Reicht ein Sieg über die Eisernen bereits für die Europa League?

Hoffenheim empfängt im letzten Heimspiel Union Berlin

Noch zwei Spieltage bis zur Beendigung dieser durch die Corona-Krise außergewöhnlichen Bundesligasaison 2019/20 sind zu absolvieren. Während die Meisterschaft erneut vorzeitig zugunsten des Abo-Meisters FC Bayern München entschieden ist, Aufsteiger SC Paderborn wieder in die Zweite Liga absteigen muss, stehen noch spannende und entscheidende Partien um die Teilnahme am internationalen Geschäft sowie im Abstiegskampf bevor. Die TSG Hoffenheim kann sich dabei als aktueller Tabellensiebter noch berechtigte Hoffnungen auf eine dritte Teilnahme innerhalb von vier Jahren an einem Europapokalwettbewerb machen. Ein Dreikampf zwischen Wolfsburg (46 Punkte, Torverhältnis +3), Hoffenheim (46/-8) und Freiburg (45/-1) entscheidet, wer sich letztendlich als Sechster direkt qualifiziert oder als Siebter über die Qualifikationsspiele noch empfehlen muss. Rang 6 und die direkte Zulassung zur Europa League garantiert neben den damit gesicherten Zusatzeinnahmen auch eine weniger aufwendige und besser planbare Saisonvorbereitung.

Die Geste von Ermin Bicakcic kann unterschiedlich bewertet werden. Auch für den Innenverteidiger ist klar, dass es für eine Europa League-Qualifikation noch ganz eng werden kann.

Platz 6 ist das begehrte Ziel

Das Restprogramm beschert jedem der drei Aspiranten – zumindest auf dem Papier – jeweils einen eher ‚lösbareren“ und „schwierigeren“ Gegner. Während die Kraichgauer zu Hause Union Berlin empfangen und am letzten Spieltag beim Zweiten Dortmund antreten müssen, treffen die beiden direkten Kontrahenten mit dem FC Bayern und Schalke 04 auf die gleichen Gegner. Sollte Freiburg am Samstag in München verlieren und Hoffenheim sein Heimspiel gewinnen, wäre für die TSG vorzeitig Platz 7 gesichert. Für TSG-Kapitän Benjamin Hübner ist die Tabellensituation „relativ interessant“. Der Innenverteidiger sieht sein Team „auf einem guten Tabellenplatz, den wir mindestens verteidigen wollen. Wir werden bis zum Schluss fighten, um unsere Position noch zu verbessern.“ Damit konnte man zu Saisonbeginn in der Nagelsmann-Nachfolge aufgrund des großen Aderlasses an Führungsspielern nicht wirklich rechnen. Trainer Alfred Schreuder hat aus dem zur Verfügung stehenden Personal das Optimale herausgeholt und auch dank der schwächelnden, weniger konstant spielenden Konkurrenz vier Spieltag vor Saisonende mit Platz 7 eine gute Ausgangslage geschaffen. Nach der Trennung hat das Nachfolgeteam um Matthias Kaltenbach & Co. mit einem Sieg und einer Niederlage das Schiff auf Kurs gehalten.

Findet Andrej Kramaric zu alter Torgefährlichkeit zurück? Kann der Kroate die TSG in Richtung Europapokalteilnahme schießen?

Kommt es wieder zum Finale in Dortmund?

Jetzt gilt es, in den letzten beiden Partien nochmals alles herauszuholen und zu versuchen, das Optimale zu erreichen. Wie schon zur Saison 2012/13, als unter Trainer Markus Gisdol der drohende Abstieg am letzten Spieltag beim damaligen Champions League-Finalisten Dortmund mit einem Überraschungserfolg verhindert werden konnte, scheint die westfälische Arena auch jetzt wieder das Zünglein an der Waage zu sein. Ein spannender Dreikampf um Platz 6 ist bis zur letzten Minute dieser denkwürdigen 57. Bundesligasaison durchaus denkbar. Doch zunächst gilt alle Konzentration dem Heimspiel gegen die Eisernen am Samstag um 15.30 Uhr in der Sinsheimer Arena. Der Aufsteiger aus dem Berliner Stadtteil Köpenick hat sich in seinem ersten Erstligajahr sehr gut geschlagen und am letzten Spieltag mit einem 1:0-Erfolg an der Alten Försterei gegen Mitaufsteiger SC Paderborn vorzeitig den Klassenerhalt gesichert. Voraussetzung für ein erfolgreiches Abschneiden der Blau-Weißen ist, die schwache Heimbilanz mit neun Niederlagen endlich abzulegen.

TSG kann personell (fast) aus dem Vollen schöpfen

Personell können die Gastgeber nahezu aus dem Vollen schöpfen. Torjäger Andrej Kramaric ist rechtzeitig im Saisonendspurt wieder fit geworden und hat ein ansteigendes Leistungsvermögen erkennen lassen. Auch bei Sturmkollege Munas Dabbur scheint nach seinem Doppelpack in Augsburg nun endlich der Knoten geplatzt zu sein. Auch bei Ihlas Bebou war zuletzt eine deutliche Leistungssteigerung erkennbar, vor allem, wenn er als Joker von der Bank kam und aufgrund seiner Sprintstärke in den entscheidenden Phasen Löcher in die gegnerische Hintermannschaft riss. Eine weitere Bereicherung ist der junge Österreicher Christoph Baumgartner, der in der Rückrunde sich durch hervorragende Leistungen zum Stammspieler entwickelte. Mit Kramaric, Dabbur, Bebou und Baumgartner verfügen die Hoffenheimer über vier formstarke Offensivkräfte, die in ihrer Spielweise recht unterschiedlich wirken und so auch für die Gegner schwer ausrechenbar sind. Im Defensivbereich hat sich die Umstellung zur Dreierkette mit Feintechniker Florian Grillitsch im Abwehrzentrum als positiv herausgestellt. Der Österreicher ist durch seine spielerischen Fähigkeiten im Aufbauspiel eine Bereicherung.

Die Gelbe Gefahr droht

Im Vorfeld der nächsten Partie gegen Berlin drohen gleich fünf Hoffenheimer Stammkräften eine Gelb-Sperre fürs Saisonfinale. Neben Stefan Posch und Sebastian Rudy (jeweils neun Verwarnungen) müssten auch Diadie Samassekou, Robert Skov und Hübner (alle 4) nach der nächsten Gelben Karte im Signal-Iduna-Park zuschauen. Auch bei den Gästen gehen mit Andersson, Gentner, Ingvartsen und Parensen gleich vier Spieler mit der jeweils vierten gelben Karte vorbelastet ins Spiel. Nicht nur deshalb ist auf beiden Seiten eine besondere Zweikampfführung gefragt.

Fotos: Kraichgaufoto

TSG-Keeper Oli Baumann, Dynamisch im Spiel nach vorn: Pavel Kaderabek, und Sebastian Rudy in Aktion

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