Nachbarschaftsduell der krassen Gegensätze

Europapokalanwärter gegen Abstiegskandidat - TSG empfängt VfB

Den 24. Bundesligaspieltag eröffnet am Freitagabend (20.30 Uhr) in Sinsheim das baden-württembergische Nachbarschaftsduell TSG Hoffenheim gegen VfB Stuttgart. Während die Gastgeber nach zwei Siegen in Folge wieder zum engen Kreis der Europapokalanwärter zurückkehrten, kämpfen die Gäste aus der Landeshauptstadt auf Tabellenplatz 17 weiterhin um den Klassenerhalt. Auf einem direkten Abstiegsplatz mit nur vier Siegen und 19 Punkten aus 23 Spielen sowie drei Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz sieht die Ausgangslage der Rot-Weißen alles andere als hoffnungsvoll aus. Mit einem Durchschnittsalter von 23,5 Jahren ist der VfB das jüngste Bundesligateam. Seit acht Spielen sind die Bad Cannstatter sieglos und kassierte mit 43 Treffern bislang die viertmeisten Gegentore.

„Im Derby zählen andere Gesetze“

Für TSG-Trainer Sebastian Hoeneß durchlebt der nächste Gegner eine schwierige Saison: „Wir werden den Gegner nicht wegen der Tabellensituation unterschätzen. Im Derby gelten andere Gesetze. Dafür werden wir bei einem emotionalen Spiel die entsprechende Mentalität den Tag legen müssen. Wir müssen auf uns schauen und unser Spiel auf den Platz bringen. Dann können wir den VfB daran erinnern, dass sie in einer schwierigen Situation stecken.“

Diadie Samassekou (am Ball) ist im Hoffenheimer Mittelfeld gesetzt

Es fehlt an Führungsspielern

Die Ursachen für die sportliche Talfahrt sind vielseitig: Es ist zwar förderlich, jungen Spielern das Vertrauen zu schenken und sie in der höchsten deutschen Spielklasse zu entwickeln, aber ihnen fehlen erfahrene Führungsspieler an der Seite. Zudem hat die Schwaben das Verletzungspech besonders schmerzhaft heimgesucht. Trainer Pellegrino Matarazzo bekommt weiterhin uneingeschränktes Vertrauen, notfalls würde man mit ihm auch in die Zweitklassigkeit gehen, heißt es von offizieller Seite. Doch wie schwer eine Rückkehr aus der starken 2. Liga sein kann, verdeutlicht die Situation bei vielen Traditionsvereinen, die sich damit seit Jahren schwertun.

Das Warten auf den Befreiungsschlag

Der erhoffte Befreiungsschlag blieb dem VfB beim letzten Heimspieltag verwehrt, nachdem dem VfL Bochum mit einem Last-Minute-Elfmeter noch der glückliche 1:1-Ausgleich gelang. Für die Stuttgarter war dies wie ein gefühlter Schlag ins Gesicht, was sich besonders negativ auf Moral und Stimmung niederschlug. Zudem muss die Mannschaft noch den Ausfall von Stürmer Silas Katompa Mvumpa verkraften, der sich eine Schulterluxation zuzog und bis Saisonende ausfällt. Der Druck auf die junge Mannschaft nimmt von Spieltag zu Spieltag mehr zu, das Spiel in Hoffenheim wird jetzt zur Charakterfrage.

Mit vereinten Kräften bei der Balleroberung: Georginio Rutter (li.) und Dennis Geiger (re.)

VfB nicht unterschätzen

Ganz anders die Hoffenheimer: Mit elf Siegen, 37 Punkten und Rang 5 strotzt man gerade vor Selbstvertrauen. Sieben der vergangenen neun Bundesligaheimspiele wurden gewonnen – was sollte da gegen die erfolglosen Gäste aus der Landeshauptstadt schiefgehen? Doch gerade hier liegt die Gefahr: Stuttgart hat nichts zu verlieren, geht als krasser Außenseiter in die Partie. Eine ähnliche Konstellation gab es Mitte Dezember, als Borussia Mönchengladbach nach einer Sieglosserie bei der TSG gastierte und bis kurz vor Abpfiff 1:0 führte, ehe die Gastgeber noch den späten glücklichen Ausgleich erzielen konnten.

Hoffenheimer Heimstärke

Die sportlichen Vorzeichen zwischen Badenern und Schwaben waren in den bisherigen 23 Duellen selten so gravierend, auch wenn die Stuttgarter in der Gesamtbilanz mit zehn Siegen, sechs Unentschieden und sieben Niederlagen statistisch vorne liegen. Die Hoffnungen auf einen Überraschungserfolg an der A6 am Freitagabend sind für die Stuttgarter nach nur einem Dreier in elf Auswärtsspielen sowie vier Unentschieden im bisherigen Saisonverlauf äußerst gering. Daran dürfte auch die aktuelle Serie im Direktvergleich von zuletzt vier Partien ohne Niederlage (zwei Siege, zwei Remis) gegen die Blau-Weißen nichts ändern. In Sinsheim gab es letztmals am 17. Februar 2013 einen VfB-Sieg zu feiern – lang ist´s her.

Vogt muss pausieren

Personell hat sich bei den Hoffenheimern wenig verändert: Neben Ermin Bicakcic, Robert Skov, Fisnik Asllani und Chris Richards fehlt auch Abwehrchef Kevin Vogt, der sich beim 2:1-Sieg in Wolfsburg einen Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel zuzog. Für den 30-Jährigen könnte Havard Nordtveit oder Florian Grillitsch (nach abgesessener Gelbsperre) ins Abwehrzentrum rücken.

22.000 Fans sind zugelassen

Eine erfreuliche Nachricht für alle Fans: Erstmals seit langem dürfen wieder 22.000 Zuschauer in die Sinsheimer PreZero Arena. Ob diese Zahl jedoch am Freitagabend erreicht wird, ist äußerst fraglich. Es gilt die 3G-Regelung: geimpft, genesen oder getestet. Zudem können die Dauerkarten sowohl für die Steh- als auch für die Sitzplätze uneingeschränkt genutzt werden. Für Trainer Hoeneß spielen die Fans eine große Rolle: "Wir sind total froh, dass es wieder in die richtige Richtung geht. In so einem besonderen Spiel kommt über die Fans nochmal eine gewisse Brisanz rein. Dazu zähle ich auch gegnerische Zuschauer. Natürlich hoffe ich, dass die Fans uns nach vorn peitschen werden und zu einem Faktor werden. Wir wollen für die Fans ein richtig gutes Spiel abliefern und freuen uns darauf.“

Spieler unterstützen Fans finanziell beim Ticketkauf

Alle 2.200 Gästetickets waren innerhalb kürzester Zeit vergriffen. Unmut gab es im Vorfeld, da die TSG für dieses Nachbarschaftsduell einen Topzuschlag erhoben hatte. Die Mannschaft des VfB Stuttgart hat darauf reagiert und für dieses wichtige Spiel allen Auswärtsfahrern finanziell unter die Arme gegriffen, so dass jeder VfB-Fan - egal ob Steh- oder Sitzplatz - den gleichen Preis (18.- Euro) bezahlt.  

Fotos: Kraichgaufoto

TSG-Keeper mit außergewöhnlicher Ballannahme und Am Freitagabend sind 22.000 Zuschauer erlaubt

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