Jetzt gilt´s! Kann Hoffenheim die Mainzer Hürde stemmen?

TSG-Gastspiele in Mainz geniesen hohen Unterhaltungswert

Am 28. Spieltag konnte die TSG Hoffenheim trotz der zuletzt anhaltenden Heimschwäche mit einem 3:1-Heimerfolg über den 1. FC Köln ihre Sieglosserie beenden und tabellarisch auf Platz 7 klettern. Sechs Spieltage vor Ende einer außergewöhnlichen 57. Bundesligasaison, die wegen der COVID-19-Pandemie in Deutschland für 66 Tage unterbrochen wurde und seit dem 16. Mai jedoch unter Ausschluss von Zuschauern und besonderen Auflagen notgedrungen weiterläuft, geht es in der Endphase ums Ganze. Im Meisterschaftsrennen scheint nichts mehr gegen eine achte Serien-Meisterschaft des FC Bayern München zu sprechen. Während Dortmund und Leipzig die Champions League-Teilnahme wohl sicher haben, kämpfen Gladbach und Leverkusen um den noch freien vierten Platz in der Königsklasse. Um den 6. Platz, der noch zur Europa League-Teilnahme berechtigt, duellieren sich Wolfsburg (42 Punkte), Hoffenheim (39), Freiburg (38) und Schalke 04 (37).

Christoph Baumgartner (Mitte) war beim 3:1-Sieg über Köln bester Spieler auf dem Platz. Kann der 20-jährige Österreicher in Mainz sein Torkonto von 6 Treffern weiter ausbauen?

Anspruchsvolles, aber lösbares Restprogramm

Angesichts des Restprogramms haben die Kraichgauer durchaus gute Chancen, sich zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte fürs internationale Geschäft zu qualifizieren. An den nächsten beiden Spieltagen gastiert das Schreuder-Team bei den abstiegsbedrohten Mainzern und Düsseldorfern, empfangen dann die Nagelsmänner aus Leipzig und müssen anschließend nach Augsburg. Im letzten Heimspiel gastieren die Eisernen von Union Berlin in Sinsheim, ehe es am Saisonfinale nach Dortmund geht.

Ein Sieg fürs Selbstvertrauen

Der Sieg über Köln war gut fürs Selbstvertrauen und die Psyche, wenngleich es unmissverständlich war, warum man bei einer 2-Tore-Führung in der letzten halben Stunde derart in Bedrängnis kam und kein vernünftiges Aufbauspiel, geschweige denn Entlastungsangriffe zustande brachte. Torhüter Oliver Baumann, der sein Team mit einem gehaltenen Elfmeter in einer spielentscheidenden Phase auf der Siegerstraße hielt, sagte stellvertretend für seine Kollegen: „Es war wichtig, dass wir mal wieder ein Erfolgserlebnis gesammelt haben. Gegen Köln konnten wir mit dem Sieg ein wenig den Rucksack abschütteln, den wir getragen haben.“ Christoph Baumgartner, der in der Rückrunde an sechs von 14 Hoffenheimer Toren beteiligt war (fünf Tore, eine Vorlage) im Vorausblick: „Jetzt heißt es weitermachen und nach vorne schauen. Es war ein extrem wichtiger Sieg. Am Schluss hat man gesehen, dass wir leicht verunsichert waren. Jetzt haben wir die langersehnten drei Punkte und am Samstag geht es weiter.“

Stefan Posch (re.) kommt hier dem Mainzer Karim Onisiwo zuvor und klärt per Kopf

TSG hat einiges gut zu machen

Weitermachen heißt, die Hürde Mainz zu nehmen, wo man in elf - zumeist sehr torreichen und spektakulären Spielen - erst zwei Mal als Sieger vom Platz ging. Keine allzu guten Erinnerungen haben die Blau-Weißen an die letzten beiden Duelle: So zerstörten die Rheinhessen am letzten Spieltag der vergangenen Saison im Nagelsmann-Abschiedsspiel nach 0:2-Rückstand mit einem 4:2-Heimerfolg die Europapokalträume der Kraichgauer, und im Hinspiel gab es in Sinsheim beim Debüt von Trainer Achim Beierlorzer eine deutliche 1:5-Klatsche.

Mainz steht mit dem Rücken zur Wand

Doch die 05er sind nach dem Re-Start noch nicht wie gewünscht in die Gänge gekommen. Neben zwei Unentschieden gegen Köln (2:2) und Union Berlin (1:1) gab es eine deftige 0:5-Heimpleite gegen Leipzig. Der Abstand zum Relegationsplatz hat sich für den selbsternannten Karnevalsverein auf nur noch einen Zähler reduziert. Auch wenn Trainer Beierlorzer nach der schwachen Vorstellung gegen Union sich mit der Aussage „Im Großen und Ganzen bin ich mit der Bereitschaft, dem Engagement und dem Siegeswillen zufrieden“ schützend vor seine Mannschaft stellte, offenbarten die zuvor gezeigten Leistungen eine einfallslose und enttäuschende Vorstellung. Der FSV steht mit dem Rücken zur Wand und wird alles in die Waagschale werfen, um in einem heißen Fight um den Ligaerhalt den Hoffenheimern Paroli zu bieten. Besonders motiviert dürfte dabei der Ungar Adam Szalai sein, der vor seiner Mainzer Rückkehr 100 Pflichtspiele für die Kraichgauer absolvierte.

Personelle Veränderungen sind zu erwarten

Beim Duell „Abstiegskampf“ gegen „Europapokal-Anwärter“ steht am Samstagnachmittag (Beginn 15:30 Uhr) einiges auf dem Spiel. Angesichts des enggestrickten Spielplans ist davon auszugehen, dass TSG-Coach Alfred Schreuder wieder einige personelle Veränderungen vornehmen wird. Für den gesperrten Kapitän Benjamin Hübner könnte Ermin Bicakcic oder Havard Nordtveit in die Innenverteidigung rücken. Im Sturmzentrum wirkte gegen Köln Munas Dabbur gegenüber Ihlas Bebou deutlich gefährlicher. Gesetzt sind Robert Skov, Florian Grillitsch und Baumgartner. Gut möglich, dass auch das erst 17-jährige Talent Maximilian Beier von Beginn an auflaufen wird.  Schreuder hat mehrere Optionen - welche am Ende die Richtige ist, wird sich zeigen.

Hoffenheim muss jetzt liefern

Den zuletzt verlorengegangenen Kredit bei den Fans nach sieben sieglosen Spielen, der sich angesichts der Geisterspiele zunehmend in den sozialen Netzwerken entlud, konnten die Nordbadener durch den Köln-Sieg zwar teils zurückgewinnen, dennoch müssen sie jetzt in einer wichtigen Saisonphase nachlegen, um ihren Ansprüchen und Zielen gerecht zu werden. Die nächsten beiden Gegner sind zu stemmen, und mit neuem gewonnenen Selbstvertrauen dürfte es dann auch Leipzig schwerfallen, die Punkte aus Sinsheim zu entführen.

Fotos: Kraichgaufoto

TSG-Kapitän Hübner (re.) fehlt Gelb-Rot gesperrt, Kaderabek (li.) beim Flanken, und Oli Baumann spielte seit dem Re-Start drei Mal fehlerlos

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