Sandhausen möchte gegen Kocaks Hannoveraner nachlegen

Den Sprung ins Tabellenmittelfeld vor Augen

Der SV Sandhausen hat in einem sogenannten „6-Punkte-Spiel“ mal wieder die Nerven behalten und sich mit dem Dreier in Wehen Wiesbaden Luft im Tabellenkeller verschafft. Nach dem Abschluss der Englischen Woche und dem dritten Spiel in sieben Tagen am Samstag um 13 Uhr gegen Hannover 96 soll noch kräftiger durchgeatmet werden.

Wiedersehen mit Kenan Kocak

Für viele SVS-Akteure ist es das große Wiedersehen mit Kenan Kocak, Trainer der Sandhäuser von 2016 bis 2018 und jetzt Coach der Niedersachsen, die gerade einen Höhenflug erleben. Zwar wurde für die 96er am gestrigen Mittwoch nach zuvor drei Siegen beim 1:1 gegen den Karlsruher SC die Siegesserie unterbrochen, aber mit 36 Punkten auf dem Konto ist man auf einem guten Weg zum Klassenerhalt, nachdem es trotz großer Ambitionen lange ein schwieriger Saisonverlauf für den Bundesligaabsteiger war. Dem SV Sandhausen wurde durch die Kocak-Truppe etwas Schützenhilfe geleistet, da die Kurpfälzer jetzt wieder vier Punkte Vorsprung auf Platz 16, auf dem die Karlsruher rangieren, haben.

Intensiver Austausch zwischen SVS-Trainer Uwe Koschinat und Kapitän Dennis Diekmeier. Mit einem Heimsieg am Samstag könnte der SVS mit den 96ern punktemäßig gleichziehen.

Zweikampfquote ein entscheidender Faktor

Eine Zweikampfquote von 63:37 Prozent für den SVS war ein entscheidender Faktor für den so wichtigen Sieg beim Abstiegskontrahenten in Wehen Wiesbaden - neben dem Faktor des ersten Tores von Kapitän Dennis Diekmeier in seiner bereits elfjährigen Laufbahn als Profifußballer. Nach der Corona-Pause will der Käpt´n seine Ankündigung wahrmachen und seine Offiziere alias die Mannschaft aufgrund dieses besonderen Anlasses einladen. Kurioserweise erzielte er sein erstes Tor überhaupt und für den SV Sandhausen 1916 e.V. um genau 19:16 Uhr.

„Sind wieder auf dem richtigen Weg“

Die beiden dienstältesten SVS-Akteure Denis Linsmayer und Tim Kister gingen mit Leidenschaft und Einsatzwillen in Zweikämpfen voran und waren zwei der besten Spieler auf dem Platz. Linsmayer: „Wir haben gegen Regensburg schon unsere Basics wieder verinnerlicht. Man sieht jetzt mit zwei Zu-Null-Spielen in Folge, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Mit Emanuel Taffertshofer wird ein weiterer Ackerer gelbgesperrt gegen Hannover fehlen, für ihn könnte Ivan Paurevic zurück ins Team rücken. Es bleibt aber der Beigeschmack, dass nach dem Rückrundenauftakt in Osnabrück und damit seit neun Spielen die Stürmer aus dem Spiel heraus nicht mehr trafen. Der schussstarke Julius Biada hinter den Spitzen traf zwar dreimal, Robin Scheu einmal, aber die restlichen Tore steuerten Kevin Behrens mit zwei und Philipp Türpitz mit einem verwandelten Strafstoß bei.

Zu Tim Kisters (Bildmitte) Stärken zählt das Kopfballspiel. Gegen Regensburg konnte man sich erneut davon überzeugen.

Kocak holte 96 aus dem Tabellenkeller

Schneller, als es den Niedersachsen lieb ist, kommt es wieder zum Gastspiel der Hannoveranwer am Hardtwald. Diesmal ohne Fananhang, nachdem die Gästefans 2017 am letzten Spieltag nach dem 1:1-Unentschieden bei der Aufstiegsfeier ein Bild der Verwüstung hinterließen. Zwei Jahre nach dem Bundesligaaufstieg folgte der erneute Abstieg in der letzten Saison. Trainer Mirko Slomka und Sportdirektor Jan Schlaudraff wurde die sportliche Verantwortung für den Neuaufbau übertragen, doch bereits nach 12 Spieltagen und einer Platzierung im unteren Drittel musste Slomka wieder gehen und Schlaudraff in der Winterpause. Im November übernahm Kocak das Amt Slomkas zunächst bis Saisonende und wurde Ende April aufgrund erfolgreicher Arbeit mit einem neuen Vertrag bis 2023 belohnt.

Hannover holte 15 Punkte aus den letzten acht Spielen

„Kenan Kocak hat in den vergangenen Monaten bewiesen, dass er eine Mannschaft neu ausrichten und entwickeln kann“, so Martin Kind, der Eigentümer der Kind-Gruppe und damit millionenschwerer Boss der 96er. „Wir wollen ein Sieger-Gen entwickeln, wir brauchen genau diese Einstellung“, so Kocak selbst. Zeitgleich mit der Durststrecke des SV Sandhausen siegte Hannover 96 in den letzten acht Spielen viermal, spielte dreimal Unentschieden und verlor nur bei Spitzenreiter Arminia Bielefeld.  Nach dem 4:2-Erfolg beim letzten Auswärtsspiel in Osnabrück, wo Marvin Ducksch nach seiner Einwechslung mit zwei Toren zum Matchwinner wurde, verriet der Doppeltorschütze, dass sein Team im Verlauf der 90 Minuten mit drei verschiedenen Systemen spielte – was Kocak auch schon in Sandhausen angewendet hat.

Offensivstarke Niedersachsen

Mit dem ehemaligen Zweitliga-Torschützenkönig Ducksch und den bundesligaerfahrenen Cedric Teuchert und Hendrik Weydandt, die zusammen schon 21 Saisontore erzielten, sowie dem Winterzugang John Guidetti hat Kocak im Sturm die Qual der Wahl. An dem 20-jährigen großen Talent Linton Maina, der sich nach der Corona-Pause aber in einem kleinen Formtief befand, haben bereits Vereine aus der Bundesliga und sogar England ihr Interesse bekundet. Desweiteren kann Kocak auf den ehemaligen Nationaltorhüter Ron-Robert Zieler, den japanischen Nationalspieler Genki Haraguchi oder Winterzugang Dominik Kaiser bauen. Kaiser zog bis 2018 bei RB Leipzig im Mittelfeld die Fäden und spielte zuletzt zusammen mit SVS-Profi Besar Halimi bei Bröndby Kopenhagen. Am Hardtwald muss der Coach auf den defensiven Mittelfeldmann Waldemar Anton aufgrund der zehnten gelben Karte verzichten.

Mögliche Aufstellungen:

SV Sandhausen: Fraisl – Diekmeier, Nauber, Kister, Zhirov, Paqarada – Paurevic, Linsmayer – Biada – Bouhaddouz, Behrens
Hannover 96: Zieler – Korb, Elez, Hübers, Horn – Bakalorz, Kaiser – Haraguchi, Prib (Maina) – Weydandt, Ducksch

Fotos: Kraichgausport

Denis Linsmayer stopft die Lücken im SVS-Mittelfeld

Artikel teilen

WERBUNG