TSG verspielt fahrlässig dreimalige Führung gegen Schlusslicht Darmstadt

Viele Schwachstellen kamen beim enttäuschenden Jahresabschluss ans Tageslicht

Das letzte Pflichtspiel gegen das Tabellenschlusslicht SV Darmstadt 98 sollte für die TSG Hoffenheim zum versöhnlichen Jahresabschluss werden. Mit drei fest eingeplanten Heimpunkten gegen den Aufsteiger, der zuletzt drei Mal in Folge verloren hatte, seit acht Spielen sieglos ist und der mit 38 Gegentoren die schwächste Defensive der Bundesliga stellt, wollte man mit „26 Punkten unterm Weihnachtsbaum“ selbstbewusst Mitte Januar in die zweite Saisonhälfte starten.

Dreifache Führung reichte am Ende nicht zum Sieg

Doch es kam ganz anders: Trotz dreifacher Führung gelang es den Kraichgauern nicht, den dritten Saison-Heimsieg unter Dach und Fach zu bringen. Kramaric (14./Foulelfmeter) und Bebou (28., 66.) trafen für die Gastgeber, während Pfeiffer (23.) und Skarke (57., 85.) jeweils ausgleichen konnten. In der 80. Minute gab es eine spielentscheidende Szene, als nach einer Ecke Brooks aus vier Metern freistehend den Ball übers 98er Tor drosch und so anstatt der vermeintlichen Vorentscheidung zum 4:2 fünf Minuten später den Gästen zum dritten Mal den Ausgleich ermöglichte.

Enttäuschte Gesichter nach dem Abpfiff bei den Hoffenheimern

Schwachstellen kamen deutlich zum Vorschein

Am Ende stand ein 3:3-Unentschieden, das zwar für die nur 18.125 Zuschauer hohen Unterhaltungswert bot, aber unterm Strich deutlich machte, dass es im Spiel der Gastgeber noch sehr viele Schwachstellen gibt, die schwer abzustellen sind. Schwer abzustellen deshalb, weil die Fehler zwar immer wieder angesprochen werden, aber letztendlich nicht abgestellt werden können.

Es herrscht ab und zu bei einigen Abwesenheit!“

TSG-Trainer Matarazzo über seine Spieler

TSG-Trainer Matarazzo machte eine halbe Stunde vor Mitternacht bei der Pressekonferenz deutlich, was er von den vielen Aussetzern seiner Spieler hält: „Das ist schwierig zu verdauen. Es herrscht ab und zu bei einigen Abwesenheit. So kommen wir nicht zum Ziel. Diese Aussetzer dürfen nicht so oft vorkommen. Das war heute extremer als in den Spielen davor.“

Matarazzos Anweisungen werden nach seiner Einschätzung nicht immer zu seiner Zufriedenheit von den Spielern befolgt

„Dass wir drei Gegentore kassieren, in so einer Art und Weise, das geht mir gegen den Keks!“

Matarazzo zu den drei Gegentreffern

Rino, der unmittelbar nach dem Spiel gegenüber der Mannschaft klare und deutliche Worte fand, ging dabei ins Detail: „Wir haben während des Spiels und in der Halbzeitpause angesprochen, dass wir in der Kette oft leer stehen, dass wir nicht richtig durchschieben. So kassieren wir dann das dritte Gegentor, das ist für mich nicht zufriedenstellend, das kotzt mich an, weil wir dieses Thema Woche für Woche haben. Das muss sich schleunigst ändern. Wir müssen über 90 Minuten defensiv performen. Dass wir drei Gegentore gegen Darmstadt kassieren, in so einer Art und Weise, das geht mir gegen den Keks.“

„Wir hatten oft keine Lösung, so gewinnst du in der Bundesliga kein Spiel“

Prömel zu den Fehlern gegen Darmstadt

Auch Mittelfeldspieler Prömel wirkte angefressen: „Wir sind sehr, sehr enttäuscht, weil Darmstadt die bessere Mannschaft war. Das Spiel hat aufgezeigt, was uns noch fehlt und wo es noch hapert. Heute hat sehr viel gefehlt. Wir haben keine Ruhe ins Spiel bekommen, sowohl gegen den Ball, als auch mit dem Ball. Wir hatten oft keine Lösung, so gewinnst du in der Bundesliga kein Spiel.“

