TSG rutscht nach 1:3 gegen Gladbach aus den internationalen Rängen

Hoffenheims Serie von 22 ungeschlagenen Heimspielen ist gerissen

Nach 22 ungeschlagenen Bundesligaspielen in ihrer Festung WIRSOL Rhein-Neckar-Arena hat es die TSG Hoffenheim nun am 10. Spieltag erwischt. Nach einer bitteren 1:3-Heimpleite gegen Borussia Mönchengladbach verpasst das Team von Trainer Julian Nagelsmann den Sprung auf Platz 3 und rutscht aus den internationalen Rängen auf den 7. Tabellenplatz. Seit nunmehr vier Bundesligapartien, seit dem 2:0-Heimsieg gegen Schalke 04 am 23. September, warten die Blau-Weißen auf ein Erfolgserlebnis. Für die Fohlen vom Niederrhein war es der zweite Auswärtssieg im Kraichgau. Der Kräfteverschleiß durch die Mehrfachbelastung der vielen Englischen Wochen macht sich bei den Nordbadener deutlich bemerkbar. So mussten die beiden Aktivposten Mark Uth und Pavel Kaderabek aufgrund Muskelverletzungen vorzeitig vom Feld.

TSG-Keeper Oliver Baumann entschärft einen Grifo-Freistoß

Erneut reicht 1:0-Führung nicht zum Sieg

Die Hoffenheimer erzielen vor ausverkauftem Haus mit 30.150 Zuschauern in einer rassigen und temporeichen Begegnung trotz eines leichten Chancenplus der Gäste in der 25. Minute durch einen strammen Distanzschuss von Spielmacher Kerem Demirbay die etwas schmeichelhafte Pausenführung. Vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw köpft Nico Elvedi eine Schulz-Flanke vor die Füße des Mittelfeldspielers, der aus 17 Metern volley mit 79 km/h in die linke Ecke trifft.

Gladbach mit starker zweiten Hälfte

Die Gäste erhöhen in der zweiten Hälfte den Druck und gleichen nach 61. Minuten durch Thorgan Hazad mit einem Schuss aus spitzem Winkel aus. In der Folge hat der VfL deutlich mehr vom Spiel und schraubt in einer starken Schlussviertelstunde durch einen Doppelschlag innerhalb von nur drei Minuten das Ergebnis hoch auf 3:1. Matthias Ginter (79.) vollendet eine elegante Vorarbeit von Grifo, der zuvor zwei  Hoffenheimer ins Leere laufen lässt, reaktionsschnell aus kurzer Distanz ins rechte Ecke. Nach einer Ecke von Grifo legt Elvedi in die Mitte zum völlig freistehenden Ex-TSG-ler Jannik Vestergaard, der per Flugkopfball aus kurzer Distanz trifft.

Ein überragender Grifo gab den Ausschlag

Im Team von Dieter Hecking war der ehemalige Hoffenheimer Vincenzo Grifo der überragende Akteur, der bei seinem Startelfdebüt an allen Treffern beteiligt war. Zunächst hat der gebürtige Pforzheimer gleich zweimal Pech: Erst zirkelt er den Ball an den Pfosten (21.), dann pariert Hoffenheims Bester, Torhüter Oliver Baumann, einen Freistoß des Italieners von der Linie (33.). Erneut reicht den Nordbadener ein 1:0-Vorsprung nicht zum Sieg. Die Mannschaft hat nach eigener Führung bereits zwölf Punkte verspielt.

Juian Nagelsmann entschuldigt sich bei einem Fan, der er zuvor mit einer Plastikflasche am Kopf traf

Nagelsmann´s Tribünenbesuch nach Wurf-Attacke

Außergewöhnliche Szene am Rande: Trainer Nagelsmann ist nach einer Stunde über den Gladbacher Ausgleich stocksauer und wirft eine Plastik-Flasche auf die Tribüne, trifft dabei aus Versehen einen Fan leicht am Kopf. Trotz einer spontanen Entschuldigung fliegt die Flasche zurück und fehlt nur knapp den TSG-Coach. Unmittelbar nach dem Abpfiff begibt sich Nagelsmann auf die Haupttribüne hoch zum Fan, umarmt ihn und entschuldigt sich. Eine noble Geste! Auf der Pressekonferenz sagte der 30-Jährige: „Es war eine dumme und dämliche Aktion, die mir nicht passieren darf und die mir nicht mehr passieren wird. Ich habe mich entschuldigt, es tut mir leid.“

