Ultras kritisieren Entscheidung für Bundesliga-Fortsetzung

TSG-Fans fordern zuhause zu bleiben und Abstand zu halten

Vor dem ersten Geisterspiel der TSG Hoffenheim in der Fußball-Bundesliga am kommenden Samstag in Sinsheim gegen Hertha BSC Berlin hat die Hoffenheimer Ultra-Gruppierung erneut ihren Unmut über die Fortsetzung der Saison 2019/20 mit Spielen ohne Zuschauer zum Ausdruck gebracht. Die Fangruppe Crescendo Hohenlohe übt deutliche Kritik an der Entscheidung der DFL und der Profivereine für die Aufrechterhaltung des Spielbetriebs: „Für uns steht die Weiterführung der Bundesliga in keinem vertretbarem Maß. Weder sportlich, noch menschlich halten wir die Fortsetzung des Spielbetriebes für sinnvoll oder verständlich. Auch wenn wir wohl wissen, dass Vereine ohne Einnahmen in schwere finanzielle Not geraten, muss das menschliche Wohl weit über finanziellen Interessen stehen. Eine solche Entscheidung dann auch noch zu befürworten, oder gar zu unterstützen, dafür fehlt uns jegliches Verständnis. Auch den Staat, der sämtlichen Einwohnern unseres Landes ein Kontaktverbot aufgelegt hat und die Pläne der DFL unverständlicherweise abnickt, sehen wir hierbei in der Pflicht.“

Auch bei verschiedenen themenbezogenen Choreografien zeigen sich die Jungs aus Hohenlohe immer wieder einfallsreich

"Wir sind keine Marionetten"

Was bei den TSG-Fans ganz besonders bitter aufgestoßen ist, waren die Überlegungen, künstliche Fan-Stimmung während der Geisterspiele über die Stadionlautsprecher abzuspielen und die Fans durch einsam aufgehängte Zaunfahnen zu ersetzen. „Dies setzt den ganzen Hirngespinsten aus unserer Sicht die Krone auf. Wir sind, auch wenn die DFL das partout nicht begreift, keine Marionetten. Einen Fan, der seinen geliebten Verein im Stadion unterstützt, kann gar nichts ersetzen!“, heißt es in der Stellungnahme der Ultras.

Volkssport Fußball genießt Privilegien

Gedanken machten sich die Hoffe-Fans aus Hohenlohe auch über die allgemeine aktuelle Situation im alltäglichen Leben und appellierten durch mehrere Beispiele an die Vorbildfunktion der Bundesliga: „Seltsam, dass man den Kindern verbieten muss mit ihren Freunden Fußball zu spielen, obwohl dies ihre Idole dann doch tun. Seltsam, dass die Menschen mit Masken rumlaufen und Abstand halten sollen und beim Fußball, der zweifelsohne Kontaktsport ist, wirft man diese Maßnahmen kurzerhand über den Haufen. Seltsam, dass nur der "Volkssport" Fußball dieses Privileg bekommt und alle anderen (weniger kommerziell ausgeschlachteten) Sportarten auf der Strecke bleiben. Seltsam, dass Pflegepersonal und der normale Bürger nicht flächendeckend und ohne Verdacht getestet wwerden, für Fußballer aber engmaschige Tests zur Verfügung stehen, die dabei auch noch Kapazitäten binden, die man an anderer Stelle brauchen könnte.“

Deutliche Botschaft der Abneigung für Montagsspiele in der Bundesliga

Kritik auch am Verhalten der TSG

In der öffentlichen Stellungnahme erhält auch die TSG Hoffenheim Kritik aus der eigenen Fanszene: „Die Entscheidung, sich in einer derartige finanzielle Abhängigkeit vom Bezahlfernsehen zu begeben, haben die Funktionäre ganz alleine getroffen. Dass nun nicht ein einziger Vereinsfunktionär sich hinstellt und die Verantwortung für die seit Jahren verlorene Bodenhaftigkeit und Gier im Profifußball übernimmt, zeugt in unseren Augen von absoluter Feigheit. Wir können uns weder mit dieser Entwicklung, noch mit den jetzigen Plänen identifizieren und werden demnach dieses Absurdum auch in keinster Weise unterstützen! Wir finden es mehr als zweifelhaft, dass unser Verein hier keine öffentliche Meinung hat.“

Zuhause bleiben - Abstand halten - System hinterfragen

Zu guter letzt appellieren die Ultras von Crescendo Hohenlohe an alle TSG-Fans an den Spieltagen nicht zu den Stadien zu fahren und sich nicht privat in Gruppen zu treffen. Als Denkanstoß heißt es im Schlusssatz: „Fußball bleibt Volkssport! Bleibt zuhause, haltet Abstand und hinterfragt das System!“

Fotos: Kraichgaufoto und BWA

Hoffenheimer Südkurve und Crescendo Hohenlohe beim Support in München

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