Deutliche Worte von Prömel nach dem Abpfiff

„Der Ballführer war gefühlt oft die ärmste Sau“

Prömel zur Spielweise seiner Mannschaft

Für den 28-Jährigen gab es weitere Schwachstellen: „Bei uns war es im Ballbesitz zu wenig, es wurde sich zu wenig angeboten. Der Ballführer war gefühlt oft die ärmste Sau. Und gegen mit Ball sind wir nicht in die Zweikämpfe gekommen.“ Für den gebürtigen Stuttgarter hätte man schon vorzeitig den Sack zu machen können, ja müssen: „Vorne hatten wir noch die eine oder andere Chance, auch von mir, auch von Brooks, um das Spiel vorzeitig zu entscheiden. Defensiv müssen wir auf alle Fälle noch einiges verbessern.“

Wenn drei Tore nicht zum Sieg reichen

Da sind sie wieder, die vielen Leichtsinnsfehler, die der TSG im Laufe der Halbserie schon so manchen Punkt gekostet haben. Angesprochen von bwa-sport.de auf die vielen Fehler im Defensivverhalten sagte Prömel: „Ja, das zieht sich ein wenig durch die ganze Saison, wir machen es dem Gegner zu leicht, zu großen Torchancen zu kommen. Es kann nicht sein, dass wir jedes Spiel drei Tore schießen müssen, um ein Spiel zu gewinnen. Zu Hause müssen drei Tore reichen, um die drei Punkte hier zu behalten.“

Kaderabek (li.) beim Kopfballduell mit Gegenspieler Riedel

Fehler werden eiskalt bestraft

Zum kapitalen Fehler von Kabak, der einen Freistoß direkt zum Gegenspieler passte und aus dieser Aktion heraus der 3:3-Endstand fiel, sagt Prömel: „Das darf nicht passieren. Fußball ist ein Fehlersport, wenn du Fehler machst wird es bestraft, in der Bundesliga wird alles bestraft. Das darf halt nicht zu häufig passieren. Ozan ist einer, der lässt sein Leben auf dem Platz, nichts desto trotz ist er Verteidiger, und bei Verteidigern wird so etwas mit einem Gegentor bestraft.“

„Wir müssen solche Spiele besser gestalten und müssen defensiv stabiler stehen!“

Bebou über die Hoffenheimer Spielweise
Bebou lässt sich nach seinem Torerfolg feiern

Eigentlich hätte Bebou zum Matchwinner werden können. In Vertretung des verletzten niederländischen Sturmführers Weghorst war der 29-Jährige mit zwei herrlichen Toren und dem herausgeholten Elfmeter an allen drei Treffern beteiligt. Dennoch war die Enttäuschung bei Hoffenheims Bestem an diesem Tag unübersehbar: „Es war heute zu wenig, wir müssen solche Spiele besser gestalten, müssen defensiv stabiler stehen, um dann den Sieg am Ende zu holen. Als Mannschaft hätten wir besser agieren sollen, gegen und mit Ball war es ein Tick zu wenig.“

Die vorhandene Qualität mehr umsetzen

Die Zufriedenheit kam aber dennoch zum Ausdruck: „Mit 24 Punkten aus der Hinrunde kann man zufrieden sein. Es gab aber auch Spiele, wo wir hätten mehr machen können, wo wir Punkte liegengelassen haben. Wünschenswert wäre, dass wir auch mal gegen zwei der ganz großen Teams oben in der Tabelle mal Punkte holen und dann schauen wir, was möglich ist. Wir wissen welche Qualität wir haben, das müssen wir nur mehr umsetzen.“

Die Höhepunkte des Spiels:

14. Min.: Ein langer Ball landet an der Strafraumgrenze bei Bebou, der sich Darmstadts Torhüter Marcel Schuhen gegenüber sieht. Der Stürmer umkurvt den im Zweikampf unentschlossenen Keeper und wird zu Fall gebracht. Den fälligen Strafstoß verwandelt Kramaric, wie gewohnt, sicher zur 1:0-Führung.