Stimmen zum Spiel:

Julian Nagelsmann (TSG-Coach): „Gladbach hat verdient gewonnen. Wir sind eigentlich ganz ordentlich ins Spiel gekommen, hatten gute Situationen über beide Flügel - vor allem über links. Leider ist der finale Ball oft nicht angekommen. Wir waren in der Anfangsphase minimal besser. Dann wurde das Spiel sehr, sehr offen. Die Gladbacher hatten riesen Chancen, die wir selber eingeleitet haben, da können wir froh sein, dass wir nicht in Rückstand geraten sind. Stattdessen sind wir dann in Führung gegangen. Auch nach der Pause haben wir es in der ersten Viertelstunde wieder gut gemacht, mit ordentlichem Druck und Kontrolle. Irgendwann sind wir dann zu hektisch geworden. Wir wollten zu schnell das zweite Tor und haben viele unstrukturierte Bälle verloren. Daraufhin hat Gladbach sehr gut umgeschalten. Wir hatten anschließend einen Bruch im Spiel, wir haben vorne einfach keinen Druck mehr herstellen können. Am Ende haben die Gladbacher aufgrund der Chancen, die sie hatten, ihrer Chancenverwertung und der Power, die sie auf das Feld bekommen haben, verdient gewonnen.“

Nicht so sattelfeste TSG-Verteidigung

Dieter Hecking (VfL-Coach): „Es war wieder ein tolles Fußballspiel. Beide Mannschaften waren total nach vorne ausgerichtet und haben ihre Chancen gesucht. Wir hatten bereits in der ersten Halbzeit klasse Möglichkeiten, die wir leider nicht genutzt haben. Dann sind wir in Rückstand geraten und Hoffenheim hatte ein optisches Übergewicht. Sie hätten fast das zweite Tor gemacht. Wir haben uns in der Halbzeit aufgebaut und gesagt "Mensch, da geht noch was". Bei der TSG ist es in der Verteidigung noch nicht so sattelfest. Die Jungs haben es anschließend hervorragend gemacht. Wir machen dann den Ausgleich und haben nachgesetzt. Man hat gesehen, dass wir den Sieg wollen. Das hat meine Mannschaft mit einer tollen Energieleistung auch vollbracht. Ich bin mit unserem Auftreten sehr zufrieden. Ich habe die Jungs ermahnt, nicht zu schnell zu viel zu wollen. Denn auch Hoffenheim schaltet sehr gut um und wenn die das zweite machen, wird es wahnsinnig schwer, zurückzukommen. Der Sieg für uns war verdient.“

Flick fordert drastische Sanktionen gegen unwürdigenden Fanbanner

Hansi Flick (Hoffenheims Geschäftsführer Sport) zu den Schmähungen der Gladbach-Fans gegen die TSG und Gesellschafter Dietmar Hopp: „Solche widerwärtigen Aktionen und Rufe gegen einen von der Gesellschaft so hoch geachteten, großartigen und großen Menschen wie Dietmar Hopp machen einen immer wieder aufs Neue fassungslos. Dass sich ein Menschenfreund wie Dietmar Hopp so etwas anhören muss, ist nicht hinzunehmen. Ich wünsche mir, dass der DFB und die DFL alles unternehmen, diese menschenverachtenden Äußerungen zu unterbinden und drastisch zu sanktionieren. Wir werden dagegen auch weiterhin mit allen uns zur Verfügung stehenden Mittel vorgehen.“

1899 Hoffenheim bestreitet in der kommenden Woche zwei Auswärtsspiele: Am Donnerstag in der Europa League beim Istanbul Başakşehir FK und am Sonntag beim 1. FC Köln.

Fotos: Kraichgaufoto und BWA

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