TSG Hoffenheim trennt sich von Trainer Sebastian Hoeneß

Das Trainerbeben in der Bundesliga setzt sich fort

Am Saisonende wurde alles nochmals auf den Prüfstand gestellt. Nach der enttäuschenden 1:5-Auswärtsklatsche der TSG Hoffenheim in Mönchengladbach und dem Abrutschen auf den neunten Tabellenplatz war es den Verantwortlichen am Ende dann doch zu viel. Es wurde gehandelt und Cheftrainer Sebastian Hoeneß nach neun sieglosen Bundesligaspielen in Folge ein Jahr vor Vertragsende im Sommer 2023 die Beurlaubung mitgeteilt. Neben dem ausbleibenden Erfolg richtet sich die interne Kritik an Hoeneß laut einem Bericht in der BILD-Bericht aus Sicht der TSG-Bosse zudem auf eine falsche Trainingssteuerung, die mit ein Grund für die vielen Verletzten während der zweijährigen Amtszeit sein soll.

„Wollten mit dieser Konstellation nicht in die neue Saison gehen“

In der offiziellen Presserklärung wird TSG-Direktor Alexander Rosen wie folgt zitiert: „Unsere Wertschätzung für den Trainer und Menschen Sebastian Hoeneß haben wir in den zurückliegenden Monaten stets klar zum Ausdruck gebracht. Auch deshalb ist uns die Entscheidung nicht leichtgefallen. Wir müssen uns nach einer bereits vor dem letzten Spieltag begonnenen Analyse aber eingestehen, dass die Ergebnisse und Ereignisse in den vergangenen zwei Monaten viel von den zahlreichen positiven Aspekten, die diese Saison bereithielt und uns zwischenzeitlich bis auf Platz Vier brachten, überschattet haben. Die alles entscheidende Frage, die wir uns nach diesen negativen Eindrücken zu stellen hatten, war, ob wir als Klub in dieser Konstellation unbelastet in eine neue Spielzeit starten können. Nach eingehenden Gesprächen haben wir diese Frage gemeinsam negativ beantwortet.“

Hoffenheims Direktor Profifußball Alexander Rosen (re.) stellte sich zuletzt in der Öffentlichkeit voll und ganz hinter seinen Trainer

"Haben eine gemeinsame Einigung erzielt"

Die von der TSG-Pressestelle veröffentlichte Stellungnahme von Hoeneß: „Nach einem ausführlichen Gespräch mit Alexander Rosen und der Geschäftsführung des Klubs am gestrigen Nachmittag haben wir uns gemeinsam auf eine Beendigung unserer Zusammenarbeit geeinigt. Die vergangenen beiden Spielzeiten waren von widrigen Umständen, aber auch von Erfolgserlebnissen geprägt. In den zurückliegenden Wochen haben wir eine intensive Analyse unserer gemeinsamen Arbeit vorgenommen und dabei keinen Konsens über die zukünftige Ausrichtung gefunden."

Das schwächste Glied in der Kette

Das Trainerbeben im Fußballoberhaus nimmt eine weitere Fortsetzung, jetzt auch im Kraichgau. Nach Florian Kohfeldt in Wolfsburg, Adi Hütter in Mönchengladbach und Markus Weinzierl in Augsburg und wurde damit bereits der vierte Bundesligatrainer nach dem Saisonfinale entlassen. Erneut zeigte sich, dass die Trainer das schwächste Glied in der Kette sind. Das schlechte Abschneiden in der zweiten Hälfte der Rückrunde ausschließlich am 40-jährigen gebürtigen Münchner festzumachen, wäre jedoch zu einfach. Auch die Spieler haben großen Anteil daran, dass man von einer möglichen Champions League-Teilnahme ins Tabellenmittelmaß abrutschte. Nach intensiven Analysen und den zuletzt enttäuschenden Entwicklungen hat man im Dietmar-Hopp-Sportpark in Zuzenhausen reagiert und die Zusammenarbeit mit Hoeneß ab sofort beendet.

Nach seinem zweiten Bundesligajahr als Cheftrainer kehrt Sebastian Hoeneß der TSG Hoffenheim den Rücken

Schweres erstes Trainerjahr in der Bundesliga

Hoeneß kam vor zwei Jahren vom FC Bayern als Nachfolger für den Niederländer Alfred Schreuder in den Kraichgau, nachdem er mit der 2. Mannschaft der Münchner die Meisterschaft in der Dritten Liga gewonnen hatte. Im ersten Amtsjahr hatte es der Sohn des früheren Nationalspielers und Bundesligamanagers Dieter Hoeneß wahrlich nicht einfach, zumal durch zahlreiche Coronafälle, viele Verletzungen und die Zusatzbelastungen durch die Europa League am Ende die Blau-Weißen nur auf einem elften Tabellenplatz landeten. In seinem zweiten Jahr sollte es deutlich weiter nach oben gehen, man wollte, auch wenn man es nicht offen aussprach wieder auf die internationale Bühne zurückkehren.

Der Druck kam von ganz oben

Die Aussage von Gesellschafter Dietmar Hopp bei der letzten Mitgliederversammlung im vergangenen Jahr („Unser Ziel ist dauerhaft Platz 6 oder besser“) hing wie ein Damoklesschwert über Hoeneß und seinem Team. Der Druck wurde dadurch deutlich größer. Doch zunächst lief alles gut, auch wenn Mr. Torgarant Andrej Kramaric seine Treffsicherheit vermissen ließ, dafür aber dank vieler verschiedener Torschützen man von einer schwer ausrechenbaren, torgefährlichen Hoffenheimer Offensive sprach. Es ging steil nach oben bis auf Platz 3 nach 18 Spieltagen. Als man nach 25 Spielen immer noch die Königsklasse im Visier hatte, wurde die Erwartungshaltung immer größer, auch wenn Hoeneß immer wieder von einer Momentaufnahme sprach und auch auf Zeiten verwies, wo einen das vorhandene Spielglück auch mal verlassen könne.

Am Ende ging die Luft aus

Die aufkommende Euphorie in Richtung Europapokal-Qualifikation wurde von ihm immer wieder gebremst und darauf verwiesen, erst ab dem 30. Spieltag hier eine Marschroute im Saisonendspurt auszugeben. Auf der Zielgeraden musste dann aufgrund von Verletzungen, (teils) unnötigen Gelbsperren sowie einigen Corona-Infektionen ständig eine neue Startformation zusammengebastelt werden. Woche für Woche gab es Veränderungen, nie konnte die stärkste Formation aufs Feld geschickt werden. Die Mannschaft konnte diese Negativentwicklung nicht wegstecken und blieb seit dem 6. März bis zum Saisonabpfiff ohne Erfolgserlebnis.

Das Vertrauen ging verloren

Die sportliche Enttäuschung dieser Talfahrt wollten die Entscheidungsträger nicht mit in die neue Saison übertragen und entschieden sich für einen Trainerwechsel. Man traute Hoeneß nicht zu mit, eine positive Wende herbeizuführen, zumal es beim aktuellen Spielerkader zu wenig Veränderungen kommen dürfte. Das enttäuschende Auftreten in Gladbach hat das Fass dann zum Überlaufen gebracht. Man darf gespannt sein, wer jetzt die Hoeneß-Nachfolge antritt. Die Entscheidung wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Fotos: Kraichgaufoto

Hoeneß am Spielfeldrand

Artikel teilen

WERBUNG