Kann Sandhausen gegen Düsseldorf seine prekäre Lage etwas verbessern?

Trainerduo Kleppinger/Kulovits muss gleich vier gesperrte Spieler ersetzen

Der SV Sandhausen hat sich in den vergangenen Jahren schon des Öfteren mit einem starken Saisonendspurt im Abstiegskampf gerettet, doch dieses Jahr bedarf es eines besonderen Kraftaktes, um in das zehnte Jahr 2. Liga in Folge gehen zu können. Alles lamentieren über die unglückliche 0:1-Niederlage in letzter Minute beim 6-Punkte-Spiel in Braunschweig, welche drei Punkte Rückstand für den SVS zum ersten Nichtabstiegsplatz zur Folge hat, hilft nichts. „Es sind jetzt noch zehn Spiele. Wir müssen und werden wieder aufstehen, an uns glauben und alles fokussieren auf das nächste Spiel gegen Fortuna Düsseldorf“, verbreitet SVS-Präsident Jürgen Machmeier Zuversicht vor dem Heimspiel gegen den Bundesligaabsteiger am kommenden Samstag um 13 Uhr. De facto trennt die Sandhäuser nur ein Punkt von Relegationsplatz 16 und damit dem VfL Osnabrück, der allerdings am 14. April noch ein Nachholspiel gegen Jahn Regensburg zu bestreiten hat.

Kapitän Diekmeier glaubt aufgrund des guten Sandhäuser Spielerkaders die vielen Ausfälle kompensieren zu können

Gleich vier Spieler fehlen gesperrt

Ohne Frage sind die Sandhäuser wieder unter Zugzwang geraten, ihre ganz ordentliche Heimbilanz im Jahr 2021 bei drei Siegen, einem Unentschieden und einer Niederlage aufrecht zu erhalten, nachdem es auswärts die elfte Niederlage im zwölften Spiel hagelte. Der Gegner aus Düsseldorf ist das heimstärkste Team der Liga hinter Heidenheim, doch bereits sechs Auswärtsniederlagen verhindern, dass die Rheinländer noch dicker im Aufstiegsrennen mitmischen. Da ein Unglück selten alleine kommt, werden dem SVS in diesem nächsten Endspiel gleich vier Akteure wegen Sperren wegfallen. Betroffen ist komplett der Defensivverbund, denn Tim Kister, Denis Linsmayer und Diego Contento sahen in Braunschweig ihre fünfte gelbe Karte, während Aleksandr Zhirov völlig unnötig in der Nachspielzeit wegen einer Unsportlichkeit Rot sah und glücklicherweise nur für ein Spiel gesperrt wurde.

Umstellungen sind unumgänglich

Erste Alternativen dafür, neu in die Startelf zu rücken, dürften Nils Röseler, Ivan Paurevic, Erik Zenga sowie Alexander Rossipal sein, doch Interimscoach Gerhard Kleppinger wird sich fragen, wie man das Spiel angeht. Kleppo mit Rat zur Seite steht wieder Trainerkollege Stefan Kulovits, der nach überstandener Coronainfektion zurückkehrt. Die Frage wird sein, ob man positionsgetreu wechselt, oder ob man gegen defensiv verwundbare Düsseldorfer eher das Heil in der Offensive sucht und von einer Dreier- auf eine Vierer-Abwehrkette umstellt.

Zu viel mit weiten Bällen operiert

Dem SVS stand in Braunschweig bei zwei Pfostentreffern wohl das Pech zur Seite, doch die schwarze Auswärtsserie ist nicht nur auf Pech zurückzuführen. Es wurde wieder viel mit weiten Bällen operiert, die Passquote war schlecht, und Kleppinger beschönigte nichts: „Insgesamt ist es uns leider nicht so gut gelungen, unsere Bälle zu verarbeiten, sie festzumachen, weiterzuleiten und in Lücken vorzustoßen“. Hoffnung macht aber die ansteigende Formkurve von Alexander Esswein oder ein Kevin Behrens, der sich reinhängt im Abstiegskampf, wobei dem SVS in kämpferischer Hinsicht nichts vorzuwerfen ist. Möglicherweise steht auch ein Comeback von Julius Biada, der aber nach seiner Verletzungspause noch Trainingsrückstand aufholen muss, bevor.