Kramaric eröffnet den Torreigen mit einem verwandelten Elfmeter zur 1:0-Führung der Kraichgauer

23. Min.: Ein Angriff der Darmstädter über die linke Seite wird als Flanke flach in die Mitte gespielt, wo Pfeiffer genau richtig steht und zum 1:1-Ausgleich vollendet. Gegenspieler Kevin Vogt kommt einen Schritt zu spät, um noch energisch einzugreifen.

25. Min.: Ein Pass von Tohumcu landet bei Kaderabek, der perfekt in den Rückraum auf Prömel passt, doch der Mittelfeldspieler schießt aus zehn Metern links neben das ziemlich leere Tor.

28. Min.: Drei Minuten klappt es besser: Ein Schnittstellenpass von Prömel durch die Mitte landet beim pfeilschnellen Bebou, der allein aufs Tor zusprintet, dabei noch Torhüter Schuhen umkurvt und locker ins leere Tor zur erneuten Führung trifft.

50. Min.: Ein Kramaric-Schuss streicht übers Darmstädter Tornetz.

57. Min.: Erneut offenbaren sich Schwachstellen im Defensivverhalten der Nordbadener. Mit zwei schnellen Pässen landet der Ball bei Skarke, der aus zentraler Position flach ins rechte Eck zum 2:2-Ausgleich trifft. Brooks, Kaderabek und Kabak wirken in dieser Szene zu unentschlossen und fahrlässig im Zweikampfverhalten.

Bebou zieht mit links ab und trifft rechts unten zur zwischenzeitlichen 3:2-Führung

66. Min.: Und erneut steht Bebou im Mittelpunkt: Nach Zuspiel von Grillitsch dribbelt der Stürmer vorbei an seinem Gegenspieler in die Mitte und trifft von der Strafraumgrenze mit links flach ins rechte untere Eck zur erneuten Führung.

80. Min.: Stach verlängerte eine Skov-Ecke mit dem Kopf zu Brooks, der aus vier Metern freistehend vor dem Tor drüber schießt. Anstatt der Vorentscheidung folgt Ernüchterung.

85. Min.: Die Lilien schlagen zum dritten Mal zurück, begünstigt durch einen krassen Aussetzer des Hoffenheimers Kabak, der einen Freistoß Mitte der eigenen Hälfte direkt in den Fuß von Pfeiffer passt, dieser dann querlegt auf Skarke und der schließlich den Ball mit voller Wucht zum 3:3-Endstand ins Tor hämmert.

Skov (re.) kam zur zweiten Hälfte in die partie und machte über die Außenbahn mächtig Dampf

Aufstellungen:

TSG Hoffenheim: Baumann – Ozan Kabak (90. Justvan), Brooks, Vogt – Kaderabek, Stach, Tohumcu (54. Grillitsch) – Prömel (90. Becker), Kramaric (73. Beier), Bülter (46. Skov) – Bebou
SV Darmstadt 98: Schuhen – Klarer, Gjasula (46. Ronstadt), Isherwood (75. Maglica) – Riedel, Bader (84. Torsiello), Franjic (75. Müller), Karic – Kempe (84. Honsak) – Skarke, Pfeiffer
Tore: 1:0 Kramaric (14./FE), 1:1 Pfeiffer (23.), 2:1 Bebou (28.), 2:2 Skarke (57.), 3:2 Bebou (66.), 3:3 Skarke (85.)
Schiedsrichter: Willenborg (Osnabrück)
Zuschauer: 18.125

Für beide Teams war es das letzte Pflichtspiel im Kalenderjahr. Am 2. Januar beginnt für die TSG-Profis wieder das Vorbereitungstraining für die Rückrunde, ehe am 12. Januar mit dem Auswärtsspiel beim FC Bayern München die Hinrunde vollends abgeschlossen wird.

Fotos: Kraichgaufoto

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