Nagelsmann greift nach AC/DC-Rhythmen und Maracuja-Schorle zu Veränderungsmaßnahmen

Kann der TSG-Coach im Duell mit Rangnick gleichziehen?

Bei der heutigen Pressekonferenz, vor dem Bundesligaspiel des 25. Spieltages beim FC Augsburg, präsentierte sich Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann gewohnt locker und sprachgewandt. Auf die Frage von bwa-sport.de, ob diese Partie für ihn etwas Besonderes sei, schließlich könne er mit seinem 32. Sieg im 72. Bundesligaspiel als TSG-Trainer mit dem bisherigen Rekordhalter Ralf Rangnick gleichziehen, sagte er: „Jetzt wo ich es erfahre, finde ich das gar nicht schlecht. Ich freue mich, wenn es so weit kommt.“ Doch bis dahin gilt es sich in einem zu erwartenden Kampfspiel in der kalten WWK-Arena erstmal gegen den punktgleichen Tabellennachbarn zu behaupten.

„Erwarte ein intensives Spiel“

Nagelsmann fand, wie meist bei jeder PK, durchweg lobende Worte für den nächsten Gegner: „Ich muss ein großes Kompliment an Manuel Baum und sein Team aussprechen. Mit dieser Leistung und Stabilität haben in Fußball-Deutschland wohl wenige gerechnet. Ich erwarte am Samstag ein sehr körperliches Spiel.“ Dabei verwies er besonders die variable Spielweise der Fuggerstädter: „Augsburg verteidigt sehr aggressiv und je nach Gegner auf völlig unterschiedlichen Höhen. Sie überbrücken das Mittelfeld schnell und wollen mit dem Ball über die Flügel schnell ins letzte Drittel. Mit Philipp Max haben sie dort einen überragenden Vorbereiter. Ich gehe von einem intensiven Spiel aus, bei dem viel Präsenz beim Kampf um den zweiten Ball gefordert ist.“

Mark Uth steigt am höchsten und köpft den Ball aus der Gefahrenzone

Ein Duell der sprint- und laufstärksten Teams der Liga

Die Bilanz aus den bisherigen 13 Bundesliga-Duellen spricht bei sechs Siegen, vier Unentschieden und drei Niederlagen für die Kraichgauer. Dabei blieb die TSG in den letzten fünf Duellen ungeschlagen. Personell können die Blau-Weißen, bis auf die Verletzten Stefan Posch und Kerem Demirbay, aus dem Vollen schöpfen. Bei gleich mehreren Hoffenheimer Spielern droht am Samstag bei einer möglichen Verwarnung eine Gelbsperre. So gehen Ermin Bicakcic, Pavel Kaderabek, Florian Grillitsch und Mark Uth (alle 4 Gelbe Karten) sowie Dennis Geiger (9 Gelbe Karten) vorbelastet ins Spiel. Mit Blick auf die Statistik ist eine intensive Partie zu erwarten. Während die Hoffenheimer im Schnitt mit 119,7 Kilometer pro Partie am meisten liefen, legten die Augsburger mit durchschnittlich 230 die meisten Sprints zurück.

Erfolgshunger ist groß

Beide Teams konnten zuletzt wenige Erfolge feiern, sind daher besonders erfolgshungrig. Während die Nordbadener nur einen Dreier aus den letzten acht Partien verbuchten, konnten die Schwaben nur eines der letzten sechs Bundesligaspiele für sich entscheiden. Alarmierend sind dabei 38 Hoffenheimer Saison-Gegentore, was bereits eines mehr als in der kompletten letzten Spielzeit ist. Ein weiterer negativer Ligahöchstwert ist die Tatsache, dass die Nagelsmänner in dieser Spielzeit bereits zehn Mal eine Führung verspielten, was letztendlich zu sechs Remis und vier Niederlagen führten.