Düsseldorfs kopfballstarker Andre Hoffmann erzielte am letzten Spieltag gegen Nürnberg ein Kopfballtor

Trotz Auswärtsschwäche den Blick nach oben nicht verloren

Die Düsseldorfer Merkur Spiel-Arena ist in dieser Saison eine ziemliche Festung bei acht Heimsiegen der Fortuna, doch auf fremden Plätzen bleibt das Team von Trainer Uwe Rösler zu anfällig, um ganz oben mitzumischen. Bei vier Punkten Rückstand auf Relegationsplatz 3 werden die Fortunen jedoch auch am Hardtwald angreifen, denn als einer der finanziell in der oberen Hälfte angesiedelten Vereine hat man unverändert höhere Ansprüche, nachdem in der letzten Saison am letzten Spieltag der Klassenerhalt verspielt wurde und der sechste Abstieg aus der 1. Liga Tatsache wurde. Doch da die Fortunen das Ziel Wiederaufstieg zu verfehlen drohen, wurden Gespräche über eine Vertragsverlängerung des zum Saisonende auslaufenden Vertrag Röslers zunächst auf Eis gelegt. Sein Team spiele zu statisch und mit zu wenig Tempo und sei zu leicht ausrechenbar, lauten Vorwürfe. Positive Erscheinungen in dieser Saison sind eher die jüngeren Zugänge wie der vom FC Augsburg ausgeliehen robuste Abwehrhüne Kevin Danso oder der japanische Flügelflitzer Shinta Appelkamp, der wegen muskulärer Probleme zuletzt genauso fehlte wie der in der Winterpause vom VfL Wolfsburg verpflichtete bundesligaerfahrene Felix Klaus wegen einer Oberschenkelzerrung.

Pledl fällt länger aus

Nach dem 3:1-Heimsieg über den 1. FC Nürnberg plagten die Düsseldorfer jedoch noch größere Personalsorgen im offensiven Mittelfeld. Thomas Pledl, der das erste Tor des kopfballstarken Andre Hoffmann noch vorbereitet hatte und mit sechs Torvorlagen Fortunas bester Vorbereiter in dieser Saison ist, musste mit einer Knieverletzung in der Schlussphase des Spiels vom Feld. Untersuchungen ergaben eine komplexe Verletzung mit notwendiger Operation, die Pledl zu einer Zwangspause für unbestimmte Zeit zwingen. Neben Matthias Zimmermann ist der Flügelflitzer der zweite ehemalige SVS-Akteur in Reihen der Düsseldorfer, umgekehrt muss Diego Contento im Spiel gegen seinen ehemaligen Verein die Gelbsperre absitzen und kann nicht dabei sein. Möglicherweise ist Felix Klaus wieder einsatzbereit, doch am wahrscheinlichsten ist, dass der vom SC Freiburg ausgeliehene Australier Brandon Borrello, der nach seiner Einwechslung mustergültig das zweite Tor gegen Nürnberg vorbereitete, für Pledl ins Team rückt.

Licht und Schatten bei den Torjägern

Erfolgreichste Torschützen sind Routinier Rouwen Hennings mit 8 sowie der türkische Nationalstürmer Kenan Karaman mit 7 Toren, von denen man sich erhoffte, dass sie die Düsseldorfer zurück in die Bundesliga schießen, bei denen aber Licht und Schatten abwechseln. Mit dem deutschen Meistertitel 1933, dem Gewinn des DFB-Pokals 1979 und 1980 sowie der Finalteilnahme im Europapokal der Pokalsieger 1979 haben die Fortunen große Erfolge vorzuweisen. Mit den Allofs-Brüdern im Sturm unterlagen sie dem FC Barcelona in diesem Finale mit 3:4 nach Verlängerung.

Mögliche Aufstellungen:

SV Sandhausen: Kapino – Diekmeier, Röseler, Nauber, Rossipal – Bachmann, Zenga – Klingmann (Paurevic), Halimi, Esswein – Behrens
Fortuna Düsseldorf: Kastenmeier – Zimmermann, Hoffmann, Danso, Koutris – Bodzek, Sobottka – Borrello, Peterson – Karaman, Hennings (Kownacki)

Fotos: Kraichgausport

Die Hoffnung auf drei Heimpunkte am Hardtwald ist groß

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