Wird Katar die WM 2022 noch entzogen?

Kurz vor der WM in Brasilien sieht sich der Fußball-Weltverband FIFA mit neuen schweren Korruptionsvorwürfen rund um die Vergabe der Endrunde 2022 an Katar konfrontiert. FIFA-Vize Jim Boyce schloss sogar eine neue Abstimmung über die WM 2022 nicht aus. „Wenn der Bericht vorliegt und zu dem Schluss kommt, dass ein Fehlverhalten zu dem Abstimmungsergebnis geführt hat, hätte ich als Mitglied des Exekutiv-Komitees kein Problem damit, wenn die Empfehlung eine Neuvergabe wäre“, sagte der 70 Jährige. Präsident Joseph Blatter selbst wollte das Ganze nicht kommentieren.
Der britischen Zeitung „Sunday Times“ liegen nach eigenen Angaben geheime Dokumente vor, die belegen sollen, dass der ehemalige katarische Spitzenfunktionär Mohamed bin Hammam fünf Millionen Dollar an Offizielle gezahlt habe, um sich deren Unterstützung für Katars WM-Bewerbung zu sichern. Bereits ein Jahr vor dem entscheidenden Votum der FIFA-Exekutive über den WM-Gastgeber habe der Katarer begonnen, Einfluss zu nehmen und direkte Zahlungen an Funktionäre geleistet, so die Zeitung.
Dem Blatt liegen zudem angeblich Belege dafür vor, dass Bin Hammam dem ehemaligen Exekutiv-Mitglied Reynald Temarii (Tahiti) 305.000 Euro für Anwaltskosten gezahlt haben soll.
Die Organisatoren in Katar haben die Vorwürfe zurückgewiesen. Alle Anschuldigungen seien falsch, hieß es in einem Statement. Bin Hammam habe beim Bewerbungsverfahren „keine offizielle oder inoffizielle Rolle“ eingenommen. „Wir bestreiten alle Vorwürfe von Fehlverhalten. Wir werden die erforderlichen Schritte ergreifen, um die Integrität von Katars Bewerbung zu verteidigen.“
Eine FIFA-Kommission unter Leitung des ehemaligen amerikanischen Staatsanwalts Michael Garcia untersucht derzeit die Vorwürfe im Zusammenhang mit der Vergabe der WM 2022. Der Abschlussbericht soll noch in diesem Jahr vorgelegt werden. An diesem Montag soll Garcia Mitglieder von Katars WM-Bewerbungskomitee im Oman treffen. Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger kritisierte als Mitglied der FIFA-Regierung das Ermittlungstempo und forderte ein zeitnahes Ergebnis: „Ich bin alles andere als sicher, ob die WM in Katar ausgetragen wird, weil zu viel gewichtige Punkte nicht geklärt sind.“
Jüngst hatte Blatter den Zuschlag für Katar als Fehler bezeichnet, dies aber auf die klimatischen Bedingungen in dem Wüstenstaat bezogen. „Wissen sie, man macht viele Fehler im Leben“, sagte der Schweizer in einem Fernsehinterview.
Die WM in Katar ist schon jetzt, acht Jahr vor dem eigentlichen Beginn, ein sehr intensiv diskutiertes Thema. Korruptionsvorwürfe, Klimaprobleme, Menschenrechtsverletzungen, unmoralische Arbeitsbedingungen bei Stadionbauten und vielen mehr. Man sollte schnellstmöglich unter dieses Thema einen Strich ziehen, noch ist es Zeeit hierfür!

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