Steven Zuber scheitert im Hinspiel an FC-Keeper Marwin Hitz

Veränderungsmaßnahmen bei einer Maracuja-Schorle in der Wohlfühloase besprochen

Erst schwitzten Nagelsmann und sein Video-Analyst Benjamin Glück am späten Mittwochabend in der 90 Grad-Sauna der Badewelt beim Aufguss unter den rhythmisch-heißen AC/DC-Klängen von „Highway to Hell“, dann besprachen die beiden Bayer im eher etwas ruhigeren Barbereich der Sinsheimer Wohlfühloase bei einer Maracuja-Schorle einige ins Auge gefasste Veränderungsmaßnahmen. Der TSG-Coach: „Wir sind mit dem Saisonverlauf alle nicht ganz zufrieden. Deshalb muss ich immer wieder auch kritisch sein. Ich bin mit unserer Spielanlage meist zufrieden, mit den Ergebnissen aber nicht. Man muss als Trainer versuchen seine Arbeit der Situation anzupassen. Man darf da nicht komplett alles anders machen, weil dann merken die Spieler, „oh, da stimmt tatsächlich was nicht“. Man muss einen guten Weg finden, um Nuance anzupassen, um auf den richtigen Flow wieder zu kommen. Der Mittelweg ist dabei der entscheidend, um wieder in den richtigen Ergebnis-Flow zu kommen.“

Mit psychologischen Maßnahmen eine durchschnittliche Saison noch erfolgreich gestalten

Für den 30-Jährigen spielt dabei der Ist-Zustand eine große Rolle: „Die Saison ist aktuell eher eine durchschnittliche Saison, da muss man versuchen weiter zu arbeiten. Unser Weg war schon einmal sehr erfolgreich, deshalb gehe ich davon aus, das er nicht so falsch sein kann. Bei den Veränderungen denke ich zu einem kleinen Teil an personelle, größtenteils aber eher an psychologische Maßnahmen, wie zum Beispiel Ansprachen an die Mannschaft.“

Pendel schlägt jetzt in die andere Richtung

Dass die TSG an die erfolgreiche vergangene Saison, an der sie oft gemessen wird, momentan nicht anknüpfen kann, sieht der Hoffenheimer Fußballlehrer in einem Reifeprozens, der den gesamten Spielerkader umfasst: „In der vergangenen Saison haben viele Spieler an oder sogar über ihrem Maximum gespielt, weil es einfach im ganzen Team lief. Wir haben da auch viele Spiele gewonnen, die wir nicht zwingend hätten gewinnen müssen. Jetzt schlägt das Pendel in die andere Richtung aus. Wir sind als Mannschaft nicht so stabil wie in der Vorsaison. In dieser Phase müssen wird alle miteinander reifen, um unser Top-Niveau in der Zukunft dauerhaft abzurufen.“

Es geht um den Anschluss an die internationalen Plätze

Mit einem Auswärtssieg im direkten Aufeinandertreffen gegen den Tabellennachbarn würde der Dorfverein den Anschluss an die internationalen Plätze wieder herstellen. Dies könnte zudem, vor dem anschließenden Beginn der zweiten Rückrundenhälfte, einen richtungsweisenden Charakter einnehmen - und zu guter Letzt Nagelsmann, zumindest statistisch gesehen, mit Fußball-Professor Rangnick hinsichtlich des Sieger-Gens, auf eine Stufe stellen.
Laut Auskunft der stellvertretenden Pressesprecherin Ruth Pintner, die heute den kranken Holger Kliem souverän auf dem Podium neben Trainer Nagelsmann vertrat, werden am Samstag rund 400 TSG-Fans in die Fuggerstadt reisen.

Stromförderung durch Windräder in Zuzenhausen

Angesprochen auf die zurückliegende Kältewelle hatte Nagelsmann einen einfallsreichen Vorschlag: "Anstatt des sonstigen Westwindes haben wir jetzt einen kühlen Ostwind. Im Zuzenhäuser Windpark könnte man einige Windräder aufstellen und damit ganz Baden-Württemberg versorgen." 

Fotos: Kraichgaufoto

TSG-Torhüter Baumann verhindert einen Gegentreffer, Hübner (re.) gewinnt ein Kopfballduell, Akrobatische Einlage von Stürmer Uth (li.), Geiger (re.) und Posch nehmen den Augsburger Gegenspieler in die Mangel, und Nachdenklicher TSG-Coach Nagelsmann

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