuel Gräfe aus Berlin wurde als Unparteiischer eingeteilt. Unterstützt wird er dabei von Guido Kleve aus Nordhorn und Markus Sinn aus Filderstadt. Vierter Offizieller ist Timo Gerach aus Landau, Video-Assistent ist Günter Perl aus Pullach.

Hoffe im neuen Dress

Im letzten Saisonspiel werden die Nagelsmänner in ihren neuen Heimtrikots der Sasion 2018/19 auflaufen. Der neue Dress ist ab Samstag im Fanshop und Internet erhältlich. Das neue Auswärts- und Ausweichtrikot wird erst bei der Saisoneröffnung 2018/19 vorgestellt und angeboten.

Fotos: Kraichgaufoto

Hübner (re.) ist am Samstag nicht einsatzfähig und Uth kann sich beim neuen Verein schon im Vorfeld unsterblich machen

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